10. Januar 2024, 14:36 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mit Demenz bringt man oftmals Personen jenseits der 70 in Verbindung. Allerdings ist die Gedächtniskrankheit ein schleichender Prozess, der bereits auf die früheren Lebensjahre zurückzuführen ist und auch da bereits einsetzen kann. So gibt es einige Faktoren, die schon in jungen Jahren Demenz begünstigen können.
Demenz beeinträchtigt die geistige Fähigkeit der Betroffenen enorm, bisher gibt es jedoch kein Heilmittel gegen die neurodegenerative Erkrankung. Zu den häufigsten Symptomen zählen Gedächtnis- und Orientierungsprobleme, Verschlechterung des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit. Mittlerweile sind einige Möglichkeiten bekannt, mithilfe derer man Demenz bereits vorbeugen kann. Eine neue Studie beschreibt 15 Risikofaktoren, welche bereits in jungen Jahren eine die Entwicklung einer Demenz verursachen könnten.
Übersicht
Daten der Studie
Für eine groß angesetzte Studie zur Demenz bezogen die Forscher Daten aus der UK Biobank.1 Insgesamt sah man sich rund 356.000 Teilnehmer genauer an, deren Angaben in der Datenbank aus den Jahren 2006 bis 2010 erhoben wurden. Es wurden Personen mit in die Studie aufgenommen, die jünger als 65 Jahre alt waren und bei denen während der Erstuntersuchung noch keine Demenz diagnostiziert wurde – alle anderen schloss man aus der Studie aus. Die Geschlechterverteilung war ausgewogen, das Durchschnittsalter lag bei 55 Jahren.
Die Forscher analysierten 39 potenzielle Risikofaktoren aus systematischen Übersichten über Demenz im Spätstadium und dem Beginn der Erkrankung in jungen Jahren. Diese unterteilte man wiederum in verschiedene Aspekte, wie zum Beispiel Lebensstilfaktoren – worunter unter anderem die körperliche Aktivität, der Alkoholkonsum und das Rauchen zählten – soziodemografische, Umwelt- und Blutmarkerfaktoren. Bis April 2021 beobachteten die Wissenschaftler Personen aus England sowie Schottland, die Risikoentwicklung der Teilnehmer aus Wales verfolgte man nur bis März 2018.
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Diese 15 Risikofaktoren für Demenz in jungen Jahren identifizierten die Forscher
In der Nachbeobachtungszeit stellten die Forscher in fast 500 Fällen den Beginn von Demenz in jungen Jahren fest. Als signifikant definierten die Wissenschaftler folgende 15 Risikofaktoren:
- Niedrigerer Bildungsgrad
- Niedrigerer sozioökonomischer Status
- Genetische Variationen
- Lebensstilfaktoren wie Alkoholkonsum
- Alkoholkonsumstörung
- Soziale Isolation
- Vitamin-D-Mangel
- Hohe C-reaktive Proteinwerte (Entzündungswerte)
- Geringe Handgriffstärke
- Hörstörungen
- Orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall)
- Schlaganfall
- Diabetes
- Herzerkrankungen
- Depressionen
„Aus der Forschung über Menschen, die im höheren Alter eine Demenz entwickeln, wussten wir bereits, dass es eine Reihe von veränderbaren Risikofaktoren gibt. Neben den körperlichen Faktoren spielt auch die psychische Gesundheit eine wichtige Rolle, einschließlich der Vermeidung von chronischem Stress, Einsamkeit und Depressionen. Die Tatsache, dass dies auch bei Demenzerkrankungen in jungen Jahren zu beobachten ist, hat mich überrascht und könnte Möglichkeiten bieten, das Risiko auch in dieser Gruppe zu verringern“, erklärt Sebastian Köhler, Professor für Neuroepidemiologie an der Universität Maastricht, in einer Pressemitteilung.2 Generell empfinden die Forscher die Studienergebnisse als „bahnbrechend, da sie zeigen, dass das Risiko einer früh einsetzenden Demenz verringert werden kann“.
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Einordnung der Studie
Die Untersuchungen zeigen 15 Risikofaktoren, anhand derer man die Zahl der Demenzerkrankten in jungen Jahren gegebenenfalls verringern kann. Jedoch müssen die Daten, welche die Forscher aus der UK Biobank bezogen haben, in Bezug auf den Wahrheitsgehalt kritisch betrachtet werden. Viele der Werte gaben die einzelnen Personen per Fragebogen selbst an und entspringen demnach nicht empirischer Daten. Außerdem sind die Grenzwerte der Personen in jungen Jahren nicht transparent genug. Die Altersobergrenze für die Studie lag bei 65 Jahren, weshalb eine sehr große Altersspanne für die Studie genutzt wurde. Demnach ist es nicht eindeutig, inwieweit die Risikofaktoren auch tatsächlich auf junge, an Demenz erkrankten Menschen zutreffen.