4. Juni 2021, 16:30 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Seit die Stiko ihre Altersempfehlung für AstraZeneca geändert hat, erhalten Jüngere als zweite Dosis den Impfstoff von BioNTech/Pfizer. Wie gut diese Kombination vertragen wird, haben nun Wissenschaftler der Charité ausgewertet.
Die Kombination von AstraZeneca als erste und BioNTech/Pfizer als zweite Dosis
hat für Impflinge laut einer vorläufigen Charité-Auswertung wohl keine Nachteile bei Wirksamkeit und Verträglichkeit.1 Die Verimpfung beider der Präparate in einem Abstand von zehn bis zwölf Wochen sei laut der Studie gut verträglich. Sie rufe zudem vergleichbare Immunantworten wie eine Impfserie mit zweimal BioNTech hervor, schrieb der Charité-Wissenschaftler Leif Erik Sander auf Twitter.
Charité-Auswertung bisher nur als Preprint veröffentlicht
Hintergrund der gemischten Impfserie ist eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) nach dem Bekanntwerden von seltenen Hirnthrombosen nach AstraZeneca-Erstimpfungen vor allem bei Jüngeren. Aus Risiko-Nutzen-Abwägungen heraus wird Menschen unter 60 Jahren, die schon eine AstraZeneca-Impfung haben, eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wie BioNTech/Pfizer empfohlen. Allerdings sahen Experten noch einen Mangel an verlässlichen Daten zu
Sicherheit und Wirksamkeit.
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Die Zwischenauswertung der Charité ist als sogenanntes Preprint veröffentlicht worden. Das bedeutet, dass eine Überprüfung durch externe Experten und die Publikation in einer Fachzeitschrift noch ausstehen. Das Team um Sander erhob und verglich Daten von rund 340 Mitarbeitern des Gesundheitswesens, die zwischen Ende 2020 und 21. Mai geimpft wurden: davon eine Gruppe zweifach mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer im Abstand von drei Wochen und eine weitere mit AstraZeneca bei der Erst- und BioNTech bei der Zweitimpfung.
Kombination wirkt eventuell stärker als doppelte BioNTech-Impfung
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek schrieb auf Twitter, es handle sich um „wichtige Daten“. Sie kommentierte: „Kurz zusammengefasst: Immunantwort ist (wie erwartet) sehr gut und vergleichbar mit homologer Impfung mit mRNA Impfstoff.“ SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twitterte:
Die Forscher selbst schränken ein, dass es sich nicht um eine randomisierte kontrollierte Studie handle, also mit zufälliger Zuordnung der Probanden zu den Gruppen. Unklar sei, inwieweit beobachtete Unterschiede auch mit dem längeren Impfintervall der Gruppe mit den verschiedenen Impfstoffen zusammenhängen könnten.
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„Lancet“-Studie kommt zu teils widersprüchlichen Ergebnissen
Die Ergebnisse scheinen im Widerspruch zu einer kürzlich veröffentlichten „Lancet“-Studie zu stehen. Demnach haben Impflinge bei zwei unterschiedlichen Impfstoffen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für milde und moderate Nebenwirkungen nach der zweiten Dosis. Die Charité-Wissenschaftler weisen aber auf Unterschiede beim Studiendesign, dem Alter der Probanden und unterschiedliche Impfintervalle hin. Der längere Abstand zwischen den beiden Dosen in der Berliner Untersuchung könne mit den weniger stark ausgeprägten Impfreaktionen zu tun haben, so die Vermutung.
Mit Material von dpa
Quellen:
1. David Hillus, Tatjana Schwarz, Pinkus Tober-Lau, Hana Hastor, Charlotte Thibeault, Stefanie Kasper, Elisa T Helbig, Lena J Lippert, Patricia Tscheak, Marie Luisa Schmidt, Johanna Riege, Andr Solarek, Christof von Kalle, Chantip Dang-Heine, Piotr Kopankiewicz, Norbert Suttorp, Christian Drosten, Harald Bias, Joachim Seybold, COVIM/EICOV Study Group, Florian Kurth, Victor M Corman, Leif Erik Sander. Preprint (2021). Safety, reactogenicity, and immunogenicity of homologous and heterologous prime-boost immunisation with ChAdOx1-nCoV19 and BNT162b2: a prospective cohort study