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Die eigenen Grenzen sprengen

Roman lief 278 Kilometer für den guten Zweck

Nach vielen Marathons suchte sich Roman (31) eine größere Herausforderung
Nach vielen Marathons suchte sich Roman Schultes (31) eine größere Herausforderung. Er fand sie in seiner „Road to Amrum“ Foto: Roman Schultes privat
Julia Schüßler

16. Oktober 2017, 10:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Schmerzgrenze war erreicht, der Fuß schon lange dick, das Schienbein schmerzte, jeder Schritt tat weh. Nach 278 Kilometern in sechs Tagen war für Roman (31) in der Notaufnahme endgültig Schluss – 257 Kilometer vor dem eigentlichen Ziel. Dabei wollte er doch stolz darauf sein, sich selbst zu besiegen.

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Roman Schultes (31) ist ein Mann, der die sportlichen Herausforderungen sucht. „Angefixt“ wurde er von einem 4,5-Kilometer-Lauf durch den Sand. Das war 2013 und er brauchte dafür 26 Minuten, darüber lacht er heute. Seitdem muss es immer ein bisschen mehr sein. Halbmarathon. Der erste Marathon. Noch einer. Irgendwann war die Luft raus. „Ich wollte aus dem harten Halbmarathon- und Marathon-Training aussteigen – und gleichzeitig etwas anderes machen, als immer im Wettkampf gegen andere und gegen die Zeit zu laufen“, sagt der 31-Jährige gegenüber FITBOOK.

Tagesetappen zwischen 30 und 60 Kilometern

Letztlich waren diese Läufe nur die Vorbereitung für ein einmaliges Event: 535 Kilometer in elf Tagesetappen von seiner Heimat Langenfeld im Rheinland bis auf seine Lieblingsinsel Amrum in der Nordsee. Am 2. Mai 2016 startete Roman seinen Ultralauf, den er „Road to Amrum“ taufte. Die Tagesetappen variierten zwischen 30 und 60 Kilometern, dazwischen essen und sieben bis acht Stunden schlafen.

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Der Kick der extremen Herausforderungen

So wie Roman suchen viele andere den Kick in extremen sportlichen Herausforderungen. Ob als Ultra-, Langstrecken- oder Hindernislauf: Der Kampf gegen den eigenen Körper ist angesagter denn je. Events wie Tough Mudder und BraveheartBattle – bei denen der Teamgeist im Vordergrund steht, denn viele Hindernisse (durch Wasser oder Schlamm und über Mauern) kann man nur mit Hilfe der anderen Teilnehmer überwinden – oder klassische Ultraläufe, wie der 72 Kilometer lange Rennsteiglauf, erfreuen sich einer immer größer werdenden Beliebtheit.

Wo die persönliche Grenze liegt, muss jeder für sich entscheiden. Doch das Ganze ist nicht ohne Risiko. Denn die Belastung für Herz und Kreislauf ist extrem hoch – und Verletzungen sind an der Tagesordnung. Entscheidend ist, wie bei so vielem im Leben, eine realistische Selbsteinschätzung.

Auch interessant: 6 Schnür-Tricks, die typische Läuferprobleme lösen

, sagt Laufexperte Mike KleißÄrzte der Universität Yale haben herausgefunden, dass im schlimmsten Fall Nierenversagen und ein Herzinfarkt die Folge sein können. In einer Studie konnten sie zeigen, dass vier von fünf Teilnehmern beim Hartford-Marathon unter akutem Nierenversagen litten. Chirag Parikh, Hauptautor der Studie, stellte fest: „Die Niere reagiert auf den physischen Stress durch den Marathonlauf genauso, als wäre sie verletzt – so ähnlich wie bei Krankenhauspatienten, deren Niere durch Medikamenten- oder Operationskomplikationen beeinträchtigt ist.“ Auch das Herzkreislaufsystem wird bei solch extremen Läufen überstrapaziert, was in seltenen Fällen zu einem plötzlichen Herztod führen kann.

Am Tag 6: Ende in der Notaufnahme

Roman kam übrigens nicht bis Amrum – das Ende läutete ein umgeknickter Fuß an Tag vier ein. Noch zwei weitere Tage drückte er die Schmerzen weg und lief weiter. „Unverantwortlich – und ein Fehler“, wie er heute sagt. Nach sechs Tagen und 278 Kilometern waren die Schmerzen durch eine ins Schienbein und die Sehnen gewanderte Entzündung so stark, dass er aufgeben musste. In der Notaufnahme Bremen war Schluss.

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Hart für ihn, der es bis dahin gewohnt war, „sich selbst zu besiegen“. Heute erkennt er an: „Man hat Grenzen, die man nicht einfach überschreiten kann. Die Betonung liegt auf einfach. Eine Menge Vorbereitung und Wille gehören dazu.“ Was rät er anderen, die mit dem Gedanken spielen, sich einer extremen Herausforderung zu stellen? „Auf keinen Fall einfach drauf los“, sagt Roman. „Lasst das sein, das tut weh!“

Auch interessant: Die wichtigsten Tipps für Lauf-Einsteiger

Roman hat sich inzwischen eine neue Herausforderung gesucht – und beim Triathlon Blut geleckt. „Aus Versehen“, wie er sagt. Mittlerweile bestimmt der Sport sowohl sein Privat- als auch Berufsleben: Der gelernte Marketing- und Veranstaltungsmanager organisiert jetzt nicht mehr Partys, sondern Sport-und Laufevents. Seine letzte große sportliche Herausforderung liegt nur wenige Tage zurück: Anfang Oktober lief er den Köln-Marathon.

Roman nutzte seinen Extremlauf auch für den guten Zweck: Über Facebook sammelte er Spenden für den Amrumer Mukoviszidose e.V., dem sich der 31-Jährige schon länger verbunden fühlt. Die 535 Kilometer machte Roman nach seinem Ausscheiden mit Hilfe von Freunden und Familie voll, die für ihn Kilometer sammelten. Selbst eine Kita machte mit.

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Hintergrund: Was sind Ultraläufe?

In Deutschland gibt es eine Reihe solcher Rennen. Das längste ist mit einer Distanz von 661 Kilometern das Goldsteig-Ultrarace. Zu den bekannteren Ultraläufen zählt der Zugspitz-Ultrarace – 100 Kilometer und 5.400 Höhenmeter, der Trans Alpine Run, bei dem es 300 Kilometer zu Fuß über die Alpen geht, oder der Rennsteiglauf – 72 Kilometer durch den Thüringer Wald. Einige Ultraläufe werden als Etappenläufe ausgetragen. Es gibt auch Ultraläufe, bei denen nicht die Strecke, sondern die Zeit vorgegeben ist, in der die Teilnehmer versuchen, eine möglichst lange Strecke zu bewältigen. Ein Beispiel dafür ist der sechsstündige Sri-Chinmoy-Lauf.

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