9. Januar 2018, 12:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Weg vom Alkoholiker zum Bodybuilder ist weit. Ein 32-jähriger Chinese jedoch, der seinen angeblich suchtkranken Vater zu Sport und einem gesünderen Lebenswandel motiviert haben will, möchte nun medienwirksam das Gegenteil beweisen. Mit vereinten Kräften wollen die beiden Männer in wenigen Monaten eine beeindruckende Verwandlung vorgenommen haben. Die Geschichte schlägt gerade hohe Wellen – ist jedoch, einem Diplom-Sportwissenschaftler zufolge, „eine ganz große Verarschung“. Die Gründe.
Der 32-jährige Jesse erwartete mit seiner Frau ein Kind – in vielen Fällen eine Phase, in der auch der Mann aus Gemütlichkeit und Solidarität ein wenig zunimmt. Dieser jedoch will genau das Gegenteil erreicht haben: bei sich selbst UND seinem Vater.
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Generalüberholung in sechs Monaten?
Jesse hat seine Geschichte in den vergangenen Wochen verschiedenen Medien erzählt, unter anderem dem Webportal „Boredpanda“. Seine Mutter habe angeboten, eine Weile bei den Eheleuten zu wohnen, um der Schwangeren unter die Arme zu greifen – in seinen Augen war das eine schöne Gelegenheit, den Verbund innerhalb der gesamten Familie zu stärken. So zog auch der künftige Großvater nach und bei ihnen ein. Sein Vater, Jesses Aussage nach ein Alkoholiker, soll es zu der Zeit nicht gut gegangen sein. Um ihm wieder Freude am Leben und ein besseres Körpergefühl zu schenken, will er auf die Idee einer gemeinsamen Gesundheits- und Abnehmoffensive gekommen sein. Die habe angeblich in kürzester Zeit üppige Früchte getragen, nachzuvollziehen auf diversen Fotos auf Instagram.
Extreme Verwandlung sorgt für Furore
Die Männer wollen ihr Programm stetig gesteigert haben. Begonnen mit gemäßigtem Laufen sollen sie sich bald in die Joggingschuhe gewagt, immer mehr Übungen in ihr Workout integriert und dann eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio abgeschlossen haben. Genaueres über ihre Trainingsroutine wird nicht verraten. Jesse, von Beruf Fotograf, zückte alle zehn Tage seine Kamera, um die Entwicklung der beiden Männer zu dokumentieren. Die hat – den Anschein macht es jedenfalls auf den Bildern – schon sehr früh nach dem offiziellen Startschuss der Abnehmoffensive (30. März 2017) begonnen. Motivierend genug, um auch die Frauen der Familie zum Mitmachen zu motivieren. Der After-Baby-Body der jungen Mutter konnte sich prompt wieder sehen lassen, auch die Großmutter verlor an Bauchumfang.
Zusehends purzelnde Pfunde
Von Woche zu Woche waren Vater und Sohn deutlich schlanker, sahen immer frischer und gesünder aus. Der Bier- wich einem Waschbrettbauch, die Körper der Männer wurden insgesamt immer athletischer – eine auffällig positive Entwicklung, vor allem beim vermeintlich alkoholkranken Familienoberhaupt. Die Personen auf den März-Fotos haben mit denen vom September kaum noch Ähnlichkeit, entsprechend begeistert zeigt sich auch die Netzgemeinde, mit Kommentaren à la „UNGLAUBLICH, wie viel jünger dein Papa aussieht!“ , „Oh mein Gott, Respekt!“ und „inspirierende Transformation“. Viele User jedoch wundern sich, dass Jesse seinen Vater so problemlos aus der vermeintlich Sucht hat holen und um 180 Grad drehen können. Und Felix Klemme, Diplom-Sportwissenschaftler und Personal Coach, hat noch weitere Zweifel an der ganzen Story.
Experte glaubt an „schlauen Werbe-Coup“
Klemme räumt ein, dass der Abnehmerfolg der beiden Chinesen im vorgegebenen Zeitraum auf jeden Fall möglich ist. In dem Fall handele es sich aber um eine Mogelpackung. Er hat sich die Fotos auf Jesses Instagram-Account sehr genau angeschaut. Sofort aufgefallen sei ihm der aufgedunsene Bauch des Vaters, der aus seiner Erfahrung eher für eine Nahrungsmittelunverträglichkeit spreche – „sehr typisch für eine Glutenintoleranz. Dann produziert der Bauch viele Gase und erscheint so kugelrund.“ Auch die „dicklich“ erscheinenden Wangen des Mannes führt der Trainer auf eine falsche Ernährung zurück. Diese kann das Gesicht anschwellen lassen. „Es ist gut möglich, dass er getreide- und zuckerhaltige Lebensmittel nach den ersten Doku-Fotos weggelassen hat und bereits dadurch schnell schlanker erschien.“
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Auch der jüngere „Abnehmheld“ sei ein Fake. „Man kann gut sehen, dass er eigentlich schlank ist und auf den Vorher-Fotos den Bauch ausstreckt.“ Klemme hat den Account des Fotografen durchforstet und dort ältere Bilder gefunden, die VOR der angeblichen Body-Revolution entstanden sind. „Darauf war er bereits fit, man sieht ihn auch viele Monate früher schon im Gym.“ Der Sportwissenschaftler ist sich sicher, „der Typ ist Fotograf und hat die Bilder obendrein tüchtig bearbeitet“, und hält die Aktion „für eine ganz große Verarsche“, wenngleich einen absoluten schlauen Coup für eine günstige Werbemaßnahme. „Durch die Medienberichterstattung hat er viel Reichweite erzielt. Sein Instagam-Account zählt bereits über 14.000 Follower, Tendenz steigend.“
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Fazit
Kann sein, dass der Experte recht hat, vielleicht ist an der Geschichte aber auch etwas dran. Quintessenz: Möglich ist der angebliche Fitnesserfolg auf jeden Fall! Das sollte uns – unabhängig davon, ob andere schummeln – für unsere eigenenen Body-Vorsätze allenfalls motivieren.