8. Juni 2018, 11:15 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wenn die Sonne scheint, dann steigt die Motivation, sich mal wieder aufs Fahrrad zu setzen. Damit die Fahrt aber auch Spaß macht, muss das Zweirad gut funktionieren. Wir zeigen Ihnen, wie Sie es wieder in Schuss bringen.
Von SVENJA SCHRADE
Viele Menschen trauen sich nicht, einfache Reparaturen vorzunehmen. Zu groß ist die Angst, etwas kaputt zu machen. Doch meist sind diese Bedenken unbegründet. Das Fahrrad funktioniert viel simpler als oftmals angenommen. Zeit, nicht nur den Lappen zu schwingen, sondern sich auch an die Technik heranzutrauen!
Schritt 1: Die Kette überprüfen
Eines der wichtigsten Teile des Fahrrades ist die Kette, die die Kraft aufs Hinterrad überträgt und somit für den Vortrieb verantwortlich ist. Diese längt sich jedoch mit der Zeit und droht irgendwann zu reißen. Eine gerissene Kette ist fatal. Sie birgt nicht nur ein hohes Verletzungsrisiko, sondern beschädigt manchmal auch den Rahmen sowie Anbauteile. Ganz abgesehen davon ist eine saubere, geölte Kette effektiver als eine dreckige, bereits stark gelängte. Doch nicht nur das: Das Zahnkranzpaket (auch: Kassette) und die Kettenblätter nutzen langsamer ab, wenn die Kette intakt ist. Das freut den Geldbeutel – schließlich ist die Erneuerung des Antriebs teuer.
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Wie also stellen Sie nun fest, wann eine Kette gewechselt werden sollte?
Am einfachsten geht dies mit einer Kettenverschleißlehre. Die gibt es bereits für wenige Euros zu kaufen. Sinkt sie komplett zwischen den Kettengliedern ein, so ist die Kette verschlissen und sollte möglichst bald gewechselt werden.
Sie wollen die Kette demontieren? Das funktioniert mit einem Kettennieter, der das Verbindungsstück zwischen den einzelnen Kettengliedern herausdrückt.
Schritt 2: Die Reinigung
Erst das Fahrrad samt dreckiger Kette reinigen, nur um danach festzustellen, dass Letztere sowieso schon in den Müll gehört – das ist ärgerlich. Darum: erst die Kette kontrollieren, dann mit dem Putzen beginnen.
Ein sauberes Rad sieht nicht nur schöner aus, es fährt sich auch besser und erleichtert die Wartungsarbeiten.
Fürs Putzen reichen ein Lappen und mildes Reinigungsmittel. Ein Gartenschlauch ist praktisch, ein Eimer Wasser geht aber natürlich auch. Einen Hochdruckreiniger sollten Sie lieber nicht verwenden, weil dabei Wasser und Dreck in die Lager und Dichtungen gedrückt werden können.
Der Antrieb ist oftmals nur schwer sauber zu bekommen. Wer möchte, dass die Kette und Kassette wieder glänzen, für den bieten sich spezielle Kettenreinigungsmittel an. Mit einer Fahrrad-Reinigungsbürste – oder aber auch einer ausrangierten Abwaschbürste – kann der Dreck zwischen den Ritzeln und Kettengliedern gelöst werden.
Schritt 3: Die gereinigte Kette ölen oder eine neue montieren
Sie haben die Kette soeben gereinigt? Dann schnell etwas Kettenöl rauf! Sonst fängt sie an zu rosten.
Das Fahrrad hat grade gar keine Kette? Dann versuchen Sie sich doch daran, eine neue zu montieren. Zuallererst brauchen Sie ein geeignetes Modell. Zählen Sie die Ritzel Ihrer Kassette! Je nachdem, wie viele es sind, benötigen Sie eine 6-,7-,8-,9-,10-,11- oder 12-fach-Kette. Marken wie Sram, KMC oder Wippermann liefern ein Kettenschloss mit – bei Shimano wird mit einem Nietstift gearbeitet. Mit dem Kettennieter muss die Kette auf die passende Länge gekürzt werden – im Zweifel zählen Sie die Kettenglieder der alten und passen die Länge der neuen dementsprechend an. Anschließend kann sie montiert werden. Mit einem Kettenschloss geht das ganz einfach ohne Werkzeug – bei einem Nietstift benötigen Sie erneut den Kettennieter, um die Kette zu schließen – mit einer Zange wird das überstehende Stück Metall abgebrochen.
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Schritt 4: Fahrradreifen und Schlauch untersuchen
Im Reifen befindet sich bei fast allen gängigen Modellen ein Schlauch, welcher beim Aufpumpen gegen die Ummantelung drückt. Hält der Fahrradschlauch noch die Luft? Falls nein, dann sollte er gewechselt werden.
