12. Mai 2023, 20:14 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wie eine Studie herausfand, haben Frühaufsteher offenbar ein deutlich geringeres Risiko, an Depressionen zu erkranken. Aber was bedeutet das für Nachteulen?
Wohl jeder von uns hat mindestens einen davon in seinem Freundeskreis: Frühaufsteher. Gemeint sind damit Menschen, die abends schnell müde werden und folglich früh ins Bett gehen. Und offenbar haben sie nachtaktiven Personen etwas voraus. Denn laut Forschung scheint dieser Schlaftyp bzw. Chronotyp ein deutlich geringeres Risiko zu haben, an einer Depression zu erkranken.
Übersicht
Ablauf der Studie
Das Forscherteam um Céline Vetter von der University of Colorado Boulder hat 32.000 Krankenschwestern im mittleren und fortgeschrittenen Alter (Durchschnittsalter: 55 Jahre) untersucht. Die Frauen mussten sich selbst drei verschiedenen Schlaftypen zuordnen, indem sie angaben, ob sie 1) früh, 2) spät oder 3) irgendwo dazwischen ins Bett gehen und dementsprechend früher oder später wieder aufstehen. Dabei haben die Forscher auch verschiedene Risikofaktoren für Depressionen in Betracht gezogen (z.B. chronische Krankheiten, Körpergewicht, Nachtschichten). Außerdem wurde berücksichtigt, dass „Nachteulen“ häufig einen anderen – und tendenziell ungesünderen – Lebensstil führen (sie schlafen häufiger unregelmäßig und rauchen öfter).
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Wie der Schlaftyp mit dem Risiko für Depressionen zusammenhängt
Dabei zeigte sich folgendes Muster: Im Vergleich zum neutralen Schlaftyp hatten die Spät-ins-Bett-Geherinnen ein um sechs Prozent höheres Depressionsrisiko – was aber statistisch als nicht wirklich signifikant angesehen wird. Im Gegensatz dazu war die Wahrscheinlichkeit einer Depression bei Frauen, die früh schlafen gehen (und früh aus den Federn kommen), zwischen zwölf bis 27 Prozent geringer. Das sind doch mal gute Nachrichten für Morgenmenschen.
Übrigens: Die Studie begann im Jahr 2009 und ging vier Jahre lang. In der Zeit füllten die Frauen, die am Anfang der Untersuchungen alle frei von Depressionen waren, zweimal jährlich einen Fragebogen zu ihrer (mentalen) Gesundheit aus.
Wie lassen sich die Ergebnisse erklären?
Vergangene Studien hatten nahegelegt, dass der späte Schlaftyp (also Nachteulen) ein deutlich höheres Risiko hatten, an Depressionen zu erkranken.2 Doch diese Schlussfolgerung stand von Anfang an auf wackligen methodischen Beinen, da typische Risikofaktoren nicht berücksichtigt worden war. In der jetzigen Studie wurde deutlich, dass das Risiko in Wirklichkeit überschaubar war.
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Ob man nun früh ins Bett geht oder lieber noch den späten Krimi mitnimmt, hängt wohl einerseits davon ab, welchen Lebensstil man führt und wie viel Licht am Tag (und wann!) man abbekommt. Andererseits spielen wie so oft anscheinend auch unsere Gene eine wichtige Rolle. Und interessanterweise sollen bestimme Gene nicht nur über unsere Schlafgewohnheiten mitentscheiden, sondern auch das individuelle Risiko für Depressionen beeinflussen.
Gleichzeitig betont Vetter, dass der Schlaftyp zwar ein Faktor ist, aber eben auch nur einer unter vielen. Außerdem können selbst Nachteulen etwas dafür tun, auch mal früher ins Bett zu kommen. Das fängt schon damit an, dass man tagsüber viel Zeit draußen verbringt, sich auspowert und vor dem Schlafengehen auf künstliche Lichtquellen verzichtet. Andere wichtige Einschlaf-Tipps können Sie hier nachlesen.
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Quelle
- 1. Vetter, C., Shun-Chiao Chang, S.-C., Devore, E.E. et al. (2018). Prospective study of chronotype and incident depression among middle- and older-aged women in the Nurses’ Health Study II. Journal of Psychiatric Research.
- 2. Antypa, N., Vogelzangs, N., Ybe Meesters Y. et al. (2016). Chrontype associations with depression and anxiety disorders in large cohort study. Maatricht University.