25. Mai 2022, 4:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Umarmungen tun jedem Menschen gut, doch scheinen sie bei Frauen anders zu wirken als bei Männern. So entdeckten Forschende der Ruhr-Universität Bochum: Nur bei Frauen sinkt der Stresspegel messbar, sobald sie in den Armen des Liebsten sind.
Wenn Frauen ihren Partner umarmen, reduziert sich ihr Stresslevel innerhalb weniger Sekunden. Das macht eine Umarmung zu einem großartigen „Tool“, falls Situationen wie z. B. eine Prüfung oder ein Vorstellungsgespräch anstehen. Schade nur, dass eine Umarmung bei Männern offenbar nicht die gleiche Wirkung in Bezug auf Stress hat.
Überblick
Wie Umarmungen auf Frauen wirken
Stress ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Daher ist es umso wichtiger, simple Methoden zu finden, die einen innerlich wieder in Balance bringen. Frauen in festen Beziehungen können sich glücklich schätzen, denn sobald sie sich von einer Situation besonders belastet fühlen, wirkt eine Umarmung des Partners oder der Partnerin wahre Wunder. Zu diesem Schluss kommen Psychologen der Ruhr-Universität Bochum in einer Studie, die sie jetzt im Fachmagazin „PLoS One“ veröffentlichten.
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Stresstest mit 38 Liebespaaren
Die Wissenschaftler rekrutierten für ihre Untersuchung 38 Liebespaare, die allesamt ihre Beziehung als glücklich und harmonisch beschrieben. Alle Teilnehmer mussten sich einem Stresstest unterziehen, bei dem sie die Forscher baten, eine Hand drei Minuten lang in einem Eiswasserbad zu halten und dabei in eine Kamera zu blicken. Vor dem Test wurde die Hälfte der Paare angewiesen, sich zu umarmen, und die anderen umarmten sich nicht. Die Forscher maßen vor und nach dem Experiment verschiedene Stressindikatoren, einschließlich des Cortisolspiegels im Speichel. Cortisol gilt als Stresshormon und wird immer dann ausgeschüttet, wenn es psychisch oder körperlich zu einer Ausnahmesituation kommt.
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Umarmung senkt den Cortisolspiegel bei Frauen
Nach eingehender Analyse stellte sich heraus, dass Frauen, die ihren Partner umarmten, eine geringere Cortisolreaktion auf den Stresstest hatten als Frauen, die ihren Partner nicht umarmten. „Als Frau kann das Umarmen Ihres romantischen Partners die akute Stressreaktion Ihres Körpers verhindern“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. 2 Bei Männern wurde diese Wirkung von Umarmungen bei Stress nicht beobachtet. Andere Stressmessungen, einschließlich Änderungen des Blutdrucks und des emotionalen Zustands, hätten ebenfalls keine Assoziationen mit der Umarmung des Partners gezeigt.
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Woher kommt der Geschlechterunterschied?
Für verliebte Männer ist die Sache klar: Sobald die Liebste in eine stressige Situation gerät, hat eine Umarmung seinerseits eine stark beruhigende Wirkung. Warum dieser einfache „Trick“ für die Männer nicht gilt, bleibt den Psychologen bislang ein Rätsel. Das bedeutet aber keineswegs, dass Frauen (oder Männer in gleichgeschlechtlichen Beziehungen) bei ihrem Partner mit Umarmungen geizen sollten. In den Arm genommen zu werden, tut allen gut. Das gilt vermutlich nicht nur für romantische Konstellationen. Deshalb planen die Forscher schon bald zu untersuchen, ob die stressreduzierende Wirkung von Umarmungen auch für platonischen Freundschaften gilt.
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Quellen
- 1. Berretz G., Cebula C., Wortelmann B.M. et al. (2022) Romantic partner embraces reduce cortisol release after acute stress induction in women but not in men. PLoS ONE
- 2. PLOS (2022) Women who embraced their partner subsequently had lower stress-induced cortisol response (aufgerufen am 24. Mai 2022)