8. November 2022, 19:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Corona, Krieg, Inflation: Die Krisen der vergangenen Monate belasten die Deutschen. Ihre Zufriedenheit ist laut „Glücksatlas“ im Vergleich zum vergangenen Jahr zwar gestiegen – es bleibt aber Luft nach oben.
Nach dem Wegfall der meisten Corona-Maßnahmen sind die Menschen in Deutschland wieder etwas zufriedener – Kriegsängste und Inflation bremsen sie aber weiter aus. Das geht aus dem „Glücksatlas“ hervor, den die Universität Freiburg mit Unterstützung der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) erstellt hat.
Übersicht
Deutsche zufriedener als 2021
„Die Talsohle ist durchschritten, die Hälfte des Weges liegt aber noch vor uns“, sagte der wissenschaftliche Leiter der Untersuchung, Bernd Raffelhüschen, laut Mitteilung. Im Durchschnitt gaben die Menschen ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 mit 6,68 an. Vergangenes Jahr hatte dieser Wert im „Glücksatlas“ mit 6,58 niedriger gelegen, vor der Pandemie 2019 war er mit 7,14 deutlich höher. Vor allem Inflation und Kriegsfolgen wirkten sich demnach negativ auf die Zufriedenheit der Deutschen aus.
Verlust von Lebensglück durch Inflation
„Im September durchbrach die Inflation die 10-Prozent-Marke. Sollte sie bis Dezember 2022 so hoch bleiben, dürfte sich der Gesamtverlust an Lebensglück durch die diesjährige Inflation auf 0,46 Punkte belaufen“, hieß es in der Mitteilung. „Das ist viel.“
Die Zahl der unglücklichen Menschen – also jene, die einen Wert zwischen 0 und 4 nannten – habe sich in der Pandemie verdoppelt. Dieses Jahr sei ihr Anteil zwar wieder gesunken, aber noch nicht auf Vor-Pandemie-Niveau. Hinter den „abstrakten Zahlen liegen pandemiebedingte Brüche in der Biografie“: Jobverlust, Krankheiten und der Verlust von Menschen. „Daher ist es wichtig, dass der Erholungsprozess anhält.“
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Es gibt auch gute Nachrichten
Viele Gruppen, die besonders stark unter den Corona-Maßnahmen gelitten haben, konnten laut Glücksatlas ihre Lebenszufriedenheit wieder verbessern. «Frauen haben den Glücksabstand zu den Männern, der sich während Corona auftat, fast wieder geschlossen», hieß es.
Auch die Zufriedenheit mit der Freizeit verbesserte sich demnach enorm: von 5,0 im Corona-Jahr 2021 auf 6,51 im aktuellen Glücksatlas. Doch auch hier ist noch Luft nach oben: «Obwohl es nahezu keine Einschränkungen mehr gibt und Fitnessklubs wieder geöffnet und Freizeitveranstaltungen möglich sind, ist das alte Niveau noch nicht erreicht.»
Am wenigsten von den Einschränkungen der Corona-Pandemie erholt haben sich junge Menschen. Die Generation der zwischen 1995 und 2010 Geborenen habe während der Pandemie einen Punkt auf der Skala der Lebenszufriedenheit verloren und bisher nur etwa die Hälfte wieder aufgeholt.
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Der Westen und der Osten Deutschlands
Menschen im Westen Deutschlands sind im Schnitt etwas glücklicher als Menschen im Osten. Während der Pandemie sei der Unterschied zwischen Ost und West bei der Zufriedenheit fast verschwunden, hieß es. Zuletzt sei er aber wieder gewachsen. „Die Nachteile, die der Westen in der Pandemie hatte, spielen 2022 keine Rolle mehr: Hohe Anteile an jüngeren Menschen, an Familien, an Großstädtern und Selbständigen sind normalerweise Garanten für ein höheres Glücksniveau einer Region.“
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Wo leben die glücklichsten Menschen in Deutschland?
2022 leben die glücklichsten Deutschen wieder in Schleswig-Holstein, das den ersten Platz mit 7,14 Punkten erreicht. In der Pandemie war das Land auf 6,78 Punkte abgerutscht. Im Vorjahr war neben Schleswig-Holstein auch Sachsen-Anhalt auf dem ersten Platz gelandet. Das ostdeutsche Bundesland hält sich 2022 gut und kommt auf Platz 9 im Mittelfeld.
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Den zweiten Platz belegt 2022 Bayern, wo die Lebenszufriedenheit im Vergleich zum Vorjahr 0,29 Punkte auf aktuell 7,06 Punkte anstieg. Nordrhein-Westfalen (6,98 Punkte) ist der Aufsteiger des Jahres und steht auf Platz 3, dicht gefolgt von Hamburg, das sich bei der Erholung schwerer tut. Brandenburg (6,87) belegt Platz 5 und ist damit nur einen Rang schlechter als im Vorjahr. Es ist das bestplatzierte ostdeutsche Bundesland und bestätigt den Trend, dass sich die strenge Trennung zwischen „dem Osten“ und „dem Westen“ auflöst.
Das Mittelfeld bilden Hessen (6,82), Niedersachsen (6,80), Baden-Württemberg (6,80) und Sachsen-Anhalt (6,79), alle in der Punktezahl sehr eng aneinander. Mit größerem Abstand folgen Sachsen (6,68) auf Platz 10, gefolgt von Rheinland-Pfalz (6,65) und Bremen (6,58), das sich gegenüber dem Vorjahr um drei Ränge auf Platz 12 verbessert hat.
Den Schluss bilden Thüringen (6,54) auf Platz 13, Berlin (6,53), das Saarland (6,49) und das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern (6,35), welches als einziges Bundesland 2022 schlechter abschnitt als im Jahr davor (6,60), wo es noch den zehnten Platz belegte.