13. September 2023, 4:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ob Keto, Low-Carb oder Low-Fat 30 – all diesen Ernährungsformen ist gemein, dass ein Makronährstoff strikt vom Speiseplan gestrichen wird, da dieser augenscheinlich der Sündenbock ist, wenn es um die Gesundheit geht. Eine neue Studie aus Japan fand jedoch Hinweise darauf, dass diese Extreme einen negativen Effekt haben können. Das Spannende: Der Effekt ist für Frauen und Männer unterschiedlich.
Die Ernährung ist ein wichtiger Baustein für ein langes Leben. Sie kann den Körper vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen, aber auch selbst der schädliche Faktor sein. Und diese Effekte könnten sich laut japanischen Forschern bei Frauen und Männern unterscheiden. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklärt die Studie und ordnet ein, ob die Ergebnisse auf die eigenen Ernährungsgewohnheiten übertragbar sind.
Übersicht
Aufbau der Studie
Das Forschungsteam wollte herausfinden, wie sich die Aufnahme von Kohlenhydraten und Fetten langfristig auf das Sterblichkeitsrisiko auswirkt.
Insgesamt nahmen an der Studie 34.893 Männer und 46.440 Frauen im Alter von 35 bis 69 Jahren teil. Alle Teilnehmenden waren normalgewichtig: Der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) der Männer betrug 23,7 und der BMI der Frauen 22,2.
Die Langzeitstudie begann im Jahr 2004 und endete 2018. Dabei wurden bei allen Probanden Daten zur Aufnahme von Kohlenhydraten, Fett und Gesamtenergie erhoben. Während des Beobachtungszeitraums wurden alle Todesfälle dokumentiert (2783 Todesfälle; 1838 Männer und 945 Frauen).
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Männer benötigen Kohlenhydrate
Die Forscher verglichen Männer, die weniger als 40 Prozent ihrer Energiezufuhr mit Kohlenhydraten deckten, mit Männern, bei denen Kohlenhydrate 50 bis 54,9 Prozent ihrer Energiezufuhr ausmachten. Dabei zeigte sich, dass diejenigen Männer, die weniger Kohlenhydrate aßen, ein um ganze 59 Prozent erhöhtes Sterblichkeitsrisiko aufwiesen.
Im Gegenteil erhöhte sich bei Frauen die Sterblichkeit, wenn sie mehr als 65 Prozent ihrer Kalorien aus Kohlenhydraten bezogen.
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Frauen sollten auf Fette achten
Eine höhere Fettaufnahme senkte bei Frauen geringfügig das Risiko für die Gesamt- und Krebssterblichkeit, insbesondere bei den normalerweise als ungesünder eingestuften gesättigten Fetten.
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Bei Männern konnte dieser Effekt durch gesättigte Fette nicht festgestellt werden. Allerdings war der Verzehr von weniger ungesättigten Fetten mit einem höheren Risiko für die Gesamt- und Krebssterblichkeit verbunden. Insgesamt war eine Fettzufuhr über 35 Prozent der täglichen Energiezufuhr bei den männlichen Probanden mit einer erhöhten Krebssterblichkeit assoziiert.
Einschränkungen der Studie
Die Forscher untersuchten Menschen in Japan, deren Ernährungsgewohnheiten stark von denen in Deutschland abweichen. Entsprechend können die Ergebnisse nur bedingt auf andere Bevölkerungsgruppen übertragen werden.
Da lediglich Makronährstoffe im Fokus der Studie standen, ist zudem nicht auszuschließen, dass einige Todesfälle auch auf eine unzureichende Mikronährstoffversorgung zurückzuführen sein könnten.
Ernährungsexpertin verrät, worauf es bei den Makronährstoffen ankommt
„Kein Makronährstoff sollte ausgeschlossen werden“
„Gemäß den Referenzwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung benötigen Erwachsene 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht und sollten 30 Prozent ihres Energiebedarfs über Fette decken. Die restlichen Kalorien werden mit Kohlenhydraten aufgefüllt. Eine vollwertige Mischkost sollte mehr als 50 Prozent der Energiezufuhr in Form von Kohlenhydraten aufweisen.2
Klammert man in Form einer Low-Carb-Diät Kohlenhydrate aus, reduziert man auch die Zufuhr an Ballaststoffen sowie wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen.
Ebenso sollte man keine Angst vor Fett haben: Ungesättigte Fettsäuren, insbesondere wertvolle Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, wirken Entzündungsreaktionen im Körper entgegen und schützen so vor chronischen Krankheiten.“
Sophie Brünke, FITBOOK-Ernährungsexpertin
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Quellen
- 1. Tamura, T., Wakai, K., Kato, Y. et al. (2023). Dietary Carbohydrate and Fat Intakes and Risk of Mortality in the Japanese Population: the Japan Multi-Institutional Collaborative Cohort Study. The Journal of Nutrition.
- 2. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Referenzwerte. (aufgerufen am 12.09.2023)