24. Dezember 2019, 10:51 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die köstliche Weihnachtszeit will und sollte niemand völlig genussfrei verbringen. Ungünstig nur, dass die Festtagsgerichte und alkoholischen Getränke in der Summe regelrechte Kalorienbomben sind. Wer nicht mit reichlich Extra-Kilos ins neue Jahr starten möchte, sollte unsere fünf Tipps beherzigen.
Im FITBOOK-Interview gibt Sven-David Müller, Ernährungsexperte und Buchautor („Kalorien-Ampel“, Trias Verlag), vorab eines zu bedenken: „Man nimmt nicht zwischen Weihnachten und Neujahr zu, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten.“ Soll heißen, dass eine vernünftige Einstellung zum Essen ganzjährig sinnvoll ist – und an den Feiertagen zu schlemmen, durchaus erlaubt. Bei vielen Menschen jedoch ist der Grat zwischen Genuss und Völlerei ein schmaler. Um die Weihnachtszeit ohne Fettleber und Gewichtszunahme zu überstehen, empfehlen sich diese einfachen Verhaltensregeln.
1. Lassen Sie es leicht angehen!
Nicht nur, damit es auch für Ihren Magen-Darm-Trakt Feiertage werden, sondern auch für ein gutes Gewissen nach dem Schmaus, sollte Ihr Menü sinnvoll, magen- und figurfreundlich gestaltet sein. Der Star Ihrer Speisefolge ist sicherlich der Hauptgang, da kann man es bei der Vorspeise etwas leichter angehen lassen. Wie wäre es zum Einstieg mit einem frischen Salat? Das ist nicht weniger lecker als Backkäse, Pastete oder Terrine, aber viel kalorienbewusster und lässt noch genügend Platz für den Rest des Menüs.
2. Zelebrieren Sie den Höhepunkt!
Den Gänsebraten der Figur zuliebe durch magereres Geflügel zu ersetzen, ist eine verbreitete Empfehlung. Der FITBOOK-Experte würde sie jedoch nicht unterschreiben. „Gans ist sicherlich ein fetter Vogel“, räumt er ein, „kaum ‚schlimmer‘ jedoch als etwa Ente.“ Und festlicher als ein Hähnchen solle es an Weihnachten schon sein. Vorausgesetzt, die Haut der Gans wurde eingestochen, laufe bei der Zubereitung der Großteil des gefürchteten Gansfetts ohnehin ab. Und statt einer Hackfleisch-Speck-Mischung tue es laut Müller eine fettärmere Füllung aus frischem und/oder getrocknetem Obst.
3. Beenden Sie mit einem guten (Bauch-)Gefühl!
Zum Dessert. Nachdem man schon mehrere Gänge genossen hat, ist ein großes Stück Kuchen oder eine Riesenschüssel Schokomousse nicht unbedingt die magenfreundlichste Wahl. Und so richtig Lust auf etwas Üppiges hat man im Zweifelsfall eh nicht mehr. Müller empfiehlt einen Winterklassiker: den Bratapfel. „Dafür einfach ausgehöhlte Äpfel mit etwas Marzipan und Rosinen füllen und bei mittlerer Hitze ins Backrohr schieben, bis die Schale oben aufplatzt. Schmeckt toll, rundet das Menü ab und kommt pro Stück auf gerade einmal 150 Kalorien.“
4. Trinken Sie in Maßen!
Mindestens genauso problematisch wie das reichhaltige Essen an den Feiertagen ist laut Müller, was dazu gepichelt wird. Die Kalorien des Aperitifs und der diversen das Menü begleitenden Gläser Wein läppern sich natürlich, nicht zu vergessen die hochprozentigen Kalorienbomben aus dem Spirituosenschränkchen zum krönenden Abschluss. „Hinzukommt, dass Alkoholkonsum die Kalorienverbrennung behindert“, warnt Müller. Gleichzeitig lockert ein Schwips die Stimmung und enthemmt. Man macht sich weniger Gedanken darüber, ob der dritte Nachschlag nun wirklich nötig ist, und schaufelt einfach drauf los.
