30. Januar 2018, 10:50 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Superkalt war es diesen Winter kaum. Trotzdem – oder besser gesagt: gerade deshalb! – schleppen viele von uns hartnäckige Erkältungen mit sich herum. FITBOOK weiß von Experten, warum wir bei milderen Temperaturen schneller krank werden.
Man „erkältet“ sich eher, wenn es draußen richtig kalt ist? Zumindest die Wortbedeutung lässt das vermuten. Doch gerade wenn das Wetter sich von seiner schmuddeligen, undefinierbaren Seite zeigt – also wenn die Temperaturen immer wieder an der 10-Grad-Plus-Marke kratzen und sich das Ganze kaum wie Winter anfühlt –, sind Infekte verbreitet. Und daran sind wir nicht zuletzt selbst schuld!
Keine FITBOOK-Themen mehr verpassen – abonnieren Sie hier unseren Newsletter!
Wetter allein macht nicht krank
Wie Professor Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes im FITBOOK-Interview erklärt, sind es mehrere Faktoren, die zur höheren Erkältungsanfälligkeit bei Wischi-Waschi-Winter beitragen. Allem voran ein falsches Verhalten. „Die relativ milden Temperaturen veranlassen viele Menschen dazu, sich zu leicht zu kleiden. Der Wind dreht sich aber trotzdem und auch im Tagesverlauf ändern sich die Bedingungen.“ Spätestens zum Abend hin oder wenn es unerwartet stürmisch wird, sei man zu dünn angezogen.
Auch dass es im Moment ständig grau ist, tue uns laut Matzarakis nicht gut. Durch das fehlende Licht verfalle der Organismus in eine Art Schlafmodus, produziere mehr vom Schlafhormon Melatonin statt vom Neurotransmitter Serotonin. Vor allem das sogenannte „Sonnenhormon“ Vitamin D komme zu kurz, was Symptome wie Müdigkeit, Lustlosigkeit und depressive Verstimmung auslösen könne. Auch wirke sich ein Vitamin-D-Mangel ungünstig auf Knochengesundheit und das Immunsystem aus. Und die Abwehrkräfte leiden auch aus anderen Gründen.
Auch interessant: Alles, was Sie über Vitamin-D-Mangel wissen müssen
Niederschläge tun ihr Übriges
Schnee haben wir in diesem Jahr nur wenig gesehen, dafür reichlich Regen. Kein Wunder, dass man nach Möglichkeit Wind und Wetter fern und lieber in den eigenen vier Wänden bleibt. „Dabei würde gerade durch die Reize der verschiedenen Jahreszeiten das Immunsystem gestärkt. Man härtet ab und wird dadurch weniger krank,“ erklärt Diplom-Sportwissenschaftler und Personal Coach Felix Klemme gegenüber FITBOOK. Auch wenn man zu wenig frische Luft und Sauerstoff bekommt, ist das der Gesundheit also nicht gerade zuträglich.
Auch interessant: Warum Outdoor-Sport im Winter so gesund ist
Drinnen haben Erreger freie Bahn
Sich viel drinnen aufzuhalten, birgt weitere Nachteile, wie uns Dr. Ralph-Detlev Dettmer, Facharzt für Innere Medizin und Naturheilverfahren aus Frankfurt, erklärt. Auch ihm kommt es so vor, als zähle er in diesem milden Winter mehr Erkältungspatienten als in richtig kalten Jahren in der Vergangenheit. „Bei Heizungsluft herrscht eine geringe Luftfeuchtigkeit, wodurch die Schleimhäute austrocknen. Das macht sie anfälliger für das Eindringen von Erregern.“ Apropos Erreger: Dettmer warnt insbesondere vor Viren und Bakterien in geschlossenen Räumen. Wer sich viel in öffentlichen Verkehrsmitteln aufhält – etwa weil man bei dem Schmuddelwetter nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad an seinen Zielort gelangen möchte –, hat sich schnell etwas eingefangen. Erst einmal erkältet, kurieren viele von uns sich nicht richtig aus; nach dem Motto, „draußen sei es ja mild und kranker wird man nicht“. Ohne aufzupassen gerät man schnell in eine Erkältungsspirale.
Auch interessant: 5 Gründe, zu Fuß zur Arbeit zu gehen
Biometeorologie Unsere Gesundheit profitiert vom Altweibersommer
Minustemperaturen in Deutschland Was ist beim Outdoor-Sport bei Kälte zu beachten?
Nicht nur wegen Corona wichtig! Richtiges Lüften und sein Einfluss auf ein gesundes Raumklima
So bleiben Sie gesund!
„Besser, man trägt zu viel als zu wenig“, weiß Prof. Matzarakis. Um gegenüber Temperaturschwankungen gewappnet zu sein, rät er dringend zum Zwiebelprinzip. Ebenso sei eine vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung extrem wichtig, um den Abwehrkräften auf die Sprünge zu helfen, bei besonders wetterempfindlichen Menschen empfehlen sich Nahrungsergänzungsmittel (beispielsweise Vitamin D). Auch ganz wichtig: trotz Unlust regelmäßig in der Natur bewegen! So lange man entsprechend gekleidet ist, sei die frische Luft – ob nun relativ mild oder extra-kalt – für die Immunabwehr nur von Vorteil. Und draußen ist die Wahrscheinlichkeit, doch noch ein paar Lichtstrahlen zu erwischen, viel größer als in der stickigen Bude.
Folgen Sie FITBOOK auf Facebook!
Übrigens unterscheiden Experten uns Menschen in drei Typen: die „Wetterreagierenden“, „Wetterfühligen“ und „Wetterempfindlichen“. Wie genau sich die jeweilige Ausprägung auf den Menschen auswirkt, erklärt Herr Prof. Matzarakis im Video:
FITBOOK wünscht Ihnen, dass Sie erkältungsfrei durch diesen Schmuddelwinter kommen!