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Studie liefert Erkenntnisse

Welches Training am besten für Herzpatienten ist

Training bei Herzpatienten: Mann beim Belastungs-EKG
Herzpatienten profitieren von Bewegung. Eine Studie hat untersucht, welcher Ansatz den größten gesundheitlichen Nutzen bringt. Foto: Getty Images / Gorodenkoff
Nuno Alves
Chefredakteur

31. Januar 2025, 13:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Bei Herzpatienten kann regelmäßige Bewegung ein wichtiger Faktor sein, um die Gesundheit zu verbessern. Doch welche Art von Training bietet den größten Nutzen? Dieser Frage ging eine Studie der Universität Nottingham nach. Es wurde untersucht, ob kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining in puncto körperlicher Fitness und Körperzusammensetzung bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) einen Vorteil gegenüber reinem Ausdauertraining bringt. Aus dem Ergebnis lassen sich Empfehlungen für die Behandlung und Begleitung Betroffener ableiten.

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Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Sie entsteht durch Verengungen oder Blockaden der Herzkranzgefäße, die zu Durchblutungsstörungen des Herzens führen. Mögliche Folge: Herzenge (Angina pectoris), Herzrhythmusstörungen oder ein Herzinfarkt. Trotz moderner Behandlungen wie Stents oder Bypass-Operationen bleibt das Risiko für erneute Herzprobleme hoch. Bewegung ist ein zentraler Bestandteil der Reha, meist in Form von Ausdauertraining – etwa Gehen oder Radfahren. In den vergangenen Jahren hat sich Krafttraining als ergänzende Maßnahme etabliert. Ein Forschungsteam um Tasuku Terada von der Universität Nottingham in England hat untersucht, ob beim Training eine Kombination von Kraft und Ausdauer größere gesundheitliche Vorteile für Herzpatienten bietet – und lieferte dabei wichtige Erkenntnisse.1

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Was genau wurde untersucht?

In der im „British Journal of Sports Medicine“ erschienen systematischen Überprüfung und Metaanalyse wurden 23 randomisierte klinische Studien mit insgesamt 916 Teilnehmern ausgewertet. Dabei wurden Patienten mit KHK zufällig in zwei Gruppen eingeteilt (randomisiert): Eine Gruppe führte kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining durch, die andere ausschließlich Ausdauertraining. Diese Herangehensweise stellt durch die zufällige Gruppeneinteilung sicher, dass die Ergebnisse nicht durch unbewusste Verzerrungen beeinflusst werden.

Ziel war es, die Wirkung der beiden Trainingsansätze hinsichtlich drei zentraler Aspekte zu vergleichen:

  • Kardiorespiratorische Fitness (CRF): Diese beschreibt, wie gut Herz, Lunge und Muskeln zusammenarbeiten, um den Körper während Bewegung mit Sauerstoff zu versorgen. Eine hohe CRF ist ein wichtiger Indikator für geringere Sterblichkeitsraten.
  • Körperzusammensetzung: Der Anteil von Muskelmasse, Fett und Wasser im Körper.
  • Kardiometabolische Marker: Werte wie Cholesterin und Blutzucker, die das Risiko für Herz- und Stoffwechselerkrankungen anzeigen.

Die Forscher wollten untersuchen, ob das Hinzufügen von Krafttraining die positiven Effekte des Ausdauertrainings noch weiter verbessern kann, ohne die Vorteile des Ausdauertrainings zu verringern.

Studiendesign und Methoden

Die Auswahl und Auswertung der Studien erfolgte auf Basis der sogenannten PRISMA-Richtlinien, einem internationalen Standard für hochwertige wissenschaftliche Analysen.

Zudem beachteten die Forscher, dass die einbezogenen Studien mindestens eine Dauer von vier Wochen hatten – eine Zeitspanne, die für erste physiologische Anpassungen notwendig ist.



Das Ausdauertraining bestand aus Aktivitäten wie Gehen, Radfahren oder Laufen. Das Krafttraining umfasste Übungen mit freien Gewichten, Maschinen oder Eigengewicht. Die Hauptziele der jeweiligen Studien waren die Fitness, die Körperzusammensetzung und Laborwerte wie Cholesterin. Alle Daten wurden systematisch unter- und miteinander verglichen.

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Training bei Herzpatienten – das ergab die Analyse

Die Untersuchung zeigte deutliche Vorteile des kombinierten Trainings:

1. Bei der Fitness

Die kardiorespiratorische Fitness verbesserte sich in der Gruppe, die sowohl Kraft als auch Ausdauer trainierte, stärker. Allerdings zeigte sich auch, dass das kombinierte Training die kardiorespiratorische Fitness nur dann signifikant verbesserte, wenn das Volumen des Ausdauertrainings vollständig beibehalten wurde – in diesem Fall war der Effekt um 0,36 Standardabweichungen höher als beim reinen Ausdauertraining. Das bedeutet, dass die Kombination zu einer moderaten Verbesserung der Fitness führt. Wurde hingegen das Ausdauertraining zugunsten von Krafttraining reduziert, ergab sich kein zusätzlicher Vorteil gegenüber der reinen Ausdauergruppe, was für die Trainingsplanung besonders relevant ist.

