5. April 2022, 19:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Mann aus Magdeburg hat sich seit Sommer 2021 ganze 87 Mal gegen Corona impfen lassen. Doch nicht etwa aus übertriebener Angst vor dem Virus, sondern um die gefälschten Impfpässe anschließend weiterzuverkaufen. Gegen den 61-Jährigen wird jetzt ermittelt.
Der kuriose Fall aus Sachsen-Anhalt geht mittlerweile um die Welt. Und viele fragen sich: Hat der Mann neben den rechtlichen Konsequenzen auch gesundheitliche Folgen zu befürchten? FITBOOK erklärt, wie gefährlich es ist, sich 87 Mal impfen zu lassen.
Übersicht
87 Impfungen seit vergangenem Sommer
Wie die „Freie Presse“ berichtet, erschien der Magdeburger seit Sommer 2021 in mehreren sächsischen Impfzentren, um sich dort gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Dabei legte er jedes Mal einen neuen Blanko-Impfpass vor. Bei diesen Impfpässen tauschte er die erste Seite mit den Patientendaten aus und verkaufte sie mit den echten Chargennummern weiter. Insgesamt ließ er sich 87 Mal impfen – teilweise wurden ihm bis zu drei Spritzen am Tag verabreicht.
Erst als ihn eine Mitarbeiterin in einem Impfzentrum in Dresden wiedererkannte, wurde man misstrauisch, wie ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes berichtet. Demnach habe man die anderen Impfzentren informiert und angewiesen, die Polizei zu rufen, solle der Mann dort auftauchen. Bei einem Versuch in einem Impfzentrum in Eilenburg sei er dann aufgeflogen. Die Kriminalpolizei ermittelt nun wegen des unbefugten Ausstellens von Impfausweisen und wegen Urkundenfälschung. Bei dem 61-Jährigen wurden mehrere Blanko-Impfpässe und seine Krankenversichertenkarte sichergestellt.
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Wie gefährlich ist es, sich 87 Mal impfen zu lassen?
Schwerwiegende gesundheitliche Folgen hat der Mann nach seinen 87 Impfungen hingegen nicht zu befürchten – allerdings auch keine positiven Effekte oder gar eine Immunität gegen das Coronavirus.
Die Ärztin und Journalistin Dr. med. Julia Fischer vergleicht den Effekt von 87 Impfungen mit dem einer Hyposensibilisierung bei Allergikern. „Je häufiger das Immunsystem ein Antigen sieht, desto eher denkt es: ‚Dieses Protein scheint gar nicht gefährlich zu sein, vielleicht gehört es sogar zu mir, also höre ich mal auf, eine schädliche Immunreaktion dagegen zu entwickeln.‘ Bei Allergikern ist das gewollt – beim Coronavirus natürlich nicht. Es wäre also theoretisch möglich, dass der Mann trotz seiner 87 Impfungen am Ende gar nicht mehr besser gegen Corona geschützt ist als vor der ersten Impfung“, erklärt sie gegenüber dem MDR Sachsen-Anhalt. Um das herauszufinden, müsse man ihn jedoch untersuchen.
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Fall widerlegt Argumente von Impfgegnern
Es ist davon auszugehen, dass der 61-Jährige speziell Ungeimpfte mit den gefälschten Impfausweisen versorgte. Warum sich Menschen gegen eine Impfung entscheiden, kann viele Gründe haben. Jedoch widerlegt der Fall ganz klar einige der Hauptargumente von sogenannten Impfgegnern. So etwa, dass die Impfung gefährlich sei oder das Immunsystem belaste.1
Unabhängig davon, aus welchen Gründen Menschen eine Impfung verweigern: Einen gefälschten Impfpass zu kaufen oder vorzuweisen, ist in jedem Fall eine Straftat. Mit dem neuen Infektionsschutzgesetz, das Ende 2021 in Kraft trat, sind die Strafen für gefälschte Impfpässe deutlich verschärft worden. So kann das Vorlegen eines gefälschten Impfzertifikats laut §277 und §275 des Strafgesetzbuchs (StGb) mit einer Geldstrafe oder mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden.2
In besonders schweren Fällen, etwa dem gewerbsmäßigen Handel von falschen Impfpässen, ist sogar eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren möglich. Ob dies im vorliegenden Fall zutrifft, wird nun überprüft.
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Quellen
- 1. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Was sag‘ ich jetzt: Gute Argumente für die Corona-Schutzimpfung. (aufgerufen am 5.4.22)
- 2. Bundesministerium der Justiz. Strafgesetzbuch (StGB). § 275 Vorbereitung der Fälschung von amtlichen Ausweisen; Vorbereitung der Herstellung von unrichtigen Impfausweisen. (aufgerufen am 5.4.22)