25. April 2019, 12:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bio-Produkte mit dem Label „Demeter“ hat wohl jeder schon einmal gesehen. Was aber vermutlich nicht alle wissen: Alle Lebensmittel – wie Käse, Fleisch, Obst, Gemüse, Marmeladen und Co. – sowie die Bekleidung aus Demeter-Garn stammen aus „biologisch-dynamischer“ Landwirtschaft. Was genau das bedeutet – und welche Rolle Kuhhörner dabei spielen? FITBOOK war vor Ort bei einem Demeter-Betrieb und hat spannende Antworten im Gespräch mit einer Landwirtschaftsmeisterin erfahren.
Das Bewusstsein für ökologischen Anbau wächst. Um Massentierhaltung nicht zu unterstützen und sich selbst vor mit Pestiziden und Chemikalien belasteten Lebensmitteln zu schützen, kaufen mehr und mehr Menschen im Bio-Laden ein. In einigen davon gibt es Produkte von Demeter. Und dass DIE sich in gewisser Weise von anderen Anbauverbänden abheben, hat etwas mit dem österreichischen Philosophen und Pädagogen Rudolf Steiner (†1925) zu tun…
FITBOOK besuchte Demeter vor Ort
FITBOOK ist auf einen Brandenburger Demeter-Hof gefahren, genauer gesagt auf den Hof Schwalbennest, den Familie Bressel seit 2004 leitet. Hier werden Schweine, Rinder und Lämmer gehalten, aus denen Rohmilchprodukte sowie Fleisch- und Wurstwaren, aber auch Strümpfe und vergleichbare Garnprodukte produziert werden. Das hier angebaute Obst und Gemüse wird teils zu Fruchtsäften und Marmeladen verarbeitet. Wie genau die Prozesse ablaufen, erklärt uns Martina Bressel – und zwar mit einer „Landwirtschaft nach biologisch-dynamischem Kurs“, die Rudolf Steiner (als Teil einer von ihm propagierten spirituell-esoterischen Weltanschauung) begründet hat.
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Das bedeutet „biologisch-dynamische Landwirtschaft“
Die biologisch-dynamische Landwirtschaft gibt es seit 1924 – „einer Zeit, als die Bauern bemerkt haben, dass die Nahrungsmittel nicht mehr die gleiche Qualität haben und den Menschen nicht mehr in der Weise ernähren, wie das früher der Fall war“, berichtet Bressel. Sie bezeichnet die Demeter-Anbauform als die anspruchsvollste, die sich aus jener Krise entwickelt hat. Sie funktioniere als geschlossener Betriebskreislauf, der auf den Einsatz von Mineraldünger und Spritzmitteln strikt verzichtet. Stattdessen arbeiten Familie Bressel und die anderen Demeter-Höfe mit dem, was das natürliche Vorkommen der Tiere auf dem Hof mitbringt. Und dazu gehört unter anderem speziell Aufbereitetes aus tierischen Organen.
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Von Kuhhörnern und Kuhmist: die Demeter-Präparate
Bressel erzählt von zerriebenem Silizium (beispielsweise aus Kieselsteinen) als Düngemittel und verschiedenen Heilpflanzen wie Schafgarben und Brennnessel, die in weiterverarbeiteter Form für größere Ernteerträge sorgen sollen. Ein Beispiel: mit Kamille gefüllte Tierdärme. Solche „biodynamischen Präparate“ werden zum Teil in die Erde eingelassen oder reifen durch Sonneneinstrahlung auf dem Boden, um ihre Nährstoffe in ihn abzugeben. Die bekannteste solcher Traditionen dürfte die mit dem Kuhhorn sein.
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Glaubt man den Demeter-Mitarbeitern, werden bei Kühen in den Verlängerungen ihrer Stirnhöhlen sämtliche Verdauungskräfte zurückgestaut. Deshalb werden die Hörner mit Mist gefüllt und diese in der Erde überwintert, um die geballte „Hornmistsubstanz“ danach eine Stunde lang (!) in Wasser einzurühren und dieses dann über die Erde zu sprühen. Das soll das Sprießen fördern!
Ob und inwieweit sich solche biodynamischen Maßnahmen auf die Qualität der Demeter-Lebensmittel auswirken, kann jeder Konsument für sich selbst beurteilen. Noch aufschlussreicher wäre natürlich ein Besuch auf dem Hof, der jedem Interessierten freisteht. Wir etwa waren in Brodowin (Adresse finden Sie hier). Einen Vorgeschmack auf das, was Sie erwartet, bekommen Sie oben im Video.