16. Mai 2023, 11:09 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der beste Weg, um seine Fitness zu verbessern, ist Sport zu treiben. Wer dafür nicht immer Zeit findet oder aus anderen Gründen Probleme hat, sich zu bewegen, kann offenbar über die Ernährung nachhelfen. Eine neue Studie liefert Hinweise, wie man mit geeigneten Lebensmitteln fitter werden kann.
Wenn wir uns ausgewogen ernähren, bleiben wir länger gesund. Das ist logisch und hinlänglich belegt. Doch Ernährung kann darüber hinaus offenbar auch dazu beitragen, fit zu werden. Zu diesem Ergebnis kamen jetzt israelische Forscher. Sie haben zudem untersucht, wie unsere Nahrung idealerweise aussehen sollte, um das Fitnesslevel zu verbessern.1
Übersicht
Ablauf der Studie
In ihrer Studie arbeiteten die Wissenschaftler mit 2.380 Personen zusammen, die an der Framingham Heart Study teilnehmen, einer US-amerikanischen Langzeitstudie zum Thema Herzgesundheit. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer, die sie für ihre aktuelle Studie rekrutierten, lag bei 54 Jahren. 54 Prozent von ihnen waren Frauen.
Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Ernährung und Fitness – unter Berücksichtigung anderer Faktoren wie Alter, Geschlecht, tägliche Gesamtenergiezufuhr, Body-Mass-Index, Raucherstatus, Cholesterinspiegel, Blutdruck, Diabetes und regelmäßige körperliche Aktivität.
Fitnesstest
Das Studiendesign bestand aus mehreren Schritten. So absolvierten die Probanden einen kardiopulmonalen Belastungstest auf einem Fahrradergometer, bei dem die Experten ihren VO2max-Wert maßen. Dieser Wert beschreibt die maximale Sauerstoffmenge, die jemand während der Belastung aufnehmen und somit verwerten kann. Er bildete die Grundlage, auf der die Forscher aus Israel das Fitnesslevel der Studienteilnehmer beurteilten.
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Fragebogen zur Ernährung
Im nächsten Schritt füllten die Männer und Frauen mittleren Alters einen Harvard-Fragebogen zur Häufigkeit der Nahrungsaufnahme aus. So quantifizierten die Wissenschaftler den Verzehr von 126 Nahrungsmitteln während des letzten Jahres. Diesen werteten die Forscher zum einen in Hinblick auf die Quantität aus, also mit Blick darauf, wie häufig die Befragten bestimmte Lebensmittel aßen. Die Bandbreite reichte von einer Portion im Monat bis zu sechs Portionen täglich. Außerdem stand die Qualität der Ernährung im Fokus. Diese beurteilten die Forscher anhand des Alternative Healthy Eating Index (AHEI; 0 bis 110) und des Mediterranean-style Diet Score (MDS; 0 bis 25).
Alternative Healty Eating Index und Mediterranean-style Diet Score
Der Alternative Healthy Eating Index (AHEI) bewertet Lebensmittel und Nährstoffe, die chronische Krankheiten begünstigen. Entwickelt haben ihn Forscher der Harvard T.H. Chan School of Public Health.2
Beim Mediterranean-style Diet Score bzw. Mittelmeer-Diät-Score (MDS) handelt es sich um einen Score, der die Einhaltung der Mittelmeer-Diät anzeigt. Ein hoher Verzehr von mediterranen Lebensmitteln wie Getreide, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse, Fisch, einfach ungesättigte Fettsäuren zu gesättigten Fettsäuren (M/S-Verhältnis) und Wein bekommen dabei eine positive Bewertung (1 Punkt). Ein hoher Verzehr von nicht mediterranen Lebensmitteln wie Milchprodukte und Fleisch wirkt sich negativ auf die Punktzahl aus (0 Punkte). Je höher die Punktzahl, desto besser entspricht die bewertete Ernährungsweise der traditionellen mediterranen Ernährung.3 Dass die Mittelmeer-Diät gesund ist, konnten bereits diverse Studien nachweisen.4
Untersuchung von Blutproben
Last, but not least untersuchten die Forscher das Blut ihrer Probanden, das sie ihnen im nüchternen Zustand entnahmen. Bei diesen untersuchten sie 200 Metaboliten, um mögliche Veränderungen im Stoffwechsel zu ermitteln.
