8. Januar 2024, 19:58 Uhr | Read time: 4 minutes
Früh genug ins Bett gegangen und am nächsten Tag trotzdem müde sein – damit müssen sich viele im Alltag herumschlagen. Die meisten haben nicht nur Probleme beim Ein-, sondern auch beim Durchschlafen. Und das, obwohl eine erholsame Nacht besonders wichtig für die Gesundheit ist.
Nicht ausreichend schlafen zu können, da man immer wieder in der Nacht aufwacht, ist keine Seltenheit. Rund sechs Millionen Menschen leiden in Deutschland an Schlafstörungen – eine beunruhigend hohe Zahl.1 Denn wer sich nachts nicht ausreichend erholt, erhöht das Risiko für Übergewicht, Schlaganfall, Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Forscher aus den USA haben nun außerdem einen Zusammenhang zwischen einem schlechten Schlaf in der mittleren Lebensphase und der langfristigen Entwicklung der Kognition entdeckt.
Bewertung der Schlafqualität
An der Studie nahmen 526 Personen in ihrem 30er und 40er Jahren teil (Durchschnittsalter 40 Jahre).2,3 Die Wissenschaftler untersuchten die Schlafdauer und -qualität, indem sie die Teilnehmer an drei aufeinanderfolgenden Tagen einen Aktivitätsmonitor am Handgelenk tragen ließen. Das führten die Forscher insgesamt zweimal mit einem Abstand von einem Jahr durch. Um mehr über die Schlaf- und Aufwachzeiten der einzelnen Personen erfahren zu können, führten die Teilnehmer ein Schlaftagebuch. Zudem füllten sie eine Umfrage zur Schlafqualität aus, deren Antwortmöglichkeiten auf einem Punktesystem von null bis 21 basierten: Niedrige Punkte bedeuteten einen schlechten, hohe dagegen einen erholsamen Schlaf. Eine Reihe von wissenschaftlich anerkannten Gedächtnis- und Denktests, gaben Aufschluss über die Kognition der Teilnehmer.
Die Wissenschaftler beobachteten zusätzlich die Unterbrechungen während des Schlafs mittels der Schlaffragmentierung. Dabei untersuchten sie den prozentualen Anteil der Zeit, in der sich die Teilnehmer im Schlaf bewegten. Auch den Anteil, in denen sich die jeweiligen Personen eine Minute oder weniger bewegten, analysierten sie. Anhand der Fragmentierung unterteilte man die Teilnehmer anschließend in drei verschiedene Gruppen:
- Gute
- mäßige und
- schlechte Schläfer.
Der Nachbeobachtungszeitraum nach den oben beschriebenen Tests und Befragungen betrug zehn Jahre.
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Ergebnisse der Studie
Nach der Auswertung der Daten kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Teilnehmer im Durchschnitt rund sechs Stunden schliefen. Die Umfrage ergab, dass rund 46 Prozent keinen erholsamen Schlaf hatten: Fast die Hälfte der Teilnehmer antwortete auf die Schlafqualitätsfragen mit weniger als fünf Punkten. Die Schlafüberwachung zeigte zudem, dass etwa 19 Prozent unter einem fragmentierten Schlaf litten.
Von den 175 Personen mit einer schlechten Schlafqualität brachten 44 Teilnehmer zehn Jahre später eine schlechtere kognitive Leistungsfähigkeit auf, als die zehn Personen der insgesamt 176 Probanden, die einen guten Schlaf aufgewiesen hatten. Nach Berücksichtigung des Alters, des Geschlechts, der ethnischen Abstammung sowie der Bildung ergab sich, dass die Wahrscheinlichkeit des verringerten Denkvermögens bei Personen mit extremen Schlafstörungen doppelt so hoch war wie bei den Menschen mit einer optimalen Schlafqualität. Die Gruppe mit einem mäßigen Schlaf unterschied sich dagegen kaum von der mit einem guten Schlaf. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Qualität und nicht die Quantität des Schlafs für die kognitive Gesundheit im mittleren Alter am wichtigsten ist“, fasst Studienautor Yue Leng in einer Pressemitteilung zur Studie zusammen.
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Einordnung der Studie
Die Untersuchungen zeigen, dass Schlafstörungen im mittleren Alter durchaus eine Auswirkung auf die kognitive Leistung später im Leben haben. Allerdings beschränkt sich die Studie aktuell noch sehr auf eine Altersgruppe. „Es sind weitere Forschungen erforderlich, um den Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Kognition in verschiedenen Lebensabschnitten zu untersuchen und um festzustellen, ob es kritische Lebensabschnitte gibt, in denen der Schlaf stärker mit der Kognition verbunden ist“, erklärt Yue Leng. „Künftige Studien könnten neue Möglichkeiten für die Prävention der Alzheimer-Krankheit im späteren Leben eröffnen.“ Da die Stichprobengröße zu gering war, konnten die Forscher spezifische Unterschiede in Bezug auf das Geschlecht und die ethnische Abstammung nicht genaue untersuchen. Eine weitere Schwäche der Untersuchung war zudem, dass sich die Beurteilung der Schlafqualität u. a. auf Selbstauskünften der Probanden ergab. Fehlerhafte Angaben oder medizinisch inkorrekte Angaben der Personen zu ihrem Schlaf bzw. zu Störungen ihrer Nachtruhe können daher nicht ausgeschlossen werden.