
15. Juli 2022, 17:57 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Alkoholkonsum ist für junge Männer besonders schädlich – zu dieser Erkenntnis ist jetzt eine Studie aus den USA gekommen. FITBOOK erklärt die Hintergründe und warum Männer unter 40 Jahren besser überhaupt nicht trinken sollten.
Ein Schnapsglas Bier pro Tag! Das ist laut einer neuen Studie die sichere Menge Alkohol für Männer unter 40 Jahren. Laut einer neuen Studie ist Alkoholkonsum für junge Menschen – insbesondere für junge Männer – besonders schädlich. Ältere Menschen dagegen sollen von einem Gläschen hier und da sogar gesundheitlich profitieren.
Übersicht
- Studie: Junge Menschen sollten gar nicht trinken!
- Erste Studie, die das Alkoholrisiko nach geografischer Region, Alter und Geschlecht bewertet
- Ein Schnapsglas Bier gilt als sicherer Alkoholkonsum für Männer
- Für ältere Erwachsene ist maßvoller Alkoholgenuss sicher
- Regionale Unterschiede: Alkoholkonsum bei europäischen Männern besonders schädlich
- Sorgt die neue Studie für ein globales Umdenken?
- Quellen
Studie: Junge Menschen sollten gar nicht trinken!
Prof. Dr. Emmanuela Gakidou von der School of Medicine der University of Washington kommt zu einem sprichwörtlich ernüchternden Fazit: „Unsere Botschaft ist einfach: Junge Menschen sollten nicht trinken!“ 1Damit meint die Wissenschaftlerin vor allem Männer. Der Grund liege weniger in den daraus resultierenden Erkrankungen, sondern viel mehr darin, dass junge Männer unter Alkoholeinfluss eher durch Verkehrsunfälle, Mord oder Suizid sterben. Zu diesem Ergebnis kommen sie und ihr Team in einer Langzeitstudie, die in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde.2 Die Autoren fordern deshalb eine Überarbeitung der Richtlinien zum Alkoholkonsum.
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Erste Studie, die das Alkoholrisiko nach geografischer Region, Alter und Geschlecht bewertet
Die Forscher analysierten Daten, die während der vergangenen 30 Jahre in 104 Ländern zu Alkoholkonsum von Männern und Frauen gesammelt worden waren. Daraus leiteten sie ab, dass allein im Jahr 2020 1,34 Milliarden Menschen (1,03 Milliarden Männer und 0,31 Milliarden Frauen) schädliche Mengen konsumierten. In jeder Region waren demnach Männer im Alter von 15 bis 39 Jahren der größte Teil der Bevölkerung, der besonders viel Alkohol trank. Bei Männern dieses Alters führte ihr Alkoholkonsum überdurchschnittlich oft zu Verletzungen oder sogar zum Tode. Diese spiegelten sich vor allem in Tötungsdelikten, Gewaltausbrüchen oder Unfällen wider.
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Ein Schnapsglas Bier gilt als sicherer Alkoholkonsum für Männer
Gakidou und ihr Team untersuchten ebenso 22 negative Folgen auf die Gesundheit, die auf Alkohol zurückzuführen sind, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Daraus schätzten die Wissenschaftler die durchschnittliche tägliche Alkoholmenge, die das Krankheits-, bzw. Sterberisiko minimiert. Daraus ergab sich für Männer unter 40 Jahren etwa ein Schnapsglas voll Bier. Frauen im gleichen Alter „vertragen“ etwas mehr, nämlich doppelt so viel. Sprich: Junge Menschen, insbesondere Männer, sollten Alkohol ganz sein lassen, wenn ihnen Gesundheit und Leben lieb ist. Dafür geben die Forscher bei älteren Personen Entwarnung.
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Für ältere Erwachsene ist maßvoller Alkoholgenuss sicher
Bislang wurden zehn Gramm reinen Alkohol, also 100 Milliliter Wein oder eine Flasche Bier (375 Milliliter) täglich als unbedenklich eingestuft. Forscher bezeichnen diese Menge als Standardgetränk. Interessanterweise soll sich diese Größenordnung für Männer wie Frauen ab 40 Jahren positiv auf ihre Gesundheit auswirken, wie z. B. die Verringerung des Risikos für ischämische Herzkrankheiten, Schlaganfall oder Diabetes. So gelten laut den Wissenschaftlern für alle über 65 Jahren sogar zwei Gläser Wein als sicher, also insgesamt 300 Milliliter – zumindest, wenn keine anderen gesundheitlichen Probleme vorliegen. Dieser doch recht großzügige bemessene Alkoholkonsum sei dann auch für Männer unbedenklich.
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Regionale Unterschiede: Alkoholkonsum bei europäischen Männern besonders schädlich
Die Analyse zeigte genauer, dass sich der schädliche Alkoholkonsum, der sich wie gesagt vor allem durch Gewalt und Unfälle auszeichnet, besonders auf junge Männer in Australasien, Westeuropa und Mitteleuropa konzentrierte. Bei älteren Männern, die täglich weit mehr als die empfohlene Menge tranken, offenbarten sich dagegen die gesundheitlichen Folgen in Form von Herzkreislauferkrankungen (je nach Region zwischen 20 und 30,7 Prozent), Krebs (zwischen 9,8 und 12, 6 Prozent) und Tuberkulose (zwischen 1 und 10,1 Prozent). Letzteres allerdings hauptsächlich in Zentralafrika.
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Sorgt die neue Studie für ein globales Umdenken?
Prof. Emmanuela Gakidou hat wenig Hoffnung, dass die Studie Männer vom Trinken abhält. Und doch glaubt sie, dass ihre Forschung im Kleinen etwas bewirken kann: „Obwohl es nicht realistisch ist, zu glauben, dass junge Erwachsene auf das Trinken verzichten werden, halten wir es für wichtig, die neuesten Erkenntnisse zu kommunizieren. So ist es jedem möglich, fundierte Entscheidungen über die eigene Gesundheit zu treffen.“ Die Autorin merkt zudem einige Einschränkungen der Studie an: So wurden die jeweiligen Trinkmuster nicht genauer untersucht, außerdem basieren sie zu einem großen Teil auf Selbstauskünften. Auch fehlen Daten zum Konsum während der Covid-19-Pandemie.

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Quellen
- 1. The Lancet (2022): Alcohol consumption carries significant health risks and no benefits for young people; some older adults may benefit from drinking a small amount of alcohol. (aufgerufen am 15.7.2022)
- 2. Bryazka D, Reitsma MB, Griswold MG et al. (2022): Population-level risks of alcohol consumption by amount, geography, age, sex, and year: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2020, The Lancet.