27. März 2023, 12:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer lange geistig fit bleiben möchte, sollte auf seine Ernährung achten. So gibt es zum einen Lebensmittel, die die Gehirngesundheit fördern, auf der anderen Seite aber auch solche, die ihr eher schaden. Jetzt konnten Forscher in einer Studie Hinweise dafür liefern, dass insbesondere ein Nährstoff wichtig ist, um kognitivem Verfall und Erkrankungen wie Demenz vorzubeugen.
Magnesium ist für uns lebenswichtig. Der Mikronährstoff ist essenziell für unseren Energiestoffwechsel, die Herzgesundheit, feste Knochen, die Muskelfunktion und das hormonelle Gleichgewicht. Ein Mangel macht sich entsprechend mit unterschiedlichen Symptomen bemerkbar. Was allerdings bisher nicht klar war: Wie wichtig Magnesium für das Gehirn ist. Zu dieser Erkenntnis kamen nun australische Forscher.
Übersicht
Ablauf der Studie
Erfassung der täglichen Magnesiumaufnahme
Für ihre Untersuchung rekrutierten Wissenschaftler des „Neuroimaging and Brain Lab“ an der Australian National University 6001 Teilnehmer der UK Biobank. Bei den Probanden handelte es sich um kognitiv gesunde Männer und Frauen zwischen 40 und 73 Jahren. Um zu ermitteln, wie viel Magnesium sie mit ihrer Ernährung zu sich nahmen, entwickelten die Studienverantwortlichen einen computergestützten Online-Fragebogen namens Oxford WebQ, der 200 unterschiedliche Lebensmittel in unterschiedlichen Portionsgrößen umfasste. Zu den untersuchten magnesiumreichen Nahrungsmitteln gehörten u. a. grünes Blattgemüse wie Spinat, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen wie z. B. Kürbiskerne und Vollkornprodukte. Auf diesem Weg gaben die Studienteilnehmer an, was und wie viel sie im Verlauf von 24 Stunden verzehrten.
Diesen Fragebogen füllten die Probanden innerhalb von 16 Monaten fünfmal aus. Dabei variierten die Tageszeit, der Wochentag und die Jahreszeit, an denen der Oxford WebQ jeweils ausgefüllt wurde. Zum Abgleich führten die Wissenschaftler auch noch Interviews zu ihren Ernährungsgewohnheiten durch. Auf Basis der Fragebogen- und Interviewantworten schätzten die Forscher die tägliche Magnesiumaufnahme der rund 6000 Frauen und Männer.1
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Untersuchung der Gehirngesundheit
Im zweiten Schritt der Untersuchung machten die Wissenschaftler mithilfe von MRT Bilder der Gehirne der Studienteilnehmer. Diese nutzten sie, um zu ermitteln, wie es um die Gesundheit der Gehirne stand und wie sich diese entwickelten. Im letzten Schritt wendeten die Forscher gängige Analysestrategien und -modelle an, um zu ermitteln, wie sich Magnesium auf das Gehirn auswirkt. Dabei betrachteten sie sowohl den Effekt des Magnesium-Grundumsatzes als auch den Magnesium-Verlauf – also mögliche Veränderungen der aufgenommenen Menge – auf die Entwicklung des Gehirnvolumens sowie die Entstehung von Läsionen in der weißen Substanz. Letztere werden mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall und Demenz in Verbindung gebracht.2
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So wirkt sich die Zufuhr von Magnesium auf das Gehirn aus
Die Analyse ergab, dass eine generell höhere tägliche Zufuhr von Magnesium zu Beginn der Studie mit einem höheren Gehirnvolumen einherging – sowohl bei den untersuchten Männern als auch bei den Frauen. Besonders profitiert von der höheren Magnesiumdosierung offenbar der rechte Hippocampus, dicht gefolgt vom linken Hippocampus. Damit hat Magnesium augenscheinlich also einen positiven Effekt auf die Schaltstelle zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis. Außerdem wies auch die graue Substanz ein höheres Volumen auf. Diese steuert alle Hirnfunktionen sowie sämtliche Funktionen des zentralen Nervensystems.
