15. Mai 2020, 4:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Zack, der 2. Monat ist auch schon um und es wird immer einfacher. Warum ich trotzdem nur bedingt stolz auf meinen Süßigkeitenverzicht sein kann.
Eigentlich ist alles super. Mich trennen nur noch wenige Wochen von der Ziellinie meiner selbst auferlegten No-Candy-Kasteiung und es wird gefühlt immer leichter. So leicht, dass ich kaum noch nach Cookies schmachte und Naturjoghurt mit Äpfeln und ein paar Rosinen fast schon als eklig süß empfinde.
Grund stolz zu sein? Irgendwie nicht. Weil mir in den letzten Tagen klar wurde, dass meine Challenge leider bisschen cheap ist. Wer jetzt denkt, aha, also gibt er seinem Kumpel nun doch Recht, der da meinte, nur ein völliger Verzicht auf Zucker wäre wirklich eine Leistung: immer noch nein. Ich meine etwas anderes. Und damit knüpfe ich an den letzten Teil meiner Kolumne an, in dem es – oh Wunder – um die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf mein Experiment ging.
Gutes Timing ist alles – schlechtes auch
Im Frühjahr 2020 auf Süßes verzichten zu wollen, ist zumindest für mich der denkbar billigste Zeitpunkt gewesen. Dazu muss man wissen, wie ich als Mensch ticke (und konsumiere). Und bloß nach draußen schauen.
Stichpunkt. Ich hocke fast den ganzen Tag in der Bude. Wo sind also die Verlockungen, denen es die schokofleckenfreie Stirn zu bieten gilt? Wir leben auf einmal in einer Epoche, wo man eher den Beziehungsstatus von Virologen kennt als die Eckkneipen in seinem neuen Kiez. Die wahre Herausforderung wäre doch gewesen, drei Monate lang stumpf ins Büro zu stapfen und mir dort spätestens in Woche 3 KEINE leckeren Cookies aus der BILD-Bar in den Schlund zu stopfen.
Oder in der Kantine zu den Gratis-Küchlein an der Kasse NJET zu sagen. Oder in der Mittagspause beim Ausflug in den Discounter Nüsse statt Nougat zu kaufen.
So sitze ich zu Hause, isoliert von Welt, Weingummis und Windbeuteln, und wünsche mir knackigere Bedingungen für diese Challenge herbei. Denn die würden ja auch bedeuten: Rückkehr zu einer coronafreien Normalität. Falls diese Wortgruppe nicht schon längst ein Oxymoron geworden ist …
Nicht mal das Wetter spielt mir in die Karten, um wirklich an meine Grenzen zu kommen. Klar, die Sonne scheint für Berliner Verhältnisse echt häufig, aber die aktuellen Temperaturen wecken so viel Gelato-Gelüste in mir wie in Veganern Bockwurst-Begierden.
Die bisherigen Teile
- Ich werde 3 Monate auf Süßigkeiten verzichten und es wird grausam
- So lief meine erste Woche ohne (kiloweise) Süßigkeiten
- So klappt mein Süßigkeitenverzicht in Zeiten von Corona
1 Monat ist um So klappt mein Süßigkeitenverzicht in Zeiten von Corona
Redakteur wagt No-Candy-Challenge So lief meine erste Woche ohne (kiloweise) Süßigkeiten
Challenge geschafft! Wie mich 3 Monate ohne Süßigkeiten verändert haben
Was mein Schokokonsum mit Biertrinken zu tun hat
Bleibt die Frage, warum ich nicht zu Hause Bock auf Schokolade entwickle. Ich denke, das hat mit meinem Verhältnis zu Genussmitteln zu tun. Wie einige von Ihnen wissen, habe ich letztes Jahr komplett auf Alkohol verzichtet. Das fiel mir vor allem deswegen so leicht, weil ich viel weniger weggegangen bin.
Andere trinken auch zu Hause gern mal „ein“ Glas Bier oder Wein, um am Ende eines stressigen Tages „runterzukommen“. Ich habe, nicht mal zu meinen übelsten Studentenzeiten, jemals eine Flasche Bier im Kühlschrank stehen gehabt. Wohnraum war für mich alkfreie Zone, die Bars Berlins mein Wohnzimmer. Genauso läuft es mit Süßigkeiten. Wenn ich mir eine Schokoladentafel im Supermarkt kaufe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie den nächsten Morgen nicht mehr erlebt – weswegen ich mir meistens keine Schokoladentafel kaufe. Ich bin halt ein klassischer Büro-Süßschnabel und hoffnungsloser Späti-Schokoriegel-Suchti. Aber Süßigkeitenverzicht in Zeiten von Corona und Homeoffice? Null Problemo!
Augenblick, bitte. Da schreibt mir grad eine Kollegin. „Hey Markus, wenn das also alles so billig ist, wie du in der Konfi heute Morgen meintest, dann kannst du doch deine Challenge einfach um ein paar Wochen verlängern, oder?“ Mist, muss los. Ciao!
Wie sich Markus in einer Welt ohne Süßigkeiten zurechtfindet, davon wird er uns fortlaufend in dieser Kolumne berichten. Ihr habt Tipps für ihn oder wollt ihn einfach nur für sein billiges Vorhaben beleidigen? Super, dann an info@fitbook.de einfach eine E-Mail schreiben!