2. Bei der Körperzusammensetzung

Die fettfreie Körpermasse der Patienten stieg um knapp 800 Gramm, während der Körperfettanteil um 2,2 Prozent sank. Bei einer Person mit 70 Kilogramm Gewicht entspricht dies einem Fettverlust von etwa 1,5 Kilogramm.

3. Beim HDL-Cholesterin

Das als vorteilhaft geltende HDL-Cholesterin stieg signifikant stärker an, wenn das kombinierte Training durchgeführt wurde, ohne das Ausdauertraining zu reduzieren. Dieser Effekt deutet auf einen zusätzlichen Nutzen für die Herzgesundheit hin.

Kardiometabolische Marker wie Gesamtcholesterin oder Blutzucker unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen, da viele Teilnehmer bereits gut eingestellte Werte hatten, was mögliche Verbesserungen begrenzte. Zudem zeigte die Kombination aus Aerobic Interval Training (AIT) und Krafttraining keine zusätzlichen Vorteile gegenüber AIT allein.

Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?

Die Ergebnisse unterstreichen die klare Empfehlung, Krafttraining als Ergänzung zum Ausdauertraining in Rehabilitationsprogrammen einzusetzen – jedoch ohne das Ausdauertraining zu reduzieren. Eine höhere kardiorespiratorische Fitness senkt nachweislich das Risiko für erneute Herzprobleme und ist ein wichtiger Indikator für eine längere Lebenserwartung.

Zusätzlich zeigen die positiven Veränderungen der Körperzusammensetzung, dass das kombinierte Training über das Herz-Kreislauf-System hinausgehende Vorteile bietet, etwa durch den Muskelaufbau und die Reduktion von Körperfett.

Interessant ist zudem die Steigerung des HDL-Cholesterins durch das kombinierte Training. Dies könnte zusätzlich zur Herzgesundheit beitragen.

Auf Anfrage von FITBOOK sagt Tasuku Terada zu der Studie: „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung des Trainingsvolumens für die Verbesserung der kardiorespiratorischen Fitness.“ Ein kombiniertes Programm, das sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining integriere, führe daher zu größeren Verbesserungen in der kardiorespiratorischen Fitness.

„Das Ersetzen eines Teils des Ausdauertrainings durch Krafttraining beeinträchtigt die Verbesserungen der kardiorespiratorischen Fitness nicht, sondern steigert zusätzlich die Muskelkraft“, ergänzt Terada. Um weitere Verbesserungen bei der kardiorespiratorischen Fitness zu erzielen, sei es allerdings entscheidend, Krafttraining hinzuzufügen, ohne das Volumen des aeroben Trainings zu reduzieren.

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Training bei Herzpatienten – was die Forscher empfehlen 

Laut Terada umfassen allgemeine Empfehlungen für Personen ohne Kontraindikationen mindestens 150 Minuten pro Woche moderates aerobes Training oder 75 Minuten pro Woche intensives aerobes Training sowie Krafttraining an mindestens zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen pro Woche. „Regelmäßige körperliche Aktivität ist entscheidend für die Erhaltung und Verbesserung der allgemeinen Gesundheit“, betont Terada.

Zur Wahl der Methoden beim Gewichtstraining sagt der Forscher: „Krafttrainingsgeräte, freie Gewichte, Widerstandsbänder und Übungen mit dem eigenen Körpergewicht sind allesamt effektiv.“ Entscheidend sei es, eine Trainingsform zu finden, die leicht zugänglich und angenehm ist, um langfristig das Training beizubehalten. 

Terada weiter: „Es wird empfohlen, mit geringem Widerstand und höheren Wiederholungszahlen, zehn bis 15 Wiederholungen, zu beginnen und sich auf die großen Muskelgruppen zu konzentrieren, bevor schrittweise die Belastung erhöht wird. Übungen, die mehrere Gelenke beanspruchen, z. B. Beinpresse und Brustpresse, sollten nach Möglichkeit priorisiert werden.“

Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen

Die Untersuchung umfasst hochwertige Studien aus verschiedenen Ländern, weist aber auch Einschränkungen auf. So erschweren Unterschiede in Methodik, Trainingsintensität und -dauer die Vergleichbarkeit. Weiterhin gab es in einigen betrachteten Studien auch Abbrüche von Teilnehmern, teils aufgrund von Nebenwirkungen wie Muskel- und Gelenkschmerzen. Zudem wurden nicht immer alle relevanten Daten vollständig erfasst, was die Aussagekraft der Ergebnisse beeinflussen könnte.

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Fazit zum Training für Herzpatienten

Kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining bietet Patienten mit koronarer Herzkrankheit entscheidende Vorteile – insbesondere bei der Fitness, der Körperzusammensetzung und der Steigerung des HDL-Cholesterins. Man erreicht den vollen Nutzen, wenn das Krafttraining das bestehende Ausdauertraining ergänzt, ohne dessen Volumen zu verringern.

Diese Erkenntnisse könnten für Reha-Programme neue Ansätze bieten und Betroffenen helfen, ihre Gesundheit langfristig zu verbessern.

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Quellen

  1. Terada, T., Pap, R., Thomas, A., Wei, R., Noda, T., Visintini, S., & Reed, J. L. (2024). Effects of muscle strength training combined with aerobic training versus aerobic training alone on cardiovascular disease risk indicators in patients with coronary artery disease: a systematic review and meta-analysis of randomised clinical trials. British Journal of Sports Medicine ↩︎
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