Jüngeres Gehirn durch Magnesium
Ein höherer Magnesiumgrundumsatz sorgt laut der Studie dafür, dass unser Gehirn länger jung bleibt. Wer täglich 550 Milligramm statt der üblichen 350 Milligramm Magnesium über die Nahrung zu sich nimmt, kann mit 55 Jahren ein Gehirn haben, das im Vergleich zu dem von Altersgenossen biologisch ein Jahr jünger ist.
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Frauen profitieren besonders, wenn sie ihre Magnesiumzufuhr erhöhen
Als die Forscher analysierten, wie sich eine Erhöhung der Magnesiumzufuhr auf das Gehirn auswirkt, kamen sie zu der Erkenntnis, dass Frauen davon mehr zu profitieren scheinen als Männer. Dabei machte es einen Unterschied, ob sie ihre tägliche Dosis Magnesium im Laufe der Zeit leicht oder stark erhöhten. Nur eine starke Erhöhung war laut der Studienanalyse effektiv im Hinblick auf ein größeres Hirnvolumen. Eine geringe Erhöhung der Dosierung hatte ein kleineres Hirnvolumen sowie größere Läsionen in der weißen Substanz zur Folge.
„Unsere Studie zeigt, dass eine um 41 Prozent erhöhte Magnesiumzufuhr zu einer geringeren altersbedingten Schrumpfung des Gehirns führen könnte, was mit einer besseren kognitiven Funktion und einem geringeren Risiko oder einem verzögerten Auftreten von Demenz im späteren Leben verbunden ist“, erläutert Studienautor Khawlah Alateeq in einer Pressemitteilung.3 „Diese Forschung unterstreicht die potenziellen Vorteile einer magnesiumreichen Ernährung und die Rolle, die es bei der Förderung einer guten Gehirngesundheit spielt.“
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Einordnung der Studie
Während die Wissenschaftler MRT-Aufnahmen der Gehirne ihrer Probanden als Grundlage ihrer Analysen nutzten, stützten sich ihre Informationen zur Magensiumaufnahme auf Fragebögen. Auch wenn diese sehr umfangreich waren, mehrmals durchgeführt und mithilfe von Interviews untermauert wurden, können sie dennoch fehleranfällig und verzerrend sein. So ist nicht verifizierbar, dass sich die befragten Frauen und Männer korrekt an die von ihnen verzehrten Lebensmittel und Portionsgrößen erinnerten.
Magnesium zur Vorbeugung von geistigem Verfall und Demenz
Trotz dieser Einschränkung zur Aussagekraft der Studienerkenntnisse liefern die australischen Forscher spannende Hinweise dafür, dass Magnesium ein wichtiger Hebel im Rahmen der Ernährung sein könnte, wenn es darum geht, die Gehirnleistung und -gesundheit möglichst lange zu erhalten. So betont Khawlah Alateeq: „Die Studie zeigt, dass eine höhere Magnesiumzufuhr über die Nahrung bereits zu einem früheren Zeitpunkt des Alterungsprozesses zum Schutz des Nervensystems beitragen kann, und dass die präventiven Wirkungen schon in den 40ern oder sogar noch früher einsetzen können. Dies bedeutet, dass Menschen jeden Alters stärker auf ihre Magnesiumzufuhr achten sollten.“
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Quellen
- 1. Alateeq, K., Walsh, E.I., Cherbuin, N. (2023). Dietary magnesium intake is related to larger brain volumes and lower white matter lesions with notable sex differences. European Journal of Nutrition.
- 2. Healthcare-in-europe.com. „Altersbedingte Erkrankungen? So etwas gibt es nicht” (aufgerufen am 27.3.2023)
- 3. Australian National University. Eating more magnesium each day keeps dementia at bay. (aufgerufen am 27.3.2023)