29. Dezember 2022, 4:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bei der Schrothkur handelt es sich um eine Art des Heilfastens, bei der auch Wein explizit erlaubt ist. FITBOOK erklärt, wie das Schrothfasten funktioniert und was die moderne Ernährungswissenschaft davon hält.
Die Schrothkur ist ein Naturheilverfahren, das auf die Selbstheilungskräfte des Körpers setzt. Im Kern basiert sie auf dem Fastenprinzip und einer veganen Ernährung. In der Originalversion ist auch Wein fester Bestandteil der Kur.
Übersicht
Was ist die Schrothkur?
Häufig wird der Name missinterpretiert, da sich „Schroth“ auf den Erfinder Johann Schroth (1789-1856) bezieht – und nicht etwa auf das Vollkorngetreide Schrot. Nichtsdestotrotz spielen Getreideprodukte eine entscheidende Rolle.
Die Schrothkur gehört zur Kategorie Heilfasten und ist eine kalorienarme Diät mit starker Einschränkung der Lebensmittelauswahl. Charakteristisch für diese Teilfastenkur sind sogenannte Trockentage und Trinktage mit Wein.
Im Gegensatz zu manchen anderen Fastenmethoden hat die Schrothkur keinen medizinischen Hintergrund. Schroth war Landwirt, und aufgrund seiner Beobachtung, dass kranke Tiere die Nahrungsaufnahme einschränken und wenig trinken, entwickelte er eine adaptierte, vegane Fastenmethode.
Auch interessant: »4 Wochen lang 36 Stunden fasten, 12 Stunden normal essen im Wechsel – so war’s
Prinzip und Ablauf der Schrothkur
Typischerweise dauert das Schrothfasten ein bis vier Wochen. Während der drei Trockentage pro Woche sind bis zu 500 Kilokalorien erlaubt, an Trinktagen sind es bis zu 1200 Kilokalorien. Der Wechsel soll den Reinigungsprozess des Körpers aktivieren und so gesundheitliche Beschwerden lindern.
Trockentage
Es werden geringe Mengen an Tee und Saft (teils mit Wacholderschnaps) sowie 125 Milliliter Wein (alternativ Traubensaft) in kleinen Schlucken getrunken. Mehr Flüssigkeit ist tabu.
Kleine und große Trinktage
An Trinktagen wird die Flüssigkeitszufuhr erhöht: In der Originalversion sind zwischen 250 Milliliter und bis zu einem Liter Wein erlaubt!
Dunstwickel
Neben dem Diätplan ist während der Schrothkur ein spezieller Körperwickel in Form feucht-kalter Tücher zur Anregung der Durchblutung unverzichtbar. Zusätzlich werden ausreichend Entspannung und Bewegung empfohlen.
Bewegung
Auch intteressant: Was steckt hinter der Säure-Basen-Diät und für wen ist sie geeignet?
Zu einer Schrothkur gehört auch moderate Bewegung in Form von etwa Aqua-Fitness oder Spazierengehen. Auf intensive Workouts sollte man verzichten
Lebensmittel, die bei der Schrothkur erlaubt sind
Die Grundlage des Schrothfastens bilden leicht verdauliche Speisen: Die Basis besteht aus fettarmen, salzreduzierten und kohlenhydratbetonten Lebensmitteln; tierisches Protein ist tabu. Die Schrothkur wird mit Gemüse und Obst komplettiert und mit den Fastengetränken. Erlaubte Lebensmittel während der Schrothkur sind:
- Zwieback
- Getreidebrei*
- trockene Brötchen
- Gemüsesuppen
- gekochtes Obst
- Knäckebrot
- Wasser, Saft und Tee
- Wein & Wacholderschnaps
*auf Basis von Hafer, Reis oder Grieß
Eignet sich die Schrothkur zum Abnehmen?
Alkohol hemmt den Fettabbau und stimuliert den Appetit. Zudem liefert Wein eine Extraportion Kalorien. Ein weiteres Problem: An den Trinktagen kann die teils hohe Alkoholzufuhr dazu führen, dass das Fastens nicht durchgehalten wird. Das Prinzip der ursprünglichen Version der Schothkur ist nicht nur wegen des Alkohols als fraglich zu betrachten.
Wer dauerhaft abnehmen möchte, kommt um eine Reflexion seines Essverhaltens und eine Ernährungsumstellung nicht herum; an dieser Stelle kann das Schrothfasten für übergewichtige Personen nichts tun. Der dafür nötige Lerneffekt wird durch einen „feucht-fröhlichen“ Ernährungsplan ersetzt. Mittlerweile gibt es auch adaptierte Formen der Schrothkur, bei denen etwa auf Alkohol verzichtet und bei der auch die Ernährung gezielt angepasst wird, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.
Dennoch: Selbst wenn durch die reduzierte Energiezufuhr ein gewisser Gewichtsverlust wahrscheinlich ist, kann die Schrothkur nicht zum (dauerhaften) Abnehmen empfohlen werden.
Expertin erklärt's Wie funktioniert die Militärdiät und was bringt der kulinarische Drill?
Ziel: konstanter Blutzuckerspiegel Wie gesund ist die Glyx-Diät und hilft sie beim Abnehmen?
Alternate Day Fasting im Selbstversuch »4 Wochen lang 36 Stunden fasten, 12 Stunden normal essen im Wechsel – so war’s
Kritik an der Schrothkur: Gesund geht anders!
Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist das Schrothfasten gesundheitlich riskant. Insbesondere die teils hohe Alkoholzufuhr hat nichts mit einer gesunden Ernährung zu tun, da beim Alkoholabbau schädliche Zellgifte entstehen. Dieser Aspekt steht dem Ziel des Entgiftens während des Fastens im Weg.
Zusätzlich wirkt Wein diuretisch, sodass er dem Körper Flüssigkeit entzieht, die bei der Schrothkur nicht ausreichend über Mineralwasser oder Saftschorlen ausgeglichen wird. Nicht zuletzt hemmt Alkohol den Harnsäureabbau, wodurch das Risiko von Gichtanfällen steigt.
Selbst wenn man auf Alkohol verzichtet, so ist die Lebensmittelauswahl nicht ausgewogen und birgt das Risiko eines Nährstoffmangels; insbesondere die Zufuhr an Mikronährstoffen wie Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen kommt zu kurz.