4. Februar 2021, 14:36 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Immer mehr Deutsche tragen ein Fitness-Armband oder eine Smartwatch. Besonders beliebt ist dabei die Schrittzählerfunktion. Auch Smartphones können Schritte zählen. Doch wie funktioniert es? Und sind die Daten überhaupt zuverlässig?
Fitnesstracker, Smartwatches und Smartphones zählen die Schritte, die wir tagtäglich machen. Wer auf seine Gesundheit achtet, der behält diese gerne im Blick, denn von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden 10.000 Schritte pro Tag empfohlen. Beim Erreichen des Tagesziels wird man je nach Gerät und Einstellung sogar in Form von Pokalen oder hüpfenden Figuren auf dem Display belohnt. Das motiviert, sich jeden Tag in Bewegung zu halten. Doch nicht wenige zweifeln die Zahlen an und stellen sich die Frage: Wie zuverlässig sind Schrittzähler überhaupt?
Übersicht
- Das Geheimnis: der 3-Achsen-Beschleunigungsmesser
- Fitnesstracker verbinden sich mit dem Navi-Modul des Smartphones
- Alltagsbewegungen werden fälschlicherweise als Schritte gezählt
- Stiftung Warentest: Acht Fitnesstracker erfassen Schritte präzise
- FITBOOK-Kurztest: Wie zuverlässig sind Schrittzähler?
- Wie stark weichen die Werte von Smartphone und Fitnessracker auf einer längeren Strecke ab?
- Fazit
Das Geheimnis: der 3-Achsen-Beschleunigungsmesser
Die Technik dahinter besteht eigentlich nur aus einem sogenannten MEMS-Sensor – die Abkürzung steht für ein „mikro-elektro-mechanisches System“. Umgangssprachlich wird dieser oft auch als 3-Achsen-Beschleunigungsmesser bezeichnet, denn er kann alle Bewegungen, die wir nach links, rechts, nach vorne, hinten sowie oben und unten ausführen voneinander unterscheiden. Theoretisch ist er also in der Lage zu erkennen, ob wir uns nur umdrehen oder beugen oder eben einen Schritt machen. Die Daten werden dann in der dazugehörigen Smartphone-App ausgewertet und angezeigt.
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Fitnesstracker verbinden sich mit dem Navi-Modul des Smartphones
Denkt der Fitnesstracker, er habe Schritte erkannt, errechnet er die zurückgelegte Strecke mithilfe der Schrittlänge. Dafür verbinden sich manche Geräte mit dem Navi-Modul des Smartphones. Andere wiederum errechnen die Schrittlänge lediglich aus der vom Nutzer eingegebenen Körpergröße. Die Schrittlänge einer Person kann allerdings variieren. So können etwa Erschöpfung oder ein Anstieg sie verkürzen. Für eine genaue Angabe müssten Smartwatches und Co. ein Modul zur Positionsbestimmung via Satellit haben – das fehlt ihnen jedoch meistens.
Alltagsbewegungen werden fälschlicherweise als Schritte gezählt
Allerdings ist es immer noch nicht möglich, die Bewegungen absolut fehlerfrei zu deuten. Dabei lassen sich insbesondere Fitness-Armbänder und Uhren leicht täuschen. Auch Tätigkeiten wie Geschirrabwaschen oder Staubsaugen können durch die Bewegung des Handgelenks als ein Schritt gewertet werden. Auch beim Tanzen werden Armbewegungen als Schritte gedeutet – selbst wenn man die Beine kaum bewegt. Das führt dazu, dass die Werte der Schrittzähler nicht immer zuverlässig sind.
In dieser Hinsicht scheint das Smartphone in der Hosentasche zuverlässiger zu sein, denn die Bewegung der Hüfte ist ein besserer Indikator für die Bewegung des gesamten Körpers als das Handgelenk. Andererseits hat man das Smartphone nicht ständig dabei, es liegt auch mal auf dem Schreib- oder Couchtisch.
Stiftung Warentest: Acht Fitnesstracker erfassen Schritte präzise
Nur acht von 25 getesteten Fitnesstracker seien als Schrittzähler zuverlässig und erhielten für die Messung der Streckenlänge die Bewertung „sehr gut“. Fünf weitere bekamen immerhin ein „gut“ für ihre Schrittzählerfunktion. Zu diesem Ergebnis kam Stiftung Warentest in ihrer Ausgabe 07/2020. Die Apple Watch Series 5 (ca. 500 Euro) und die Garmin Forerunner 245 (ca. 330 Euro) schnitten im Gesamtvergleich am besten ab. Die größten Messungenauigkeiten hatte im Test der Fitbit Inspire HR (ca. 70 Euro). Der Fitnesstracker wich im Schnitt um 40 Prozent von der tatsächlichen Strecke ab. Bei einem Probanden hatte sie sogar 53 Prozent weniger Streckenlänge gemessen.
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FITBOOK-Kurztest: Wie zuverlässig sind Schrittzähler?
Für unseren Selbstversuch sind wir einige hundert Meter weit gegangen und haben mitgezählt. Bei exakt 500 Schritten wurde überprüft, wie viel das iPhone SE 2020 in der Hosentasche und die Sportuhr am Handgelenk gemessen hatten. Das Ergebnis: Das Handy hat 510 Schritte gezählt, also 2 Prozent mehr als tatsächlich gegangen wurden. Die Sportuhr kam zum Ergebnis 518, also 3,6 Prozent zu viel. Auf kurzen Distanzen ist der Unterschied demnach noch relativ gering. Würde diese Fehlerquote jedoch beibehalten, läge die Uhr bei 10.000 Schritten bereits um 360 daneben, das iPhone um 200.
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Wie stark weichen die Werte von Smartphone und Fitnessracker auf einer längeren Strecke ab?
In einem weiteren Test haben wir außerdem bei einem längeren Spaziergang den Schrittzähler des iPhone 11 mit dem der Fitbit Inspire 2 verglichen. Das Smartphone erfasste dabei 6.054 Schritte, der Fitnesstracker auf die gleiche Strecke hingegen 6.423 Schritte, also 369 Schritte mehr.
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Fazit
Den Schrittzähler sollte man nicht als eine exakte Messung betrachten, sondern als eine Art Richtungsweiser für die Einschätzung der gesamten Bewegungsaktivität eines Tages. Dennoch: Schrittzähler und dazugehörige Apps motivieren, um auf die empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag zu kommen und sich letztendlich einfach mehr zu bewegen.