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Beim Experten nachgefragt

Wie kommt es zu einem Fersensporn – und was hilft gegen die Beschwerden?

Fersensporn
Sehen kann man ihn nicht, aber manchmal ertasten: FITBOOK erklärt alles zum Thema Fersensporn. Foto: Getty Images
Laura Pomer

23. Januar 2021, 6:33 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Manchen Betroffenen bereitet ein Fersensporn teilweise starke Beschwerden. Bei anderen wird er durch Zufall, etwa im Rahmen einer Röntgenuntersuchung, festgestellt. Was die Ursachen betrifft, wissen Mediziner es heute besser als noch vor ein paar Jahren. FITBOOK hat vom Experten Genaueres über die knöchernen Auswüchse der Ferse erfahren.

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Laut Dr. med. univ. Philipp Vorauer, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirugie, ist der Fersensporn (Fachbegriff: Kalkaneussporn) ein verbreitetes Problem. Seiner Einschätzung nach leiden rund 16 Prozent der Europäer darunter.

Symptome eines Fersensporns – falls vorhanden

Es ist gut möglich, dass mehr Menschen einen Fersensporn haben, als er tatsächlich diagnostiziert wird: Denn wenn er keine Beschwerden bereitet, werde er oft auch nicht festgestellt. Auf der anderen Seite werde sein Vorhandensein häufig durch Zufall – etwa im Zuge der Untersuchung anderer Beschwerden – bemerkt.

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Schmerzen, als würde man auf einen Nagel treten

Ein symptomatischer Fersensporn kann einen Druckschmerz beim Auftreten verursachen. „Patienten schildern es meist so, als würden sie auf einen Nagel treten“, erklärt der Orthopäde. Manchen von ihnen spüren den Schmerz nur bei intensiver Belastung. Andere wiederum leiden permanent und extrem darunter.

Dabei ist es nicht der Fersensporn selbst, der etwaige Beschwerden verursacht, zumindest nicht er allein. „Vielmehr sind es die verkürzten Sehnen, die eine Überspannung der Muskeln und den damit einhergehende Zug am Fersenbein mitbringen“, sagt Dr. Vorauer zu FITBOOK. Die Stelle wird auf die Dauer gereizt und kann sich entzünden – das tut dann weh. Sind die Beschwerden sehr stark, hat sich womöglich auch die Sehnenplatte an der Fußsohle entzündet. Behandler sprechen dann von einer Plantarfasziitis.

Die Ursachen für einen Fersensporn

Oft hört und liest man, dass Fehl- oder Überbelastungen an der Entstehung eines Fersensporns schuld seien. Ebenso stehen Übergewicht und Fußfehlstellungen wie Platt- und Senkfüße als übliche Ursache im Verdacht. Dr. Vorauer und seine Kollegen sehen diese Erklärungen jedoch als überholt an.

Bewegungsmangel verkürzt Muskeln und Sehnen

Es stecken „immer verkürzte Muskeln und Sehnen“ dahinter, so die Überzeugung des Facharztes. Und diese kann man wohl fast als moderne Volkskrankheit bezeichnen. Unsere Füße seien stets in monotoner Haltung auf geradem Untergrund in Schuhe gesteckt, weshalb sie sich an Unebenheiten nicht anpassen müssen. Deshalb sind bei so vielem Menschen die Muskeln und Sehnen verkürzt.

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Knochen reagiert auf „muskulär-fasziale Überspannungen“

Die oben genannten Verkürzungen können laut Dr. Vorauer zu Überspannungen der Muskeln und Faszien führen, und diese einen enormen Zug auf die Sehnen ausüben. Die Knochenhaut reagiere auf diesen Zug, indem sie sich leicht abzuwölben beginnt – in die Richtung, in die die Sehne zieht. Mit der Zeit deutet der Knochen das als Signal, an diese Stelle zu wachsen. Der Zwischenraum, der unter dem Zug besteht, verknöchert – fertig ist der Fersensporn.

