7. Dezember 2023, 4:51 Uhr | Read time: 5 minutes
Das Herz versorgt unsere Organe und Gewebe rund um die Uhr mit Sauerstoff und Nährstoffen, indem es Blut durch den Organismus pumpt – eine echte Hochleistung. Doch mit welcher Ernährungsform können wir unser Herz dabei unterstützen? FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke stellt einen spannenden Zwillingsversuch vor und erklärt, wie eine herzgesunde Ernährung aussieht.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigsten Todesursachen in Deutschland. Sie sind für etwa 40 Prozent aller Todesfälle verantwortlich.1 Ihre Ursachen sind vielfältig und zum Teil auch beeinflussbar, so etwa die Blutfettwerte. In einer kürzlich erschienenen Zwillingsstudie wurde der Einfluss einer veganen und einer omnivoren Ernährung („Alles-Esser“) auf die Gesundheit des Herzens untersucht.
Übersicht
So wurden die Zwillingspaare untersucht
In der randomisierten und kontrollierten Studie verglichen US-amerikanische Forscher den Einfluss der Ernährung auf kardiometabolische Parameter bei insgesamt 22 Zwillingspaaren, also 44 Probanden. Es handelte sich um gesunde, eineiige Zwillinge mit einem durchschnittlichen Body-Mass-Index (BMI) von 25,9 – das entspricht leichtem Übergewicht. Im Schnitt waren die Probanden 40 Jahre alt. 2
Für die Intervention wurden die Teilnehmenden nach Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt: eine omnivore Gruppe, die sich an allen Lebensmitteln bedienen konnte und eine vegane Gruppe, die für den achtwöchigen Interventionszeitraum eine rein pflanzliche Ernährung erhielt.
Auch interessant: Warum die Unterscheidung zwischen vegetarisch und vegan ziemlich kompliziert sein kann
Beide Gruppen erhielten eine ausgewogene Kost
In den ersten vier Wochen der Studie bekamen die Teilnehmenden über einen Lieferdienst ihre Mahlzeiten gestellt, ab Woche fünf bereiteten sie ihr Essen eigenständig zu. Die Menüangebote wurden auf Grundlage einer gesunden veganen und omnivoren Ernährung entwickelt, bei der Gemüse, Obst und Vollkornprodukte im Vordergrund stehen und gleichzeitig zugesetzter Zucker und raffiniertes Getreide begrenzt wurden. Durch die Essenslieferungen sowie eine Ernährungsberatung wurde von den Teilnehmenden erwartet, dass sie ab Woche fünf eigenständig diese Kriterien einer gesunden Kost erfüllen konnten.
Diese Parameter wurden beobachtet
Der wichtigste Parameter für die Forscher war die Veränderung des LDL-Cholesterins im Blut (engl.: Low Density Lipoprotein). Denn bei diesem Wert handelt es sich um das „schlechte“ Cholesterin, welches für die Bildung von Plaque in den Blutgefäßen verantwortlich ist und somit ein Risikofaktor für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall sein kann.
Zu den sekundären Outcomes zählen das Körpergewicht, Blutzucker-, Insulin-, Lipid- und Trimethylamin-N-oxid-Spiegel (TMAO), sowie der Vitamin-B12-Spiegel im Blutserum.
Auch interessant: Zwillingsexperiment: Bringen 40 Minuten Training doppelt so viel wie 20 Minuten?
Vegane Ernährung hatte signifikanten Einfluss auf Herzgesundheit
Die Zwillinge, die sich vegan ernährten, zeigten im Vergleich zu ihren Zwillingsgeschwistern, die sich omnivor ernährten, signifikant verbesserte Werte hinsichtlich LDL-Cholesterin (-14 mg/dl), Nüchterninsulinspiegel (-2,9 μIU/ml) und Gewicht (-1,9 kg).
Weiterhin zeigten Veganer nach Ablauf der acht Wochen im Vergleich zu den Omnivoren einen größeren, dennoch nicht signifikanten Rückgang des Serumspiegels von HDL-Cholesterin (engl.: High Density Lipoprotein), Vitamin B12, Triglyceriden, TMAO und Glukose.
Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass die vegane Ernährung hinsichtlich der Gesundheit des Herzens einige Vorteile aufweist, indem sie die kardiometabolischen Parameter verbesserte. Die Forscher schlussfolgern, dass Ärzte Veganismus als mögliche Ernährungsintervention für Patienten in Betracht ziehen sollten, wobei Langzeit-Veganer Vitamin B12 in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einnehmen sollten.
Auch interessant: „Ein ganzer Monat vegan – so ist es mir ergangen!“
Einschränkungen der Studie
Positiv anzumerken ist, dass es im Bereich vegane Ernährung hauptsächlich epidemiologische Studien gibt und wenige klinische Studien wie diese verfügbar sind, um neue Erkenntnisse zu liefern.
Allerdings weist die Studie zwei Schwachstellen auf. Beide Gruppen wurden angewiesen, sich gesund zu ernähren. So aßen die Probanden sogar gesünder im Vergleich zu ihrem Ernährungsmuster vor der Studie. Wäre dem nicht so gewesen, wären dadurch die Unterschiede zwischen den Gruppen möglicherweise größer oder einige nicht signifikanten Ergebnisse ebenfalls signifikant gewesen.
Zweitens könnten innerhalb beider Gruppen potenzielle Unterschiede in den klinischen Ergebnissen abgeschwächt worden sein, da die Teilnehmer zu Studienbeginn gesund waren. Beispielsweise lag zu Beginn der mittlere LDL-Cholesterin-Wert der Teilnehmer bei 114 mg/dl. Dieser Wert liegt bereits im gesunden Bereich und lässt wenig Spielraum, um sich allein durch die Ernährung zu verbessern. Umso bemerkenswerter ist, dass bei den veganen Teilnehmern signifikante Verbesserungen bei den drei klinischen Outcomes LDL-Cholesterin, Insulin und BMI festgestellt werden konnten.
Auch interessant: Schon so wenig Krafttraining kann vor einem Herzinfarkt schützen
Zwillings-Studie Ernährungsform, die die biologische Alterung bereits nach 8 Wochen verlangsamt
Blutfettwerte Worauf ist bei den Cholesterinwerten HDL, LDL und Triglyceride zu achten?
Hohe HDL-Werte Das „gute“ Cholesterin ist laut Studie ein Risikofaktor für Demenz
Ist eine vegane Ernährung die beste für das Herz?
Nur noch zu pflanzlichen Lebensmitteln greifen ist nicht jedermanns Sache, denn es bedeutet eine große Umstellung und womöglich den Verzicht auf die eigene Leibspeise. Auch wenn sich eine vegane Ernährung aufgrund ihrer umweltschonenden und gesundheitsförderlichen Wirkung einer wachsenden Beliebtheit erfreut, können Sie Ihrem Herzen ebenfalls mit einer anderen Diät etwas Gutes tun: der mediterranen Ernährung.
Ernährungsexpertin erklärt, wie Sie Ihre Cholesterinwerte senken
„Mit der Mittelmeerdiät halten Sie Ihr Herz gesund!“
„Die Mittelmeerdiät, oder auch mediterrane Ernährung, senkt wirksam das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie ist reich an Obst und Gemüse, welche den Körper mit wichtigen Ballaststoffen versorgen. Gesunde Fette schützen vor einem erhöhten Cholesterinspiegel und somit vor Plaque in den Blutgefäßen. Sie stecken in Nüssen, Seefisch wie Lachs oder Makrele, sowie pflanzlichen Ölen. Allen voran empfehle ich Oliven-, Lein- und Rapsöl.
Sparsam hingegen sollten Sie mit Lebensmitteln sein, die viele gesättigte Fette enthalten. Denn diese treiben den Cholesterinspiegel in die Höhe und die Verkalkung der Gefäße voran. Das sind fette Milchprodukte, rotes Fleisch und Wurst. Auch zuckerhaltige Getränke sollten eine Ausnahme bleiben.“– Sophie Brünke, Redakteurin bei FITBOOK
Quellen