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Von Forschern untersucht

Können Winterdepressionen genetisch bedingt sein?

Ein Mann sieht nachdenklich aus dem Fenster
Der Lichtmangel kann in der kalten Jahreszeit zu Winterdepressionen führen. Laut einer Studie sind manche Menschen aber offenbar anfälliger für die Krankheit. Foto: Getty Images

13. November 2024, 19:06 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Die Tage werden kürzer und grauer, die Temperaturen sinken – der Winter drückt auf die Stimmung vieler. Doch manche scheinen schneller von Winterdepressionen betroffen zu sein als andere. Kann das genetische Gründe haben? Dieser Frage gingen Forscher nun auf den Grund.

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Eine Winterdepression wird im Fachkreis auch als saisonal-bedingte Depression bezeichnet und macht etwa zehn Prozent der Gesamtzahl an Depressionen erkrankten Menschen aus (FITBOOK berichtete). Ein typischer Auslöser kann der Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit sein. Doch Forscher vermuten, dass eine Winterdepression auch genetisch bedingt sein könnte – und untersuchten das anhand von Mäusen.

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Bedeutung der zirkadianen Uhr für die Stimmung

Die zirkadiane Uhr beschreibt den 24-stündigen Rhythmus des Körpers, dem physiologische Prozesse wie z. B. der Schlaf- und Wachzustand, die Hormonausschüttung, der Blutdruck und die Körpertemperatur zugrunde liegen.1 Diese Vorgänge werden von verschiedenen Genen gesteuert, die man auch als Uhrengene bezeichnet. Da eine schwere krankhafte Stimmungsschwankung, wie es bspw. bei einer (saisonal-bedingten) Depression oder einer bipolaren Störung der Fall ist, von einer zirkadianen Störung begleitet wird, sahen sich die Forscher die Uhrengene genauer an.

Bei der Untersuchung der Relation zwischen der zirkadianen Uhr und der Stimmung machten die Wissenschaftler eine genetische Familie ausfindig, die im Zusammenhang mit Winterdepressionen steht: PER3.

Auch interessant: Der Zusammenhang zwischen Depressionen und der Körpertemperatur

Tests an Mäusen

Für die Studie züchtete man Mäuse heran, die entweder ein Wildtyp-Gen (Kontrollmäuse) oder das mutierte menschliche PER3-Gen (Fallmäuse) trugen. Beide Gruppen setzte man zwei verschiedenen Photoperioden mit variierenden täglichen Licht- und Dunkelzyklen aus:

  • Vier Stunden Licht und 20 Stunden Dunkelheit
  • Zwölf Stunden Licht und zwölf Stunden Dunkelheit

Mit biochemischen Tests überwachten die Forscher die Reaktionen beider Gruppen auf die Änderung des Lichtverhältnisses. Um mögliche Stimmungs- und Verhaltensänderungen zu beurteilen, wendete man gängige Testverfahren zur sozialen Interaktion, den Schwanzaufhängungstests und das erzwungene Schwimmen an. Abschließend verabreichte man den Tieren Fluoxetinhydrochlorid, das als Serotonin-Wiederaufnahmehemmer fungiert und hilft, die Bedeutung der Neurotransmitterkonzentrationen und -signale zu erklären.

Weniger Licht führte zu verzweifeltem Verhalten

Die Wissenschaftler beobachteten zwischen den Fall- und Kontrollmäusen erhebliche Unterschiede. So schnitten die Fallmäuse bei einer 20-stündigen Dunkelphase deutlich schlechter in den Stimmungs- und Verhaltenstests im Gegensatz zu den Kontrollmäusen ab. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen die sozialen Tests, auch hier neigten die Fallmäuse zu verzweiflungsähnlichem Verhalten. Diese Beobachtungen decken sich mit den Verhaltensreaktionen bei Patienten mit einer Winterdepression – und liefern einen Hinweis darauf, dass die Erkrankung tatsächlich genetisch bedingt auftreten kann.

Bei der biochemischen Untersuchung stellten die Forscher fest, dass die Konzentration vom sogenannten Corticosteron deutlich anstieg. Dieses wird als Steroidhormon in der Nebennierenrinde gebildet. „Bisher gingen wir davon aus, dass PER3 im Gehirn wirken muss, um einen winterdepressionsähnlichen Phänotyp hervorzurufen, aber diese Corticosteron-bezogenen Befunde weisen in eine völlig andere Richtung – der primäre Wirkort ist wahrscheinlich die Nebenniere, die Corticosteron synthetisiert“, erklären die Wissenschaftler in einer Pressemitteilung.2

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Einordnung der Studie

Die Studie liefert Hinweise, dass Winterdepressionen tatsächlich genetisch bedingt sein und mit der Nebennierenrinde im Zusammenhang stehen könnten. Allerdings bergen die Untersuchungen einige Einschränkungen. Zum einen beruhen die Untersuchungen allein auf Experimenten an Mäusen, wodurch die eben dargestellten Ergebnisse nicht auf den Menschen reproduzierbar sein könnten. Zum anderen klärt die Studie nicht die Mechanismen auf, die der Annahme, dass PER3-Gene Winterdepressionen begünstigen, zugrunde liegen.

Themen Depression

Quellen

  1. Gao Q., Tang Z., Wang H., et al. (2024). Human PERIOD3 variants lead to winter depression-like behaviours via glucocorticoid signalling. Nature metabolism. ↩︎
  2. Neuroscience. Light, Circadian Clock and Mood--Linked Together by Human Genetic Variants. (aufgerufen am 13.11.2024) ↩︎
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