21. August 2020, 20:55 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Australische Forscher haben nach dem Einkauf auf einem lokalen Fischmarkt und der anschließenden Analyse der erworbenen Ware eine alarmierende Entdeckung gemacht: Ob gezüchtet oder wild gefangen – sämtliche Proben der Fische und Meeresfrüchte wiesen Spuren von Mikroplastik und anderen Mikroschadstoffen auf. Teils in erheblichen Mengen.
Fisch und Meeresfrüchte gelten wegen ihres hohen Omega-3-Gehalts zu den gesündesten tierischen Lebensmitteln. Doch neben den Extra-Portionen Zink, Magnesium und Co. scheinen Fischfreunde vermehrt weniger gesunde, mitunter gefährliche Substanzen zu sich zu nehmen: Mikroplastik und andere Kunststoffrückstände. Dass durch die Vermüllung der Weltmeere Plastik in den Bäuchen ihrer Bewohner landet – und somit schließlich auch auf unseren Tellern – haben bereits andere Untersuchungen gezeigt. Wie dramatisch die Lage womöglich wirklich aussieht, hat jetzt ein „wissenschaftlicher Einkaufsbummel “ über einen australischen Fischmarkt ans Licht gebracht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Environmental Science & Technology“ publiziert.
Beliebte Fische und Meeresfrüchte wurden auf Mikroplastik untersucht
Die Ausbeute: fünf wilde Blaukrabben, zehn gezüchtete Tigergarnelen, zehn wilde Tintenfische, zehn gezüchtete Austern und zehn wilde Sardinen. Das alarmierende Testergebnis: In 100 Prozent der Proben fanden Forschende der University of Exeter und der University of Queensland Spuren von Mikroplastik. „Ein Konsument muss damit rechnen, ungefähr 0,7 Milligramm Plastik pro Fischmahlzeit zu verspeisen“, erklärt Francisca Ribeiro, Mitautorin der Studie. „Bei Sardinen können es sogar bis zu 30 Milligramm sein.“ 30 Milligramm entsprechen übrigens dem durchschnittlichen Gewicht eines Reiskorns. Anderen Studien zufolge schlucken einige Menschen an Orten, an denen Meeresfrüchte stark konsumiert werden, mindestens 11.000 Mikroplastikpartikel pro Jahr.
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Auswirkung von Kunststoffen auf Tier und Mensch weitestgehend unerforscht
Plastik und andere Kunststoffe sind allgegenwärtig und dringen immer mehr in den menschlichen wie tierischen Organismus ein. „Wir wissen immer noch nicht, was dies mit unserem Körper tut, aber es gibt immer mehr Gründe, es herauszufinden.“ Wovon die Forscher fest ausgehen, ist, dass die Plastikflut bei Meerestieren für erheblichen oxidativen und psychischen Stress sorgt. So fand man bereits zahlreiche gestrandete Wale, dessen Mägen aufgrund der unverdaulichen Müll-Massen regelrecht zerborsten sind. Die Risiken für Landsäugetiere sind nicht bekannt, da sie vermutlich weniger Plastik schlucken. Aber auch hier müsse davon ausgegangen werden, dass das Phänomen eine Gefahr darstellt.
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Arten unterschiedlich stark mit Mikroplastik belastet
Was Fische und Meeresfrüchte betrifft, sind bestimmte Arten laut der Untersuchung unterschiedlich mit Mikroplastik belastet. So enthielten Tintenfischproben die wenigsten Spuren, während Sardinen besonders stark herausstachen.
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Die Forschenden arbeiteten übrigens mit einer neuartigen Massenspektrometrie-Technik, die nach fünf verschiedenen Kunststoff-Arten gleichzeitig sucht. Als besonders präsent erwies sich dabei Polyvinylchlorid, auch bekannt als PVC, das zum Beispiel für Bodenbeläge verwendet wird.