Ohne Luft rollt es gar nicht gut. Die Reifen sollten weder porös sein, noch viele tiefe Schnitte aufweisen. Manche Modelle haben sogar eine Verschleißanzeige, an der man erkennen kann, wie weit sie runtergefahren sind.
Zum Wechsel von Schlauch und/oder Reifen muss das das Rad ausgebaut werden. Dies funktioniert entweder ganz einfach ohne Werkzeug mit einem Schnellspanner oder es werden Maulschlüssel benötigt.
Mit Reifenhebern kann der Reifen von der Felge gehoben werden.
Das Loch im Schlauch findet man nach der Demontage meist recht leicht durchs Aufpumpen. Entweder kann der Schnitt mithilfe eines Flick-Sets geschlossen werden oder es wird einfach ein neuer Schlauch genommen. Beim Kauf sollten Sie darauf achten, dass Ihnen die Laufradgröße (bei Erwachsenenrädern meist 26 oder 28 Zoll) und die Reifenbreite, welche auf dem Reifen steht, bekannt sind. Bevor der neue oder reparierte Schlauch wieder montiert wird, sollte der Mantel gründlich nach Scherben, Dornen oder spitzen Steinen abgesucht werden, die die Karkasse von außen nach innen durchstochen haben. Findet man diese nicht, ist der Reifen nach dem Aufpumpen gleich wieder platt – das wäre ärgerlich.
Wichtig ist auch, den Luftdruck zu überprüfen. Ist der Reifen zu schwach aufgepumpt, kann der Mantel beschädigt werden. Außerdem steigt das Risiko einer Panne. Abgesehen davon, ist man, wenn zu wenig Luft drauf ist, deutlich langsamer. Fast alle Standpumpen und einige Handpumpen zeigen an, wie viel Bar (oder PSI) sich im Schlauch befinden. Die Angabe, wie hoch der Druck sein sollte, befindet sich auf dem Reifen.
Schritt 5: Bremsen kontrollieren
Wenn die Bremsen nicht richtig funktionieren, dann kann das gefährlich werden. Die tolle Abfahrt den Hügel hinunter so richtig genießen? Geht kaum noch.
Überprüfen Sie, ob die Beläge bereits bis zur Verschleißgrenze abgebremst sind.
Felgenbremsblöcke lassen sich meist mit einer Inbusschraube lösen und wieder befestigen. Achten Sie darauf, dass die Beläge auf der Bremsfläche aufliegen – und sich nicht weiter oben oder unten befinden.
Die Beläge sehen noch gut aus, das Bremsen geht aber trotzdem nicht richtig? Dann sollte der Abstand zur Felge überprüft werden. Ist dieser zu groß, kann die Bremse nicht kräftig genug zupacken. Um den Abstand zu verkleinern, muss die Zugklemmschraube gelöst, die Bremsen zusammengedrückt und dabei der Draht etwas enger geklemmt werden. Schleift das Laufrad nun auf einer Seite? Dann sollte die Bremse zentriert werden. Dies geht bei V-Brakes mithilfe einer kleinen Stellschraube, die die Federspannung anpasst. Rennradbremsen werden ganz einfach an ihrer Aufhängung gedreht.
Achtung jedoch: Ist auf der Felge ein Ölfilm, so wird selbst die beste Bremse kläglich versagen. Säubern Sie die Bremsfläche mit einem entfettenden Reinigungsmittel – oder aber professionellem Bremsenreiniger.
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Schritt 6: Schaltung einstellen
Springende Gänge machen keinen Spaß. Dieses Problem zu beheben, ist einfacher als meist gedacht. Schließlich muss oftmals nur an einer Schraube gedreht werden. Wie die Schaltung perfekt eingestellt wird, erklärt euch BOC:
Schritt 7: Sich Optimierungen überlegen
Ihr Fahrrad ist nun genau so, wie Sie es haben wollen? Dann schwingen Sie sich auf den Sattel. Falls nein, bieten sich Optimierungen an. Wie wäre es mit einem neuen Gepäckträger, einem schicken Fahrradkorb, pannensicheren Reifen, einem helleren Licht oder aber einem bequemeren Sattel?
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Schritt 8: Sich Hilfe suchen
Auf Plattformen wie Youtube haben viele Menschen Videos hochgeladen, in dem nahezu alles genauestens erklärt wird. Wir können in diesem kurzen Text leider nicht auf alle unterschiedliche Systeme oder Probleme eingehen – dafür bräuchte es viele hundert Seiten eines Buches.
Bei Unsicherheiten besuchen Sie doch einfach mal einen Reparatur-Workshop oder eine Selbsthilfewerkstatt. Hier treffen Sie Gleichgesinnte und lernen etwas fürs Leben. So machen Ihnen kleine Pannen auch auf größeren Touren keine Angst mehr.
Als letzte Lösung bleibt natürlich noch immer der Fahrradhändler Ihres Vertrauens, der das Zweirad bestimmt wieder zum Rollen bringt.