18. April 2019, 11:19 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Millionen von deutschen Erwerbstätigen trinken zu viel, sind süchtig nach Computerspielen und/oder rauchen – so das Ergebnis des aktuellen Gesundheitsreports der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Mit ihrem Laster schaden die Betroffenen sich selbst und haben „gravierende Folgen für die Arbeitswelt“ zu verantworten, heißt es da.
„Wir fordern ein umfassendes Werbeverbot für Tabak und E-Zigaretten“, und auch Präventionsprogramme für Menschen mit Alkoholproblemen sind geplant. Diese Konsequenzen kündigt DAK*-Vorstandschef Andreas Storm auf Basis der alarmierenden Erkenntnisse aus dem Gesundheitsreport „Sucht 4.0“ an.
Jeder zehnte deutsche Arbeitnehmer trinkt zu viel
Die Zahlen haben es aber auch in sich. Der Untersuchung zufolge pflegt jeder zehnte deutsche Arbeitnehmer einen bereits gefährlichen Alkoholkonsum. Das sind rund vier Millionen – und offenbar in erster Linie jüngere – Menschen. Wie die Krankenkasse bekannt gibt, ist der Anteil der Trinker bei den 18- bis 29-Jährigen doppelt so hoch wie bei den Arbeitnehmern zwischen 40 und 49.
Es werden auch die Risikofaktoren für Alkoholkonsum angeführt: Arbeit bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit, starker Termin- und Leistungsdruck sowie emotionale Belastungen am Arbeitsplatz.
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Auch große Probleme: Rauchen und Gaming
Noch verbreiteter ist bei deutschen Erwerbstätigen das Rauchen, und zwar zu rund 22 Prozent. Die Betroffenen gaben an, auch während der Arbeitszeit öfter Raucherpausen einzulegen. Hier sind es weniger Personen unter 30 als die älteren Berufstätigen zwischen 60 und 65. Fünf Prozent der Raucher sollen übrigens E-Zigaretten rauchen, also vapen oder dampfen, und zusätzlich auch gelegentlich zur klassischen Zigarette greifen. Storm betrachtet beides als gleichermaßen schädlich. „Dampfen mit Nikotin oder Tabak führt in die Abhängigkeit, genau wie herkömmliche Zigaretten“, warnt er und betont unter Berufung auf die Fachgesellschaft der Lungenärzte: „Weil E-Zigaretten gesundheitsgefährdende Suchtmittel sind, dürfen sie nicht vom geplanten Tabakwerbeverbot der Bundesregierung ausgenommen werden.“
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Laut dem Report spielen über 56 Prozent der deutschen Erwerbstätigen regelmäßig Computerspiele – und 6,5 Prozent davon sogar so regelmäßig, dass man bereits eine Gaming-Sucht unterstellen kann. Das Problem betreffe insbesondere Männer zwischen 18 und 29 Jahren.
So sehr schaden Suchterkrankungen der Arbeitswelt
Die Untersuchung bezog sich diesmal auch auf die Auswirkungen von Suchterkrankungen auf Arbeitsleistung und Krankenstand. Dieser soll bei Betroffenen mit rund 7,6 Prozent doppelt so hoch gewesen sein wie bei Gesunden. Ihr Ausfall sei oft auf psychische Leiden, orthopädische Beschwerden oder Atemwegserkrankungen zurückzuführen, also auf Folgeerkrankungen der Süchte.
Auch bei der Arbeit gab es Auffälligkeiten. Jede neunte der Personen mit einem riskanten Trinkverhalten gab an, in den vergangenen drei Monaten aufgrund von Alkohol bei der Arbeit abgelenkt oder unkonzentriert gewesen zu sein. Bei den möglicherweise bereits Abhängigen sei das sogar jeder Zweite gewesen. Zudem hatte Alkohol verbreitet zu Verspätungen und vorzeitigen Feierabenden geführt: bei 6,8 Prozent der riskanten und 27 Prozent der bereits suchtgefährdeten Trinker. Heftig: Immerhin 3,8 Prozent sollen sogar mehrmals im Monat oder noch häufiger am Arbeitsplatz getrunken haben – und von den möglicherweise Abhängigen sogar 17,2 Prozent.
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Auch Gaming schlug sich auf Arbeitsleistung und Krankheitsstand nieder
Von den regelmäßigen Gamern soll jeder vierte auch während der Arbeitszeit Computerspiele spielen und von den Spielsüchtigen sogar fast jeder Zweite. Bei 9,4 Prozent der regelmäßigen Gamer und bei sogar 34,1 Spielsüchtigen soll das Laster zu Unkonzentriertheit geführt haben. Zu spät gekommen oder früher gegangen sollen daher 8,6 Prozent der riskanten Gamer und 24,8 Prozent der Süchtigen sein. Und bei 9,7 Prozent soll das Spielen sogar zu Krankschreibungen geführt haben.
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Maßnahmen sind nötig
Dem Alkohol-Problem will die Krankenkasse jetzt beizukommen versuchen: mit einem Online-Coaching-Tool (namens „Vorvida“), das bei der DAK-Gesundheit-Versicherte kostenlos nutzen können sollen, um ihren Alkoholkonsum zu reduzieren. Auch sind, wie bereits erwähnt, Werbeverbote für Tabakwaren und E-Zigaretten geplant. Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung zum Report.
*Die DAK-Gesundheit ist der Gesundheitspartner von FITBOOK.