23. Juni 2023, 11:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es gibt zahlreiche Gründe gegen das Rauchen. Zunächst fallen einem sicherlich solche ein, die die körperliche Gesundheit betreffen. Doch auch die Psyche ist entscheidend – das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie. So haben Forscher aus Großbritannien festgestellt, dass die mentale Verfassung maßgeblich profitieren kann, wenn man das Rauchen aufgibt.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, selbst Rückenschmerzen – die Liste der möglichen gesundheitlichen Probleme durch das Rauchen ist lang. Schon länger vermuten Forscher, dass auch die mentale Verfassung von Rauchern leidet. Die wissenschaftliche Datenlage fehlte bislang, und so auch die Antwort auf die Frage, wie es sich auf ihre Psyche auswirken würde, wenn Raucher ihr schädliches Laster aufgeben. Darauf haben britische Wissenschaftler nun Antworten gefunden.
Übersicht
Rauchstopp kann die psychische Gesundheit unterstützen
Zahlen belegten zwar insgesamt einen Rückgang an Rauchern. Bei Betroffenen psychischer Erkrankungen sei der Anteil jedoch seit dem Jahr 1993 gleichbleibend hoch. Das erklärte Studienautorin Angela Wu in einer Veröffentlichung der Uni Oxford1. Ob das Rauchen nun die Ursache für z. B. Angststörungen und Depressionen war oder umgekehrt Menschen mit entsprechenden Vorbelastungen eher dazu neigten, in eine Zigarettenabhängigkeit zu geraten – dies war nicht Gegenstand der Untersuchung. Vielmehr ging es darum, wie sich eine Rauchentwöhnung auf die Psyche der Betroffenen auswirken würde. So werde oftmals davon abgeraten, in einer instabilen Verfassung durch eine belastende Suchtentwöhnung ein Risiko einzugehen. Diese Sorge erweist sich offenbar als unbegründet.
„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Raucherentwöhnung die psychische Gesundheit nicht zu verschlechtern scheint, sondern viel mehr verbessern kann.“ So ist es im Abstract zur Arbeit nachzulesen.2 FITBOOK hat sie sich genauer angesehen.
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Details zur Studie
Wu und ihr Team verwendeten Gesundheitsinformationen aus der EAGLES-Studie (Evaluating Adverse Events in a Global Smoking Cessation Study). Es handelt sich dabei um eine 16 Länder übergreifende, randomisierte klinische Studie mit Daten, die zwischen 2011 und 2015 in 140 Einrichtungen gesammelt wurden. Für die aktuelle Untersuchung beschränkten sich die Wissenschaftler auf Daten aus den USA, konkret auf 4260 weibliche und männliche Teilnehmer, von denen rund die Hälfte auch wegen psychischer Erkrankung in Behandlung war.
Signifikante Verbesserungen nach spätestens 24 Wochen
Die Forscher stellten fest: Bei Probanden mit Angststörungen oder Depressionen bewirkte der Rauchverzicht teilweise bereits nach neun, spätestens jedoch nach 24 Wochen eine deutliche Verbesserung der Symptome.
Das erscheint überraschend – immerhin wird dem Rauchen immer wieder eine beruhigende Wirkung nachgesagt. Wenn Menschen bei Nervosität zur Zigarette greifen, erhoffen sie sich dadurch, entspannen und generell Stress besser bewältigen zu können. Dabei dürfte es sich hier um einen Placebo-Effekt handeln und dieser laut Forscherin Wu allenfalls kurzfristig anhalten. Zumal eigentlich bekannt ist, dass das enthaltene Nervengift Nikotin einen eher aufwühlenden Effekt hat. „Das Rauchen selbst ist die Ursache für die Probleme“, dies sieht Wu durch die Ergebnisse bestätigt. „Ohne Rauchen verbessert sich die psychische Gesundheit im Durchschnitt.“
Was beim Aufhören hilft
Die Studie liefert also eine weitere Motivation, das Rauchen an den Nagel zu hängen. Es sei kein leichtes Unterfangen, räumt die Hauptautorin ein, und empfiehlt, sich bei dem Versuch unterstützen zu lassen – ob auf „pharmakologischer oder auf verhaltensbezogener Ebene“, etwa mithilfe von Gesprächs- oder Nikotinersatztherapien. Denn es sei bekannt, dass sich die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Rauchstopp so maßgeblich erhöhen lässt. Selbst E-Zigaretten seien mittelfristig einen Versuch wert. Denn darin werde kein Tabak verbrannt – laut Wu „das schädlichste Element des Zigarettenrauchens“.
Mit dem Rauchen aufhören Wie lange braucht der Körper, um sich von der letzten Zigarette zu erholen?
Forschung Warum sich ein Rauchstopp immer lohnt
Laut Studien Krafttraining kann Angststörungen vorbeugen und bestehende lindern
Quellen
- 1. University of Oxford: New study shows quitting smoking can improve mental health (aufgerufen am 22.06.2023)
- 2. Wu, A., Gao, M., Aveyard, P. et. al. (2023). Smoking Cessation and Changes in Anxiety and Depression in Adults With and Without Psychiatric Disorders. JAMA Netw Open.