30. April 2021, 17:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bisher gibt es keine Corona-Impfungen für Jungen und Mädchen unter 16 Jahren. Das soll sich nun ändern: Biontech und Pfizer beantragen die Zulassung ihres Vakzins für 12- bis 15-Jährige. Studien weisen auf eine hohe Wirksamkeit und Verträglichkeit hin.
Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren können möglicherweise bereits vor dem neuen Schuljahr gegen Corona geimpft werden. BioNTech und Pfizer haben überraschend schon an diesem Freitag eine EU-Zulassung für ihren Corona-Impfstoff für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren beantragt. Dies teilten die Mainzer Biotechfirma und ihr US-Partner mit.
Dabei verwiesen sie erneut auf sehr hohe Antikörperantworten aus der Zulassungsstudie bei Zwölf- bis 15-Jährigen. Die ersten Kinder und Jugendlichen könnten im Falle einer Genehmigung dem Unternehmen zufolge ab Juni die Impfung erhalten. In der EU ist der Impfstoff bisher erst ab 16 Jahren zugelassen. Die Prüfung eines Zulassungsantrags für Corona-Impfstoffe bei der EMA dauert in der Regel wenige Wochen.
Für Kinder und Jugendliche müssen Pharmazeutika gesondert angepasst werden, da ihr Organismus nicht nach dem Prinzip „kleine Erwachsene“ funktioniert. Deshalb sind eigene Studien auch vor einer Impfstoff-Zulassung nötig.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ging davon aus, dass im Falle einer Zulassung Kinder dieser Altersgruppe eine erste Immunisierung spätestens in den Sommerferien bekommen könnten. „Stand heute, wenn nichts Ungewöhnliches passiert“, sagte der CDU-Politiker.
Corona-Infektionzahlen bei Kindern nehmen zu
Die Impfungen für die Jüngsten in der Bevölkerung erscheinen inzwischen auch dringender als am Anfang der Pandemie – damals galten zumindest Kinder eher nicht als Treiber. Doch ihre Rolle hat sich nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts in Deutschland unter anderem durch die Dominanz der ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7 geändert.
Bei Kindern nähmen die Infektionzahlen deutlich zu, sagte RKI-Präsident Wieler. „Kinder tragen auf jeden Fall zum Infektionsgeschehen bei.“ Langzeitfolgen, die es auch bei Kindern gebe, dürfe man nun bei der Risikobewertung nicht aus dem Blick verlieren.
Die wöchentliche Inzidenz liegt aktuell zwischen 141 Fällen bei den Allerjüngsten bis vier Jahre und 260 bei den 15- bis 19-Jährigen, jeweils gerechnet auf 100.000 Einwohner. Bei den älteren Teenagern sind das die höchsten Inzidenzwerte überhaupt in einer Altersgruppe. Bei 10- bis 14-Jährigen liegen sie aktuell laut RKI bei 234 pro 100.000 Einwohner.
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Zulassung von BioNTech-Impfstoff für Kinder im Juni möglich
Covid-19-bedingte Ausbrüche beträfen aktuell insbesondere private Haushalte und das berufliche Umfeld, aber auch Kitas und Schulen, heißt es im RKI-Lagebericht. Präsident Lothar Wieler macht keinen Hehl daraus, dass er die bundesweite Notbremsen-Inzidenz von 165 für Schulschließungen aus Sicht des Gesundheitsschutzes für deutlich zu hoch hält.
Das Mittel von BioNTech/Pfizer ist in der EU und in den USA bisher erst für Menschen ab 16 Jahren bedingt zugelassen. Die nun beantragte EMA-Zulassung kann im günstigen Fall Anfang bis Mitte Juni erfolgen. Danach könnten dann die Impfungen der 12- bis 15-Jährigen beginnen. Mit Blick auf das kommende Schuljahr und die angestrebte Erweiterung der geimpften Bevölkerungsgruppen mit dem Ziel einer Herdenimmunität wäre dies ein wichtiger Schritt.
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Hohe Wirksamkeit bei klinischer Studie mit 12- bis 15-Jährigen
BioNTech und Pfizer hatten kürzlich mitgeteilt, dass eine klinische Studie in der Altersgruppe von 12 bis 15 Jahren in den USA eine Wirksamkeit von 100 Prozent gezeigt habe. Die Impfung sei gut vertragen worden. Die Nebenwirkungen hätten jenen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren entsprochen, erklärten die Unternehmen. Die Gesundheit der knapp 2300 Teilnehmer der Studie in den USA würden aus Sicherheitsgründen noch bis zu zwei Jahre nach dem Erhalt der ersten Impfdosis beobachtet, hieß es weiter.
Parallel dazu läuft die klinische Studie von BioNTech und Pfizer zur Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern zwischen sechs Monaten bis einschließlich elf Jahren weiter. BioNTech gehe davon aus, dass belastbare Daten daraus bis September verfügbar sein werden, sagte die Unternehmenssprecherin. Bis die ersten Kinder dieser Altersgruppe mit dem Vakzin geimpft werden können, wird es folglich noch dauern. BioNTech/Pfizer kann erst nach diesem Zwischenschritt einen Zulassungsantrag bei der EMA stellen werden. Dessen Prüfung wird dann voraussichtlich wieder wenige Woche dauern.
mit Material von dpa