17. Mai 2018, 7:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
James Harrisons (81) Blut, genauer gesagt ein dahin enthaltener Antikörper, hat das Leben von rund 2,4 Millionen Babys gerettet. Nun hat er seine letzte Spende abgegeben.
Eine einzige Blutspende kann bis zu drei Leben retten. Der Australier James Harrison gab sein Plasma, womit man sogar 18 Menschen helfen kann – pro Spende, versteht sich. Doch damit nicht genug, denn sein Blut ist besonders: Es verfügt über einen Antikörper namens Anti-D. Damit ermöglichte er es Millionen von Frauen, gesunde Babys zur Welt zu bringen. Die Föten wären andernfalls gefährdet gewesen, lebensbedrohliche Gesundheitsstörungen zu entwickeln.
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So wertvoll ist der Antikörper in Harrisons Blut
Frauen, die rhesusnegativ sind, fehlt im Blut ein bestimmtes D-Antigen. Wenn diese Frauen schwanger sind und das Blut ihres Kindes einen positiven Rhesusfaktor hat, deutet ihr Körper diese Blutzellen als Viren oder Bakterien und entwickelt Antikörper dagegen. Dieser Abwehrmechanismus würde beim ungeborenen Kind – dem scheinbaren Eindringling im Mutterleib – zu Blutarmut bzw. einer starken Sauerstoffunterversorgung mit Folgen für die Herzgesundheit führen. Die gängige Therapie: werdende Müttern gegen das fremde Blutgruppenmerkmal via Infusion impfen. Und genau dieses Merkmal entsteht in James Harrisons Blut von Natur aus.
„Sein Körper bildet außergewöhnlich viel davon“, erklärt Jemma Falkenmire, Mitarbeiterin beim australischen Roten-Kreuz, dem „Sydney Morning Herald“ („SMH“). Nur bei wenigen Menschen könnte man Anti-D in einer derart hohen Konzentration finden wie bei Harrison. Durch das Blutspenden werde die Produktion zusätzlich angeregt.
Ohne ihn hätte es das lebensrettende Programm nicht gegeben
Es war 1967, als australische Forscher herausgefunden haben, dass man der potentiell tödlichen Fötuserkrankung (Fachbegriff: Morbus haemolyticus neonatorum) entgegenwirken kann, wenn man sie gegen das bis dato unbekannte Anti-D desensibilisiert. Vorher hatten Tausende von Frauen ihre Babys deswegen verloren. Robyn Barlow vom Blutspendedienst steckt hinter dem Antikörper-Programm und hat James damals dafür akquiriert. „In jeder Ampulle Anti-D, die jemals in Australien verabreicht wurde, fließt James“, zitiert die Zeitung den Arzt.
Über 60 Jahre lang hatte Harrison jede Woche sein Plasma gespendet und damit 2,4 Millionen Kinder ein gesundes Leben geschenkt. „Ich würde weitermachen, wenn ich dürfte“, sagte er zum „SMH“. Seit 1999 trägt er für sein bemerkenswertes Engagement die australische Ordensmedaille.

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Harrison ruft andere Spender auf
Am Freitag gab James Harrison zum letzten Mal Plasma ab. Inzwischen hat der 81-Jährige – der im jugendlichen Alter selbst eine lebensrettende Transfusion bekommen hatte – das für Blutspender zulässige Höchstalter überschritten. Laborversuche, den wertvollen Bestandteil seines Plasmas künstlich nachzubauen, sind bislang gescheitert. Umso dringender bittet er andere Menschen, ihr Blut auf den Antikörper zu untersuchen, damit das Spendenprogramm weiter viele Menschenleben retten kann.