Müllers Tipp: Das eine oder andere Gläschen Wein als Schorle trinken, also zur Hälfte mit Sprudelwasser aufgefüllt, um ein paar Kalorien einzusparen, und statt zur dritten Tasse Glühwein (jeweils 180 Kalorien) auch mal zum Adventstee greifen. Den kann man mit Zimt oder einem Schuss Orangensaft pimpen, um sich auf leckere Weise aufzuwärmen.
5. Überessen Sie sich nicht!
„Die meisten Menschen verwechseln Genuss mit Völlerei“, bringt es Ernährungscoach Müller auf den Punkt. „Sie denken, ‚jetzt darf man sich mal so richtig etwas gönnen‘, und planen entsprechend, möglichst viel von den ganzen leckeren Sachen zu essen. Dabei schmeckt es doch nicht besser, wenn man über eine normale Portion hinaus isst und sich danach fühlt, als würde man platzen.“
Wie Müller erklärt, verzichten viele im Vorfeld des Festschmaus‘ auf jegliche Nahrung. Quasi, um mit ihren Tageskalorien zu haushalten und dann besonders beherzt zugreifen zu dürfen. Die Gleichung gehe aber nicht auf: Wer sich völlig ausgehungert auf Keule, Beiwerk und das komplette Drumherum stürzt, tut sich am Ende unverhältnismäßig viel auf und hat bald das Drei- bis Vierfache der Kalorien drin. Besser: Vernünftig frühstücken und zu Mittag essen, bevor abends aufgetischt wird.
6. Meiden Sie unnötige Extras!
Und damit ist nicht das bescheidene Läppchen Haut auf Ihrem Stück Gänsebraten gemeint, das zwar sehr fetthaltig ist, in der Menge aber kalorientechnisch nicht ins Gewicht fällt – und das Gericht doch überhaupt erst ausmacht. Ebenso gehören Klöße und Co. natürlich dazu, müssen laut Müller jedoch nicht in fetten Soßen ertränkt werden. Dies findet er genauso unnötig wie das Reichen von buttrigen Toppings à la Béchamelsauce oder Bernaise zur Gemüsebeilage. „Das übertüncht den Geschmack nicht nur eklatant, sondern ist eine echte Fettschlacht.“ Ähnlich sei es mit Rotkohl – eigentlich ein super-gesundes Gemüse, dem in vielen Haushalten aber große Mengen Gänse- oder Butterschmalz beigegeben werden. Lässt man es weg, schmecke es genauso gut, sei aber weniger mächtig.
Dass das Weihnachtsmenü sattmachen wird – davon ist in aller Regel auszugehen. Es ist also nicht ratsam, sich aus dem obligatorischen Brotkorb zu bedienen, bevor das Essen begonnen hat. Auch sollten Sie von Plätzchen, Kipferln und anderem Süßkram, der zur Adventszeit in gefühlt jedem Winkel der Wohnung zu finden ist, die Finger lassen. Fünf Zimtsterne haben ungefähr 360 Kalorien, das entspricht einem ganzen Schnitzel (!). Sie wollen und dürfen natürlich trotzdem gegessen werden, aber bewusst und mit Genuss zur passenden Gelegenheit – beispielsweise nachmittags zum Kaffee oder Tee. Schiebt man sie gedankenlos und nebenher in den Mund, obwohl gleich noch ein offizieller Nachtisch serviert wird, braucht man sich über ein paar Extra-Kilos nicht wundern.
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7. Unterstützen Sie Ihre Verdauung!
Fettes Essen kann zu Sodbrennen, Blähungen und generellem Unwohlsein führen. Ein gelegentliches Tässchen Tee lindert Magen-Darm-Beschwerden. Sorten wie Kümmel und Fenchel oder Eisenkraut verbessern beispielsweise die Verträglichkeit von fettreichen Speisen, Artischocken-Extrakt regt den Gallenfluss an und unterstützt so die Fettverdauung.
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Fehlt es zudem an Bewegung, kommt die Verdauung schnell gänzlich zum Erliegen. Am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag findet sich garantiert etwas Zeit für eine kleine Joggingrunde durch den Winterwald oder auf dem Laufband im Fitness-Studio. Verbrennt die eine oder andere Festtagskalorie und ist nicht zuletzt auch eine gute Ausrede, dem massiven Familienzusammensein für einige Momente zu entfliehen.