23. Januar 2022, 8:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Misteln werden in weiten Teilen der Welt für naturheilkundliche Therapien und zur Linderung allerlei gesundheitlicher Beschwerden eingesetzt. Der daraus gewonnene Misteltee ist vor allem im asiatischen Kulturraum überaus populär, gewinnt aber auch in Europa zunehmend an Beliebtheit.
Misteltee wird, wie der Name verrät, aus der Pflanzengattung Misteln gewonnen, die auch unter dem Namen Viscum album bekannt ist. Die Büsche der Mistel können bis zu einen Meter lang werden und bilden häufig auch Föhrenfrüchte aus. Die Blätter, häufig aber auch die Früchte, werden im späten Frühling und frühen Sommer gepflückt, getrocknet, kleingehackt und schließlich zu einer feinen Teemischung verarbeitet. Bei einem regelmäßigem Verzehr von Misteln in Tee-Form profitiert man potenziell von der vielfältigen gesundheitsfördernden Wirkung der heilenden Pflanze.
Übersicht
Bei welchen Beschwerden soll Misteltee helfen?
Misteltee wird in der Volksmedizin vor allem in Zusammenhang mit Herzleiden empfohlen. Speziell soll das Kraut dabei helfen, zu hohen Blutdruck zu senken. Darüber hinaus wird Misteltee besonders in der Traditionellen Chinesischen Medizin als beliebtes Therapeutikum zur Behandlung von Krebs und Tumorgeschwüren empfohlen, gilt aber lediglich als komplementäre Ergänzung zu konventionellen Therapiemethoden. Ebenso wird der Tee mit gesundheitlichen Vorteilen wie Linderung und Abbau von Stress sowie Angstzuständen, Stärkung des Immunsystems und schnellere Genesung bei Atemwegserkrankungen in Verbindung gebracht. Misteln sind ein populärer Inhaltsstoff zahlreicher homöopathischer Medikamente und naturheilkundlich orientierter Arzneien.
Welche Wirkstoffe stecken im Misteltee?
Misteltee ist besonders reich an Lectinen. Diese sorgen für die basische Natur des Tees und spielen eine wichtige Rolle in der ketogenen Ernährung. Wie für viele Kräutertees typisch enthält auch Misteltee eine hohe Menge an Flavonoiden und komplexen Polypeptiden, die beide wichtig für die Verarbeitung von Kohlenhydraten und die Energiegewinnung im Stoffwechsel sind und hier katalysierend wirken.
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Was sagt die Studienlage zu der Wirkung des Tees?
Misteltee bzw. Mistelextrakt ist ein häufig eingesetztes Mittel zahlreicher homöopathischer Therapieansätze. Vor allem bei Krebspatienten ist der Tee ein viel genutztes alternatives Mittel gegen Schmerzen, Übelkeit und zur Verbesserung der Lebensqualität. Studien weisen zum einen darauf hin, dass der regelmäßige Verzehr von Misteltee unter anderem Angstzustände und Depressionen bei Krebspatienten mindern könnte. Zum anderen zeigen Forschungsergebnisse, dass Misteln das Immunsystem so stimulieren, dass es besser die Krebsbekämpfung unterstützen kann. Demnach sollen Mistelextrakte eine krebshemmende Wirkung haben, die die Vermehrung von Krebszellen drosselt. Auch die schlaffördernde Wirkung des Tees konnte in Studienergebnissen teilweise nachgewiesen werden.1,2,3,4
Auch wenn einige Studien die heilende Wirkung von Misteltee wissenschaftlich unterstützen, ist es wie bei vielen andere Teesorten auch, dass die Überlieferung der heilenden Wirkungen zwar jahrhundertelanger Tradition folgt, aber im Rahmen der modernen Phytotherapie noch nicht ausreichend untersucht ist.
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Gibt es potenzielle Nebenwirkungen oder Risiken beim Verzehr?
In empfohlenen Mengen ist der Konsum von fertigem Misteltee sehr sicher und in den meisten Fällen gut bekömmlich. Ein bis zwei Tassen Tee am Tag sind ungefährlich und führen in der Regel nicht zu Nebenwirkungen. Verzehrt man jedoch mehr oder verträgt das Kraut grundsätzlich nicht gut, kann es zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopf- und Magenschmerzen sowie allergischen Reaktionen kommen. Schwangere sollten den Konsum von Misteltee ganz vermeiden oder nur nach Absprache mit einem Frauenarzt konsumieren, da er das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen kann. Ebenso sollten Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen, vor dem Verzehr ihren behandelnden Arzt nach möglichen Wechselwirkungen fragen.
Eigens frisch zubereiteter Misteltee birgt mehr Risiken, da Misteln Giftstoffe enthalten, die sich in heißem Wasser lösen und konsumiert schädlich auf den Körper wirken. Dementsprechend wichtig ist die richtige Zubereitung für einen sicheren Verzehr.5
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Wo bekommt man Misteltee her und wie wird er zubereitet?
Misteltee kann in schon fertiger Teeform in vielen gut sortierten Supermärkten und Drogerien, vor allem aber auch Apotheken, erworben werden. Für eine Tasse Misteltee werden 1,5 Teelöffel (ca. 3 g) der Mischung mit kochendem Wasser übergossen und etwa 10 Minuten ziehen gelassen. Danach wird der Tee abgesiebt und kann – je nach Vorliebe – heiß oder auch kühl genossen werden. Das Getränk hat im Aufguss eine helle Nuancierung, die je nach Konzentration goldene bis grüne Färbungen annehmen kann.
Wenn man den Tee selbst zubereitet, braucht man für einen Liter Tee ca. zwei bis vier Teelöffel getrocknete Misteln. Die Misteln müssen in kaltem Wasser über Nacht ziehen. Da Misteln Giftstoffe enthalten, die sich in heißem Wasser lösen, sollte man das Kraut nicht mit siedendem Wasser übergießen. Nachdem die Misteln über Nacht in kaltem Wasser gezogen sind, kann man sie mit einem Sieb abfangen und den Tee leicht erwärmt konsumieren.
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Wie schmeckt Misteltee?
Das Getränk kann als reiner Kräutertee einen sehr bitteren Geschmack annehmen, wird aber meist durch die Hinzugabe der Föhrenfrüchte verfeinert und entfaltet dann das für ihn so charakteristische säuerliche Aroma. Dieses wird besonders durch die bittere und süßliche Note hervorgehoben. Misteln sind darüber hinaus auch beliebte Komponenten für Duftkerzen und so versprüht auch Misteltee einen angenehm floralen Duft.
Quellen
- 1. Beshay, E. V. N. (2017). Therapeutic efficacy of Artemisia absinthium against Hymenolepis nana: in vitro and in vivo studies in comparison with the anthelmintic praziquantel. Journal of Helminthology
- 2. Kienle, G. S., Kiene, H. (2018). Review Article: Influence of Viscum album L (European Mistletoe) Extracts on Quality of Life in Cancer Patients: A Systematic Review of Controlled Clinical Studies. Integrative Cancer Therapies
- 3. National Cancer Insitute. Mistletoe Extracts (PDQ®)–Patient Version. (aufgerufen 20.01.2022)
- 4. Xie, W., Adolf, J., Melzig, M. F. (2017). Identification of Viscum album L. miRNAs and prediction of their medical value. PLOS ONE
- 5. Memorial Sloan Ketterin Cancer Center. Mistletoe (European). (aufgerufen 20.01.2022)