21. September 2023, 20:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer greift beim Fernsehen nicht gerne mal in eine Tüte Chips? Dass der knusprige Snack nicht gerade ein Superfood ist, ist bekannt. Doch nicht nur der hohe Fett- und Kaloriengehalt sind ein Problem, wie eine Untersuchung von „Ökotest“ zeigt.
Knackig, salzig und unwiderstehlich: Bei Chips bleibt es selten bei einer Handvoll, meist wandert die Hand so lange in die Tüte, bis auch der letzte Krümel gefunden wurde. Gesund sind sie zwar nicht, Schadstoffe sollten sie dennoch nicht enthalten. Die Zeitschrift „Ökotest“ (Ausgabe 10/2023) hat sieben Bio-Chips und 13 konventionelle Produkte getestet und ein verheerendes Urteil gefällt.
Übersicht
Nur ein Bio-Produkt überzeugt
Das einzige Bio-Produkt, welches die Note „sehr gut“ von „Ökotest“ erhielt, waren die Chips von Dennree (1,59 Euro pro 100 Gramm). Die restlichen sechs Produkte enttäuschte die Tester: Sie fielen mit der Note „ungenügend“ komplett durch.
Der Grund dafür sind Schadstoffe, die sich eigentlich nicht bzw. nur in bestimmten Höchstmengen in den Produkten enthalten sein dürfen. Gefunden wurden Acrylamid, Mineralölkohlenwasserstoffe und Glycidol. Alle drei Schadstoffe sind als krebserregend eingestuft.
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Experte gibt Aufschluss: Was ist Acrylamid und wie gefährlich ist es?
Der Schadstoff entsteht, wenn stärkehaltige Lebensmittel über 120 Grad frittiert, gebraten oder geröstet werden. Es steckt in dunklen und verbrannten Stellen am Lebensmittel, z. B. einer zu lang getoasteten Brotscheibe.
Ernährungsmediziner Matthias Riedl sagt zu FITBOOK: „Grundsätzlich sind extrem erhitzte, also mehr als gekochte Lebensmittel ungesund für uns. Alles, was Zucker und Eiweiß enthält und zu stark erhitzt wird, lässt unseren Körper durch sogenannte advanced glyccation end products (AGE) schneller altern – das übrigens neben der möglichen krebsfördernden Wirkung.“
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Wie kommen die Schadstoffe in die Chips?
Die Hersteller lieferten der Zeitschrift keine Erklärungen dafür. Die Tester selbst vermuten, dass der erhöhte Acrylamid-Gehalt etwas mit der Lagerung der Kartoffeln in der Bio-Landwirtschaft zu tun habe. Da im Öko-Anbau der Einsatz von Keimhemmern verboten ist, würden die Kartoffeln sehr kühl gelagert werden. Dadurch reichere sich Zucker in den Knollen an, welcher beim Frittieren zu höheren Acrylamid-Gehalten führe.
Einige Bio-Chips überschreiten die geltenden EU-Werte aber so stark, dass die schwierigen Lagerbedingungen allein laut Ökotest keine Entschuldigung sein könnten.
Ebenso sollte bei einigen Herstellern die Qualitätskontrolle überarbeitet werden. Denn nachgewiesene Glykaolkaloide wie etwa Solanin stecken meist in den grünen und ausgekeimten Teilen der Kartoffeln. Sie verursachen Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall.
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Milderes Urteil für konventionelle Kartoffelchips
Insgesamt wurden 13 konventionelle Testkandidaten ins Rennen geschickt. Das Ergebnis zeigt, dass zwar kein Produkt frei von Acrylamid ist – jedoch scheinen die Hersteller das Problem mit dem krebserregenden Stoff hier besser im Griff zu haben.
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So erhalten immerhin sechs von 13 konventionellen Kartoffelchips die Note „gut“. Doch auch hier gibt es Kritik: Die gut benoteten Chips würden sich kaum voneinander unterscheiden – außer, dass zwei Markenprodukte doppelt so viel wie die anderen vier kosten.
mit Material von dpa