15. Januar 2023, 7:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Hochzeitspaare stecken oft monate-, wenn nicht sogar jahrelange, Planung in diesen einen Tag: die Hochzeit! Doch nachdem der große Tag vorbei ist, folgt bei manchen ein Stimmungstief. Was sich dahinter verbirgt, wird oft als „Post-Wedding-Blues“ bezeichnet.
Ein so großer Tag wie eine Hochzeit bedeutet für Paare meist viel Vorbereitung und Vorfreude. Blumengestecke und Ringe werden ausgesucht, es wird Ausschau gehalten nach der perfekten Location und einem wunderschönen Hochzeitskleid. Ist der Tag einmal da, zahlt sich die monatelange Vorbereitung aus. Familie und Freunde feiern das Brautpaar, es wird gelacht, geweint, gefeiert und getanzt. Nach so einem stimmungsvollen und emotionalen Tag kann, sobald die ganze Aufregung vorüber ist, ein mentales Tief folgen. Was es mit dem sogenannten Post-Wedding-Blues auf sich hat – und was dagegen hilft.
Übersicht
Deshalb kommt es zu den Post-Wedding-Blues
Ein besonderer Tag geht zu Ende
Zeit, Energie, Herzblut, Geld – all das steckt in der Hochzeitsplanung. Gerade denen, die sich voller Eifer in das Projekt Hochzeit stürzen, kann es passieren, dass sie danach in ein Loch fallen. Das Leben und die Gedanken haben sich schließlich lange um diesen einen Tag gedreht. Oft sind Frauen betroffen, so die Beobachtung von Julia Scharnhorst, Leiterin des Fachbereichs Gesundheitspsychologie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen. „Wenn das Fest durch ist, ist da erst mal eine gewisse Leere“, sagt die Psychologin. Und nicht nur das: „Es ist normal, dass nach so einem Ereignis Stress abfällt.“ Energie und Tatendrang fehlen dann.
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Die Erwartungshaltung war zu hoch
Vielleicht ist man auch über zu hohe Ansprüche gestolpert. „Gerade, wenn man lange Zeit mit der Planung verbracht hat, soll alles perfekt funktionieren“, sagt Julia Scharnhorst. Aber irgendwas wird wahrscheinlich nicht geklappt haben.“ Vielleicht war der Onkel betrunken, das Essen ließ auf sich warten oder das Wetter war schlecht. Hat man so lange auf diesen besonderen Tag hingearbeitet, ist die Enttäuschung besonders groß, wenn etwas schiefgeht.
Große Veränderungen können Unsicherheit auslösen
Manchmal sitzen die schwierigen Gefühle nach einer Hochzeit aber tiefer. „Eine Hochzeit ist nicht nur eine große Party, sondern eine Lebensveränderung“, sagt Julia Scharnhorst, die den Fachbereich Gesundheitspsychologie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) leitet. Große Veränderungen wie diese können uns verunsichern: War die Hochzeit mit diesem Menschen das Richtige für mich? Fragen wie diese können quälen – auch wenn man dem Menschen, den man geheiratet hat, richtig glücklich ist. Dazu kommt, dass sich Konflikte in Beziehungen durch eine Hochzeit nicht einfach auflösen.
Das hilft gegen die Post-Wedding-Blues
Manchmal braucht es ein wenig Geduld
„Man darf sich ein, zwei Wochen Zeit nehmen zum Entspannen und Ausklingen, um die Hochzeit erst mal sacken zu lassen“, so Scharnhorst. Ob man nach der Hochzeit direkt in die Flitterwochen startet, wieder zur Arbeit muss oder ein paar Tage zu Hause verbringt – sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen, sie anzuerkennen und sich selbst Zeit zum Verarbeiten dieses aufregenden Tages zu geben, ist eine gute Vorbeugung gegen die Post-Wedding-Blues. Wichtig ist: Alle Gefühle sind erlaubt! Eine Hochzeit ist kein Ticket in ein sorgenfreies Leben, wo es nur noch Heiterkeit gibt. Auch negative Gefühle sind normal und man sollte sich mit ihnen auseinandersetzen.
Reden Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin
Das Stichwort lautet: reden! Und zwar nicht nur über das Fest, sondern auch über die Erwartungen an das gemeinsame Leben, so der Rat von Scharnhorst. Oft fiebert man so sehr auf den einen Tag hin, dass man darüber hinaus das Danach ein wenig aus den Augen verliert. Denn im Prinzip ist es doch so: Die Hochzeit ist erst der Beginn der gemeinsamen Ehejahre. Auf einen wunderschönen Hochzeitstag werden viele weitere einzigartige Erlebnisse folgen. Dem einen hilft vielleicht die Vorfreude und Planung einer gemeinsamen Reise oder der Flitterwochen. Anderen die Rückkehr in einen geregelten Alltag. Ein intensiver Austausch während der Planung und in den Tagen nach der Hochzeit über die gemeinsamen Vorstellungen kann helfen, einem Stimmungstief zu entgehen. Vielleicht empfinden Sie und Ihr Partner/Ihre Partnerin ähnlich und können sich gegenseitig in Ihrer jeweiligen Gefühlslage beistehen. Und manchmal hilft es allein schon, die Gefühle einmal ausgesprochen zu haben.
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Was, wenn Zweifel aufkommen?
Wer an der Entscheidung für die Hochzeit zweifelt, kann sich noch einmal vor Augen führen, warum er sich für diesen Menschen entschieden hat. „Es geht darum, Sicherheit für sich selbst zu schaffen“, sagt Scharnhorst. Denn das stabilisiert die Psyche. Dass Zweifel aufkommen können, ist ganz normal. Eine Hochzeit ist ein wichtiger und bedeutender Schritt im Leben. Da ist es doch nur verständlich, wenn man sich Gedanken macht. Lassen Sie sich jedoch nicht von negativen Gedanken in eine Spirale ziehen. Sind Sie mit Ihrem Partner glücklich? Lieben Sie Ihren Partner? Freuen Sie sich auch eine gemeinsame Zukunft? Wenn die Antwort „Ja“ lautet, konzentrieren Sie sich auf Ihr gemeinsames Glück und genießen Sie Ihre neu geschlossene Ehe. Zum Beispiel mit gemeinsamen Unternehmungen.
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Wann bedarf es professioneller Hilfe?
Wer sich nun aber sorgt, mit der Hochzeit in ein mentales Loch zu stolpern, für den hat Julia Scharnhorst eine gute Nachricht: Die Regel ist der Post-Wedding-Blues nicht, eher die Ausnahme. Oft verzieht er sich von allein wieder. „Nach zwei Wochen sollte man sich wieder gefangen haben“, sagt Scharnhorst. Dauert die Phase länger an und gewinnt an Heftigkeit, braucht es professionelle Hilfe von einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin. Denn dann steckt möglicherweise eine Depression dahinter – für die nicht nur das Hochzeitsfest verantwortlich ist.
Mit Material von dpa