18. Februar 2021, 11:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Glückshormone, Kuschelhormone, Sexualhormone: Davon gehört hat jeder schon mal. Aber was genau haben die Botenstoffe für einen Einfluss in unserem Körper? Lassen sie sich bewusst steuern wie manchmal behauptet wird, oder ist der Mensch seinen Hormonen machtlos ausgeliefert?
„Das sind die Hormone!“ – diesen Satz bekommen Schwangere andauernd zu hören. Allerdings haben nicht nur werdende Mütter mit dem Einfluss der Botenstoffe zu tun, sondern jeder Mensch.
„Das Hormonsystem ist Teil unserer inneren Betriebsorganisation“, erklärt Peter Walschburger, Professor für Biopsychologie an der Freien Universität Berlin. Ohne Hormone geht im Grunde gar nichts. Aber welches Hormon hat welchen Einfluss? FITBOOK hat den Überblick.
Übersicht
- Endorphine: Natürliche Schmerzstiller
- Adrenalin: das Action-Hormon
- Serotonin, Dopamin, Noradrenalin: der „Glückscocktail“
- Östrogen und Testosteron: mehr als nur Sex
- Schilddrüsenhormone: Energie in der richtigen Dosis
- Cortisol: Kraft für den Tag
- Insulin: das körpereigene Speichermedium
- Oxytocin: das „Kuschelhormon“
- Somatropin: das Wachstumshormon
- Melatonin: das Schlafhormon
Endorphine: Natürliche Schmerzstiller
Wenn sich der Mensch verletzt, macht der Körper etwas ziemlich Geniales. Er schüttet ein Schmerzmittel aus: Endorphine. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein mildes Medikament wie es jeder in der Hausapotheke hat. „Endorphine sind körpereigene Opiate“, sagt Walschburger. Der Körper hält diese Stoffe vor, damit der Mensch auch im Notfall noch reaktionsfähig ist.
Adrenalin: das Action-Hormon
Das Hormon Adrenalin ist dafür zuständig, zusätzliche Kräfte zu mobilisieren, damit der Mensch fliehen kann. Es setzt den Körper in Alarmbereitschaft. Der Botenstoff wird im Nebennierenmark gebildet und von dort aus in die Blutbahn abgegeben. Überall im Körper aktiviert Adrenalin Rezeptoren, die die kleinen Blutgefäße engstellen, damit der Blutdruck steigt. „Das ist das Besondere an Hormonen: Sie werden an einer Stelle ausgeschüttet, können aber ganz woanders wirken“, erklärt Prof. Matthias M. Weber, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie.
Serotonin, Dopamin, Noradrenalin: der „Glückscocktail“
Bei Serotonin, Dopamin und Noradrenalin handelt sich um Hormone und Neurotransmitter, welche auch maßgeblich Einfluss nehmen. Sie sind für die Übertragung der Erregung von einer Nervenzelle zur anderen verantwortlich sind, erklärt Prof. Joachim Spranger, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Berliner Charité. Serotonin sorgt dafür, dass sich der Mensch tagsüber lebendig fühlt – daher wird es gern als „Glückshormon“ bezeichnet. Gemeinsam mit Dopamin und Noradrenalin setzt es Verliebten die sprichwörtliche „rosarote Brille“ auf.
Östrogen und Testosteron: mehr als nur Sex
Unter anderem dank der beiden Sexualhormone sehen Frauen aus wie Frauen und Männer wie Männer. Sie beeinflussen das Lustempfinden und die Fähigkeit, sich fortzupflanzen. Das ist aber noch nicht alles: „Östrogen ist zum Beispiel auch für den Knochenbau wichtig“, sagt Spranger. Ab den Wechseljahren stellt der Körper die Östrogenproduktion nach und nach ein – daher nimmt die Knochendichte bei Frauen häufig ab. „Testosteron wiederum ist nicht mit Geilheit gleichzusetzen“, stellt Walschburger klar. Es gibt beispielsweise auch einen Zusammenhang zwischen dem Hormon und Erfolgserlebnissen. Gewinnt etwa bei einem Fußballspiel die favorisierte Mannschaft, steigt der Testosteronspiegel – „auch wenn die Fans nur mitgefiebert und gar nicht selbst gespielt haben.“
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Schilddrüsenhormone: Energie in der richtigen Dosis
Die in den Zellen der Schilddrüse produzierte Hormone wie Triiodthyronin und Thyroxin gehören zu den Botenstoffen, die überall im Körper wirken. Sie sind an der Regulation des Herz-Kreislauf-Systems beteiligt, regen den Stoffwechsel an und sorgen so dafür, dass dem Körper immer genügend, aber auch nicht zu viel Energie zur Verfügung steht.
Cortisol: Kraft für den Tag
Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert und ist wie Adrenalin ein Stresshormon. Ausgeschüttet wird es aber nicht nur, wenn der Mensch Stress verspürt. Ohne genügend Cortisol in der Blutbahn wäre der Mensch gar nicht lebensfähig. Es würde schwer fallen, morgens überhaupt aufzustehen. Cortisol wirkt sowohl auf die Blutgefäße als auch auf den Stoffwechsel. Besonders wichtig ist es für den Blutsalzhaushalt.
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Insulin: das körpereigene Speichermedium
Insulin versetzt den Körper in die Lage, Energie zu speichern. Hat ein gesunder Mensch Kohlenhydrate gegessen, schütten die Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Das Insulin schließt dann die Zellwände auf, damit der Zucker in die Zellen gelangen und dort gespeichert werden kann. Folglich sinkt der Zuckerspiegel im Blut: ein lebenswichtiger Mechanismus.
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Oxytocin: das „Kuschelhormon“
Während Verliebten ein Mix aus Serotonin, Noradrenalin und Dopamin den Kopf verdreht, schüttet das Gehirn Oxytocin aus, wenn aus einer Affäre eine Liebesbeziehung wird. Es beeinflusst auch, wie gut ein Mensch außerhalb von Paarbeziehungen mit anderen interagiert. Bindungshormon wäre also vielleicht der passendere Begriff. Besonders wichtig ist Oxytocin für die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern.
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Somatropin: das Wachstumshormon
Das Wachstumshormon Somatropin ist bei Kindern – wie der Name schon sagt – für das Wachstum zuständig. Bei Erwachsenen ist es unter anderem für die Verteilung des Fetts im Körper verantwortlich. Wer einen athletischen Körper haben möchte, sollte also die Ausschüttung des Wachstumshormons anregen. Anders als bei anderen Hormonen kann der Mensch das ganz bewusst tun, erklärt Spranger: „Zum Beispiel durch ausreichend Schlaf.“ Und auch die Schlafqualität unterliegt dem Einfluss von Hormonen.
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Melatonin: das Schlafhormon
Melatonin vermindert durch seine antioxydative Wirkung die Auswirkungen schädlicher freier Radikale, die sonst Zellalterung und -schäden verursachen können. Allen voran ist es aber als Schlafhormon bekannt. Das Hormon hat Einfluss auf den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen. Bei dunkleren Lichtverhältnissen signalisiert es dem Körper Schlafenszeit und lässt ihn müde werden. Wenn es heller wird, geht die Ausschüttung des Hormons durch die Zirbeldrüse im Hirn zurück, wodurch das Wachwerden eingeläutet wird. Sind der Melatoninhaushalt und entsprechend die Ein- und Durschlafqualität gestört, kann in manchen Fällen ein Arzneimittel helfen.