5. März 2021, 20:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Verhütung ist Frauensache? Wer das 2021 behauptet, sollte besser gar keinen Sex mehr haben. Doch auch, wenn sich viele eine Anti-Baby-Pille für den Mann wünschen: Derartige Verhütungspräparate gibt es seit Jahrzehnten nur für Frauen. Ändern könnte sich das mit einem neuen Wirkstoff, der Spermien außer Gefecht setzt.
Für Frauen gibt es seit den Sechziger Jahren wirksame Anti-Baby-Pillen, doch an einer Pille für den Mann wird zwar seit Jahrzehnten geforscht, so ganz marktreif werden will aber nichts. Dabei gibt es immer wieder neue spannende Ansätze, die erfolgsvorsprechend klingen. Wie etwa eine kürzlich veröffentlichte Studie zum Wirkstoff der chinesischen Heilpflanze „Wilfords Dreiflügelfrucht“. Könnte sie dazu führen, dass es in nicht ganz zu ferner Zukunft doch noch eine medikamentöse Verhütung für Männer gibt?
Wie weit ist die Entwicklung einer Pille für den Mann?
Bisher haben Männer, die die Verhütung in die eigene Hand nehmen wollen, eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder eine Vasektomie – ein operativer Eingriff, bei dem die Samenleiter für Spermien undurchlässig gemacht werden – oder die Verhütung mit Kondomen. Eine Pille gibt es noch nicht – doch Umfragen zeigen immer wieder, dass viele Männer dieser Verhütungsform gegenüber nicht abgeneigt wären. Außerdem weisen Daten klinischer Studien darauf hin, dass die Entwicklung entsprechender Präparate für Männer prinzipiell möglich ist – sowohl in Form hormoneller als auch nicht hormoneller Kontrazeptiva (empfängnisverhütender Mittel). Doch auch wenn in den letzten Jahren immer neue Studien zu verschiedensten Präparaten Schlagzeilen machten: Marktreif wurde bisher keines von ihnen.
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Was hat es mit dem neuen Verhütungs-Wirkstoff auf sich?
Ein Team des US-amerikanischen Forschungsinstitut The Lundquist Institute hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die neue Hoffnung gibt. Sie haben den Wirkstoff Triptolid erforscht, der sich für eine Pille für den Mann eignen könnte. Denn durch ihn können Spermien außer Gefecht gesetzt werden. Triptolid wird entweder aus der chinesischen Medizinpflanze „Wilfords Dreiflügelfrucht“ gewonnen oder synthetisch hergestellt. Bisher wurde die Substanz nur an Affen und Mäusen getestet, aber das mit großem Erfolg. Denn in den Versuchen wurden die Spermien durch den Wirkstoff zu fast hundert Prozent unbeweglich. Das Ergebnis: Die Männchen wurden für drei bis sechs Wochen unfruchtbar. Wurde ihnen im Anschluss keine weitere Dosis verabreicht, konnten die Tiere nach dieser Zeit wieder Nachwuchs zeugen.
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Wie unterscheidet sich die Verhütung mit Triptolid zur hormonellen Pille für den Mann?
Das Forschungsteam erklärt in seiner Studienbeschreibung, dass Triptolid ein bestimmtes Protein hemmt, das sonst für die Beweglichkeit der Spermien zuständig ist. Sie werden also sprichwörtlich angehalten, während bei einer hormonellen Verhütung die Hodenzellen selbst beeinträchtigt werden. Deshalb gibt sich das Forschungsteam zuversichtlich, dass Triptolid in der Zukunft eine geeignete Verhütungsmethode für Männer werden könnte, zum Beispiel in Form einer nicht-hormonelle Anti-Baby-Pille. Da der Wirkstoff bisher nur an Mäusen und Affen getestet wurden, stehen als Nächstes klinische Versuchsreihen an Männern an.
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Kein Schutz vor Geschlechtskrankheiten
Ein Manko, das auch die Anti-Baby-Pille für Frauen mit sich bringt: Selbst wenn die Pille für den Mann irgendwann auf den Markt kommen sollte, wird diese zwar ungewollten Nachwuchs verhindern. Doch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt sie nicht. Auf ein Kondom sollte damit – zumindest bei nicht monogamem Sex – nicht verzichtet werden.