29. September 2021, 5:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Gefühlt alle lieben Disneys „Frozen“, und auch die Coca-Cola-Werbung zu Weihnachten ist Kult. Doch Vorsicht! Filme und Clips mit winterlichen Szenen lösen Heißhunger auf besonders kalorienlastige Speisen aus. Der Grund: Der Anblick von Schnee und Eis, löst laut einer Studie im Gehirn den unbewussten Urinstinkt aus, sich Winterspeck anfuttern zu müssen.
Eine plötzlich unerklärliche Lust auf Braten samt Klößen mit Pilzrahmsoße, Stollenkonfekt oder Burger? Das könnte damit zu tun haben, dass Sie sich womöglich gerade die Doku „Die Reise der Pinguine“, den Disney-Animationsfilm „Frozen“, einen weihnachtlichen Werbeclip oder ein Skirennen im TV angesehen haben. Laut Forschern der Universität Reykjavik sorgt der Anblick von Schnee, Eis und anderen winterlichen Filmszenen unvermittelt für Heißhunger. Logisch: Denn kühle Bilder lassen das Gehirn „denken“, der Winter sei eingebrochen. Es fordert deshalb nach besonders energiereicher Nahrung.
Überblick
- Ein uralter biologischer Instinkt – trotz Heizung und vollen Supermarktregalen
- Grüner Sommerwald vs. Winter Wonderland
- Wie winterliche Filmszenen Heißhunger entfachen
- Forscher entdecken interessanten Unterschied bei den Geschlechtern
- Wissenschaftler sehen Werbeindustrie im Kampf gegen Übergewicht in der Pflicht
- Quellen
Ein uralter biologischer Instinkt – trotz Heizung und vollen Supermarktregalen
Die meisten Tiere in freier Wildbahn fressen während des Winters alles, was sie kriegen können – selbst wenn es etwas mehr sein sollte, als sie eigentlich brauchen. Dabei handelt es sich um ein unbewusst ablaufendes, im Notfall lebensrettendes Programm, welches Dank Evolution bis heute auch in uns Menschen steckt. Doch wie verlässlich dieser Heißhunger-Instinkt allein durch winterliche Filmszenen anspringt, überraschte die isländischen Forscher.
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Grüner Sommerwald vs. Winter Wonderland
Im Rahmen der aktuell in der Zeitschrift „Food Quality and Preference“ veröffentlichten Untersuchung forderte ein Team der Universität Reykjavik Hunderte von Teilnehmern auf, sich entweder ein Video eines im Winter gedrehten schneebedeckten Waldes oder eines üppig grünen Waldes im Sommer anzusehen.1 Anschließend gliederten sie die Studie in vier Teile.
- Zuerst durften die Teilnehmer 15 verschiedene Aufgaben lösen, in denen sie fehlenden Wörter zum Thema Essen raten mussten.
- Für ein weiteres Spiel wurden unter anderem Begriffe gesucht, die mit dem Überleben in Zusammenhang stehen, wie zum Beispiel aushalten, durchhalten oder kämpfen.
- In einer weiteren Phase schätzten die Teilnehmer die Kalorienanzahl verschiedener Lebensmittel und gaben dann an, ob sie diese gerade essen möchten oder nicht.
- In einem vierten Test sollten alle Probanden ihre momentanen Essensvorlieben preisgeben, nachdem sie sich ein sommerliches Video oder ein winterliches Video angesehen hatten.
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Wie winterliche Filmszenen Heißhunger entfachen
Die Wintervideo-Gruppe wählte für die Wortlücken besonders deftige oder zuckerhaltige Speisen, während diejenigen, die den Sommerfilm vorgesetzt bekamen, eher an Salate und frisches Obst dachten. Ebenso assoziierten diejenigen, die die kalten Bedingungen beobachteten, die Clips erwartungsgemäß stärker mit den Überlebens-Begriffen – ein Beweis für die Forscher, dass Menschen kalorienreiche Lebensmittel mit dem Durchhalten in einer Winterumgebung in Verbindung bringen. Winterliche Filmszenen lösen daher nicht nur Heißhunger auf Fettiges und Süßes aus, sie bringen auch den alten „Überlebens-Modus“ in Gang.
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Forscher entdecken interessanten Unterschied bei den Geschlechtern
Die winterlichen Filmszenen lösten bei Frauen wie Männern gleichermaßen Heißhunger auf Kalorien aus, allerdings verschwand das Verlangen bei den Frauen angesichts visueller Sommerreize. Bei Männern blieb die Lust auf Deftiges nahezu ungebrochen – ganz gleich, ob sie eine Blumenwiese oder einen verschneiten Wald vorgesetzt bekamen. Wie der Geschlechtsunterschied zustande kommt, ist unklar.
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Wissenschaftler sehen Werbeindustrie im Kampf gegen Übergewicht in der Pflicht
Die Forderung der Wissenschaftler an die Werbeindustrie erscheint zwar ehrbar, aber durchaus etwas weit hergeholt: das Zeigen von Schnee, Eis und Co. solle möglichst zu vermeiden. Denn winterliche Filmszenen könnten dazu führen, dass die Zuschauer Heißhunger auf Junkfood entwickeln. Das gelte vor allem für die berühmte Coca-Cola-Werbung zur Weihnachtszeit.
Übergewicht oder Fettleibigkeit tragen jedes Jahr zu Millionen vorzeitiger Todesfälle bei und belasten damit die Gesundheitssysteme erheblich. Daher müssten auch andere Organisationen und politische Entscheidungsträger „ihre Kommunikationsstrategien möglicherweise neu bewerten“, so die Forscher.
Quellen
- 1. Folwarczny M, Otterbring T, Sigurdsson, V, Gasiorowska, A. Seasonal cues to food scarcity and calorie cravings: Winter cues elicit preferences for energy-dense foods. Food Quality and Preference. (2021)