Unterer und oberer Fersensporn

Orthopäden unterscheiden zwischen zwei Arten des Fersensporns. Häufiger ist der untere, sogenannte plantare Fersensporn. Dieser entsteht unterhalb der Ferse als Reaktion auf die starke Streckung der Sehnenplatte.

Der obere (= dorsale) Fersensporn liegt am Ansatz der Achillessehne. An dieser Stelle rührt der Auswuchs aus einer überhöhten Spannung zwischen Fersenbein und Wadenmuskulatur.

Wie stellt man einen Fersensporn fest?

Meist sei der Fall schon klar, wenn Patienten ihre Beschwerden schildern. Zudem könne man einen Fersensporn manchmal ertasten. Mit bloßem Auge sehen allerdings nicht.

Die definitive Diagnose stellt der Arzt per Röntgenaufnahme oder MRT. Seien dabei „richtige Risse der Sehnen und Muskeln“ zu sehen, müsse die Verkürzung extrem stark gewesen sein. Im Fall solcher Risse komme es besonders oft zu Entzündungen der Muskelsehnenplatte an der Fußsohle.

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Wer ist besonders gefährdet?

Tatsächlich seien öfter Frauen betroffen – und nicht zuletzt solche, die häufig hochhackige Schuhe tragen. In dieser unnatürlichen Haltung verkürzen Sehnen laut Dr. Vorauer schnell.

Daneben haben auch viele Übergewichtige einen Fersensporn. Allerdings nicht aufgrund des Übergewichts, wie der Facharzt betont. So könnten sowohl ein ungesunder BMI (Body-Mass-Index) als eben auch der Fersensporn auf ein zu geringes Maß an Bewegung zurückgehen.

Doch auch diejenigen, die sich viel bewegen – aber eben falsch – seien nicht vor einem Fersensporn gefeit. So würden bei Marianowicz Medizin auch einige bspw. Fußballspieler mit Fersensporn behandelt. Vor allem seien es Hobbyläufer, die sich nach dem Joggen zu wenig dehnen.

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Wie sieht die Behandlung aus?

Den Fersensporn operieren – das tue man heute quasi gar nicht mehr. Vorausgesetzt, es bestehen überhaupt Beschwerden, gebe es jedoch verschiedene Möglichkeiten zur konservativen Therapie. Für den Alltag empfehlen sich Eingelesohlen, um die Ferse abzupolstern.

Physiotherapie

Gezielte Krankengymnastik und Physiotherapie können dabei helfen, die Beschwerden zu linden.

Daneben empfiehlt Dr. Vorauer auch bspw. Yoga – sowohl zur Vorsorge als auch zur Behandlung von Beschwerden. Bei Sportarten wie Yoga werde der Fuß (sowie der Rest des Körpers) gründlich gedehnt und flexibel gemacht.

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Unterspritzungen

Im Fall sehr schlimmer Schmerzen könne es sinnvoll sein, dem Patienten Spritzen zu verabreichen. Nicht jedoch mit Kortison, wie es bei anderen orthopädischen Maßnahmen der Fall sein kann, sondern mit Eigenblut. Die im Plasma enthaltenen Wachstumsfaktoren sollen die Regeneration der Zellen fördern.

Stoßwellentherapie

Ansonsten seien Stoßwellen die effektivste Methode, Entzündungen im Bereich des Fersensporns zu behandeln. Dabei werden mithilfe einer sogenannten Schallsonde elektromagnetisch Druckwellen erzeugt. Erst unter der Haut setzen die Stoßwellen ihre Energie gezielt im zu behandelnden Gewebe frei; darüber liegendes Fett- oder Muskelgewebe würden durch diese Behandlung nicht geschädigt.

„Man muss wissen, dass die Behandlung relativ langwierig sein kann“, betont Dr. Vorauer. Es dauere Monate, bis sich ein Fersensporn ausgebildet hat und das umliegende Gewebe in Mitleidenschaft zieht. Die Beschwerden zu lindern, verlange entsprechend auch seine Zeit.

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