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Die Ernährung beeinflusst offenbar die Fitness
Tatsächlich deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass man schon allein mit der Ernährung beeinflussen kann, wie fit man ist. Die Auswertung aller Studienschritte ergab, dass der durchschnittliche AHEI der Probanden bei 67 Punkten lag, der durchschnittliche MDS bei einem Score von zwölf.
Im Vergleich zum Durchschnittswert war ein Anstieg um 13 Punkte beim AHEI und um fünf Punkte beim MDS mit einem um fünf Prozent bzw. vier Prozent höheren VO2max-Wert verbunden. Probanden, die sich ausgewogener und mehr gemäß den Regeln der Mittelmeer-Diät ernährten, wiesen demnach auch bessere Fitnesswerte auf. „Dieser Zusammenhang war bei Frauen und Männern ähnlich und bei den unter 54-Jährigen ausgeprägter als bei älteren Erwachsenen“, erklärt Studienautor Dr. Michael Mi vom der Beth Israel Deaconess Medical Center (Boston) in einer Studienmitteilung.5
Auch die Analyse der Metaboliten bestätigte einen Zusammenhang, wie Dr. Mi betont: „Unsere Metabolit-Daten deuten darauf hin, dass eine gesunde Ernährung mit einer besseren Stoffwechselgesundheit einhergeht, was ein möglicher Weg sein könnte, um die Fitness und die Fähigkeit zum Sport zu verbessern.“
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4000 extra Schritte täglich – oder gesünder ernähren
Wie deutlich der Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und der Fitness sein könnte, fasst Dr. Mi wie folgt zusammen: „Die Verbesserung der Fitness, die wir bei den Teilnehmern mit besserer Ernährung beobachteten, war vergleichbar mit dem Effekt, wenn man jeden Tag 4000 Schritte mehr geht.“ Wer also Probleme hat, sich im Alltag immer genügend zu bewegen, sollte seine Ernährung unter die Lupe nehmen. Mit kleinen Anpassungen in Richtung Mittelmeer-Diät könnte er laut den Ergebnissen dieser Studie seiner Fitness etwas Gutes tun.
Kritische Einordnung der Studie
Zugleich soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass es sich bei dem Projekt der israelischen Wissenschaftler um eine Beobachtungsstudie handelt. Diese Einschränkung bestätigt auch Studienautor Dr. Mi selbst: „Wir können nicht schlussfolgern, dass eine gute Ernährung zu einer besseren Fitness führt, oder die Möglichkeit eines umgekehrten Zusammenhangs ausschließen, d. h. dass fitte Personen sich für eine gesunde Ernährung entscheiden.“ Dennoch liefere die Studie wertvolle neue Hinweise über die Vorteile der mediterranen Ernährung: „Es gibt bereits viele zwingende gesundheitliche Gründe für eine hochwertige Ernährung. Mit der Verbindung zur Fitness liefern wir einen weiteren. Eine mediterrane Ernährung mit frischen, vollwertigen Lebensmitteln und einem Minimum an verarbeiteten Lebensmitteln, rotem Fleisch und Alkohol ist ein guter Anfang.“
Studie Schon so wenig Zucker kann das biologische Alter erhöhen
Australische Studie Warum Männer auf mediterrane Ernährung setzen sollten
Aktueller Stand der Forschung Die positiven Wirkungen der mediterranen Ernährung auf die Gesundheit
Quellen
- 1. Mi, M.Y. Gajjar, P., Walker, M.E. et al. (2023). Association of healthy dietary patterns and cardiorespiratory fitness in the community Get access Arrow. European Journal of Preventive Cardiology.
- 2. Bilodeau, K. Scoring highly on Alternative Healthy Eating Index lowers risk for many illnesses. Harvard Medical School. (aufgerufen am 15.5.2023)
- 3. Seven Countries Study. Mediterranean Diet Score. (aufgerufen am 15.5.2023)
- 4. Ballarini T., van Lent D., Brunner J. et al. (2021). Mediterranean Diet, Alzheimer Disease Biomarkers, and Brain Atrophy in Old Age. Neurology.
- 5. European Society of Cardiology. You are what you eat: healthier diet may improve fitness. EurekAlert! (aufgerufen am 15.5.2023)