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Studie

Der dramatische Einfluss der Frührente auf das Demenzrisiko  

Mann auf Hausbank in der Sonne
Statt zu arbeiten, lieber früher in Rente und gemütlich in der Sonne auf der Hausbank sitzen – hört sich toll an. Hat aber offenbar auch gesundheitliche Nachteile. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

27. Januar 2023, 20:19 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Den geruhsamen Lebensabend ein wenig eher antreten? Laut einer neuen Studie keine gute Idee, denn Frührente könnte womöglich das Demenzrisiko drastisch erhöhen.

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Wer darüber nachdenkt, früher in Rente zu gehen, sollte wissen, dass dies negative Folgen für die Gehirngesundheit haben könnte. Wissenschaftler der Binghamton University, New York, konnten jetzt nachweisen, dass Frührentner, die im ländlichen China leben, stärker vom kognitiven Verfall betroffen sind als ihre Altersgenossen. Genauer: Wer unter 60 Jahren aufhört zu arbeiten, ist einem erhöhten Demenzrisiko ausgesetzt. Was sind die Gründe dafür?

Warum die Studie Daten aus China verwendet

Für die Studie, die im Fachmagazin „Journal of Economic Behavior & Organization“ veröffentlicht wurde, verwendeten die Forscher Daten vom „National Rural Pension Scheme“ (NRPS).1 Das Programm wurde 2009 gegründet, um die Altersarmut in China zu bekämpfen, die mit der gestiegenen Lebenserwartung einhergeht. Menschen, die daran teilnehmen, erhalten Geldleistungen und gehen daher in der Regel früher in Rente, heißt es in der Studie. Sie sind demnach oft jünger als 60 Jahre, wenn sie den Ruhestand treten. Die damit verbundenen Daten verglichen die Forscher mit den Ergebnissen der „Chinese Health and Retirement Longitudinal Survey“ (CHARLS). Dabei handelt es sich um eine landesweite repräsentative Untersuchung, wie es um die Gedächtnisleistung von Menschen über 45 Jahren bestellt ist. So konnten die Forscher ermitteln, wie sich das Rentenprogramm auf die kognitive Leistungsfähigkeit der älteren Bevölkerung auswirkt.

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Wer nicht mehr arbeitet, leidet eher unter sozialer Isolation

Sie fanden heraus, dass ein früher Renteneintritt zwar ein Teil der Geldsorgen nahm, aber andere Nachteile mit sich brachte, erklärt der leitende Forscher Prof. Plamen Nikolov in einer Universitätsmitteilung. „In den ländlichen Teilen des Landes war die traditionelle familienbasierte Altenpflege weitgehend zusammengebrochen, ohne dass angemessene formelle Mechanismen an ihre Stelle getreten wären.“2 Das heißt, Betroffene nahmen seltener aktiv Leben teil, obwohl sie körperlich und geistig weiterhin dazu in der Lage gewesen wären. So bedeutete der Wegfall der Arbeit in erster Linie Isolation.

Wann Frührente das Demenzrisiko erhöht

Teilnehmer des Rentenprogramms berichten von einem wesentlich geringeren Grad an sozialem Engagement, wie beispielsweise ein Ehrenamt oder Freiwilligenarbeit. Nikolov erklärt dazu: „Wir stellen fest, dass eine zunehmende soziale Isolation stark mit einem schnelleren kognitiven Verfall bei älteren Menschen verbunden ist.“ Unter weniger optimalen Bedingungen kann Frührente Einsamkeit begünstigen, was wiederum den geistigen Verfall beschleunigt und damit das Demenzrisiko erhöht. Bereits frühere Studien haben diesen Zusammenhang erkannt (FITBOOK berichtete). Zusammenfassend: „Personen in den Gebieten, in denen das NRPS-Programm angeboten wird, schneiden kognitiv erheblich schlechter ab als Personen, die in Gebieten leben, die das Programm nicht anbieten“.

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Es gibt auch gesundheitliche Vorteile

Fallen zumindest finanzielle Sorgen weg, hat das auch positive Einflüsse auf die Gesundheit. So beobachteten die Forscher, dass Frührentner im Vergleich weniger Alkohol tranken, seltener rauchten und besser schliefen. Nicht zu arbeiten, bedeutet also auch weniger Stress. Dennoch fallen soziale Verbundenheit mit Kollegen, der Arbeitsweg und damit Bewegung sowie das Gefühl, gebraucht zu werden, weg.

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Ist die Beobachtung aus China auf die westliche Kultur übertragbar?

Laut Nikolov treten in Ländern mit höherem Einkommen wie Amerika, England und der Europäischen Union ähnliche Muster auf, sodass der Forscher Rente bzw. Frührente in Verbindung mit erhöhtem Demenzrisiko als globales Phänomen betrachtet. Für ihn steht fest, dass die aktive Teilnahme am Leben der entscheidende Faktor ist, wenn es darum geht, bis ins hohe Alter geistig leistungsfähig zu bleiben. Wer also in Frührente geht, sich sozial engagiert, einer sinnstiftenden Aufgabe nachgeht und/oder eine wichtige Rolle im Familiengefüge innehat, hat mit aller Wahrscheinlichkeit kein größeres Demenzrisiko als seine weiterhin arbeitende Altersgenossen.

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Quellen

Themen Demenz
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