21. November 2018, 9:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer den Tonefit-Belt trägt, soll seinen Trainingsreiz um bis zu 40 Prozent steigern können. Das behaupten jedenfalls die Gründer Diana und Michael Failer. Sie stellten ihre Erfindung bei „Die Höhle der Löwen“ vor. FITBOOK erklärt, wie der Fitness-Gürtel funktioniert und was ein Diplom-Sportwissenschaftler und Personal Coach davon hält.
Beim Laufen werden die Arme automatisch mitbewegt, aber nicht mittrainiert. Das hat die joggingbegeisterten Eheleute Failer lange gestört – und vor sechs Jahren zu Erfindern gemacht.
So funktioniert der Tonefit-Belt
Zunächst nur zum Eigengebrauch haben Diana und Michael Failer einen Prototyp ihres Tonefit-Belts entwickeln lassen. Den dadurch ausgelösten Bewegungsablauf kennt man vom Crosstrainer. Der Gürtel verfügt über zwei „patentierte Pull-Push-Power-Elemente“ (man könnte auch sagen: Handgriffe), die an einem Drahtseil befestigt sind und sowohl auf Druck als auch auf Zug reagieren. Wenn man sie beim Nordic Walking oder Joggen nutzt und mit den Armen abwechselnd daran zieht, sollen die Bauch-, Brust-, Arm-, Schulter- und gesamte Stützmuskulatur mittrainiert werden; auch Ausdauer und Körperhaltung profitieren davon. Durch die Aktivierung des Oberkörpers, die der Tonefit-Belt bewirkt, soll das Training um rund 40 Prozent effektiver werden. Das wurde offenbar in zwei Studien durch eine Schweizer Uni belegt.
Für effizienteres, kürzeres Training
Die Tonefit-Gründer stellen klar, dass es sich nicht um ein Fitnessgerät für Fortgeschrittene handelt. Vielmehr soll es Anfänger motivieren, indem es den Trainingseffekt steigert. Das könnte auch semi-passionierte Sportler aufhorchen lassen: Da das Trainingsziel mit dem Tonefit-Belt schneller erreicht werden soll, könnte man theoretisch auch früher wieder mit dem Laufen/Walken/Joggen aufhören…
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Zugegeben, für den Laien sieht es zunächst so aus, als könnte man den gewünschten Effekt auch mit Freihanteln, vollen 0,5-Liter-Flaschen oder eben einfach mit Nordic-Walking-Stöcken erzielen. Dadurch hätte man mehr Bewegungsfreiheit (der ist bei der Schweizer Erfindung nach vorne auf 22 Zentimeter begrenzt) und käme günstiger davon: Im Online-Shop kostet der Tonefit-Belt stolze 99,99 Euro. Zumindest das Mitführen von Gewichten hat man sich so „gespart“.
Das sagt der Fitness-Experte
Wir wollten von Felix Klemme, Diplom-Sportwissenschaftler und Personal Coach, wissen, was er vom Tonefit-Belt hält. Spoiler: Er ist nicht gerade beeindruckt.
„Für mich ist das ein Tool, das ich niemals nutzen würde. Von der Bewegungsamplitude her viel zu gering, was ich aus den Videos sehen kann, und auch viel zu einseitig, um ganzheitlich zu trainieren“, urteilt Klemme. Und weiter: „Aber ja: Es trainiert die Muskeln mit, die sie auf ihrer Website aufführen. Bloß gibt es nicht effizientere Übungen, um das zu erreichen?“
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Die Failers sind von ihrer Erfindung jedenfalls überzeugt. Deshalb haben sie bereits 280.000 Euro Eigenkapital investiert. Beide haben auch fernab von Tonefit eine Karriere – die jeweils übrigens weit entfernt ist vom Thema Fitness: Diana Failer ist diplomierte Architektin, ihr Mann Michael Zahnarzt. Vom Prototyp zum marktfähigen Fitnessgerät haben sie es trotzdem alleine geschafft. Um es nun wirklich großflächig vertreiben zu können (und zu diesem Zweck den Bestand von aktuell 100 Tonefit-Belts zu steigern), könnten sie eine Finanzspritze der „Löwen“ gut gebrauchen.
Die Löwen zeigten sich zunächst skeptisch. Die Handgriffe böten zu wenig Zug, der Tonefit-Belt sei in der Produktion und für den Verkauf zu teuer – in puncto Effektivität aber immerhin wissenschaftlich bestätigt. Das konnte Investor Ralf Dümmel zum Schluss überzeugen. Er schlug – unter der Voraussetzung, dass das Produkt günstiger und sein Firmenanteil um weitere zehn Prozent erhöht werde – ein.