12. Januar 2024, 4:31 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein Schluck Rotwein in der Bolognese, etwas Eierlikör über dem Dessert – bei diesen Speisen ist klar, dass sie Alkohol enthalten. Doch ist gibt eine ganze Reihe von alltäglichen Lebensmitteln, in denen Sie das Zellgift bestimmt nicht vermutet hätten. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke stellt Ihnen acht Alkohol-Fallen vor.
Alkoholkonsum ist stark gesellschaftlich verankert. Dabei wird gerne mal vergessen, dass er auch gesundheitsschädlich wirken kann – er führte beispielsweise im Jahr 2020 zu 740.000 neuen Krebsfällen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt die maximal tolerierbare Alkoholzufuhr bei 10 Gramm pro Tag für gesunde Frauen und bei 20 Gramm pro Tag für gesunde Männer. Auf dieser Grundlage dürfte ein Mann maximal einen halben Liter Bier am Tag trinken.1 Doch es sind nicht nur Spirituosen. Auch Lebensmittel, bei denen man es nicht vermuten würde, können Alkohol enthalten.
Übersicht
Ist eine alkoholfreie Ernährung möglich?
Eine vollständig alkoholfreie Ernährung ist kaum möglich, da Spuren von Alkohol natürlicherweise in vielen Lebensmitteln enthalten sind. Denn er kann als Stoffwechselprodukt während Gärprozessen entstehen, z. B. in Brot oder Kefir. Allerdings geht von diesen geringen Mengen keine gesundheitliche Gefahr aus – auch nicht für Kinder, Kranke oder Alkoholabhängige.
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1. Malzbier
Erst bei deutlicher Überschreitung der Menge an natürlicherweise enthaltenen Spuren von Alkohol muss dieser gekennzeichnet werden. Bei alkoholischen Getränken beginnt die Kennzeichnungspflicht erst bei 1,2 Prozent Alkoholvolumen. Deshalb kann ein Bier als „alkoholfrei“ beworben werden, solange es weniger als 0,5 Prozent Alkoholvolumen enthält. Malzbier bleibt sogar bis 1,2 Prozent Alkoholvolumen frei von der Kennzeichnungspflicht. Es darf nur den Zusatz „alkoholfrei“ nicht auf dem Etikett verwenden.
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2. Fruchtsäfte
Auch Fruchtsäfte gehören zu den Lebensmitteln, die versteckten Alkohol enthalten. Bereits bei ihrer Abfüllung enthalten Apfelsaft und Co. rund drei Gramm Alkohol pro Liter. Das entspricht etwa 0,4 Volumenprozent, also nahezu dem Restalkoholgehalt von alkoholfreiem Bier. Je länger Säfte offen stehen, desto mehr Alkohol entsteht durch Gärungsprozesse – und kann den Gehalt von alkoholfreiem Bier sogar übersteigen.
3. Sauerkraut
Auch fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut gären weiter vor sich hin. Die enthaltenden Milchsäurebakterien wandeln Kohlenhydrate in Alkohol um, sodass sich der Alkoholgehalt über wenige Tage auf 0,5 Volumenprozent erhöhen kann. Übrigens: Sauerkraut kann sich auch als Zutat in fertigen Suppen aus der Dose, bspw. Gulaschsuppe, befinden. Hier lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste, ob das Produkt Alkohol enthält.
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4. Kuchen und Kleingebäck
Wir bleiben beim Gären: Auch Kuchen kann bis zu 0,3 Volumenprozent Alkohol enthalten, wenn er mit Hefe gebacken wurde. Etwas offensichtlicher sind Torten wie Herren- oder Schwarzwälder Kirschtorte, denen Alkohol in Form von Rum, Kirschwasser (Kirschschnaps) oder anderer Obstbrand hinzugefügt wird. Da Gebäck häufig unverpackt in Bäckereien und Cafés verkauft wird, entfällt die Option, die Zutatenliste selbst zu überfliegen. Wenn Sie wissen möchten, ob der Kuchen, der Sie anlacht, Alkohol enthält, fragen Sie einfach den Verkäufer.
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5. Desserts
Gleiches Spiel mit unverpackt abverkauftem Speiseeis. Handelt es sich nicht gerade um ein Liköreis, sondern z. B. um Schokoladeneis, können sich Liköre (z. B. Amaretto), Branntwein (z. B. Calvados, Cognac, Rum) oder Weißwein darin verstecken.
Auch Süßspeisen wie rote Grütze und Apfelkompott können einen möglichen Alkoholzusatz in Form von Likör, Rot-, Weiß oder Branntwein enthalten.
6. Konfitüre
Alkohol auf dem Frühstücksbrötchen? Das ist möglich! Zwetschgen-, Sauerkirsch- und Marillenkonfitüre können mit Branntwein oder Obstbrand, z.B. etwa Kirschwasser, hergestellt worden sein.
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7. Bratensoße
Wenn Sie beim Kochen gerne einen Schluck Wein mit an die Soße geben, verfliegt dieser selten vollständig. In der Regel müssen Sie mit Restalkohol im Gericht rechnen. Ähnlich liegt der Fall bei Bratensoßen, die man als Fertigprodukt kaufen kann.
8. Hühnerfrikassee
Der Klassiker Hühnerfrikassee wird gerne mit Weißwein abgerundet. Auch andere Fleischgerichte wie Wild und Königsberger Klopse, aber auch Fischgerichte und Muscheln können mit Wein zubereitet worden sein.
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Lebensmittel mit verstecktem Alkohol: Für wen kann das problematisch werden?
Manche Verbraucher verzichten religiös motiviert auf Alkohol. Für diese Personen ist es unerheblich, ob der Alkoholgehalt unterhalb der Kennzeichnungspflicht liegt – jedes Produkt mit Alkohol ist ein No-Go. Genauso sollten Schwangere zum Schutz ihres Kindes keinen Alkohol zu sich nehmen, auch keine geringen Mengen.
Damit Kinder sich nicht frühzeitig an den Geschmack gewöhnen und so die Hemmschwelle für einen späteren Alkoholkonsum gesenkt wird, sollten sie sich ebenfalls von solchen Speisen fernhalten bzw. sollten Eltern darauf Acht geben.
Auch für abstinente Alkoholiker können diese Lebensmittel Fallen sein, da bereits kleinste Mengen Alkohol oder nur der Geruch zu einem Rückfall führen können.