27. April 2021, 17:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit Smartphone ins Bett? Viele wähnen sich mit dem sogenannten Nachtmodus auf der sicheren Seite, was die Schlaf-Qualität betrifft. Eine aktuelle Studie kommt allerdings zu dem Schluss: eher nutzlos.
Das Handy abends mit ins Bett zu nehmen, um noch kurz vor dem Einschlafen durch die sozialen Netzwerke zu surfen, gilt ohnehin nicht als beste Angewohnheit. Doch immerhin soll der 2016 entwickelte Nachtmodus dafür sorgen, dass es um den anschließenden Schlaf besser bestellt ist als mit dem herkömmlichen blauen Bildschirmlicht. Mehr noch: der warm-schummrige Nachtmodus soll den Schlaf gar noch verbessern. Stimmt das?
Blaues Bildschirmlicht stört den Schlaf – und der Nachtmodus?
Das blaue Bildschirmlicht scheint einigen Menschen tatsächlich den Schlaf zu rauben. Die sogenannte Blaulichtemmission ist nicht nur anstrengend für die Augen, die steht auch im Verdacht, die Produktion des Schlafhormons Melatonin zu behindern. Die Folge: ein künstlich gestörter Schlafrhythmus. Der Nachtmodus filtert das blaue Licht heraus. Die nun wärmeren Farbtöne sollen den Benutzer helfen, besser zu schlafen. Wirklich untersucht wurde die Behauptung der Smartphone-Hersteller bislang nicht. Forschende der „Brigham Young University“ gingen daher der Frage genauer auf den Grund. Die Ergebnisse ihrer Forschung erschienen aktuell im Fachmagazin „Sleep Health“.
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Untersuchung mit 167 jungen Erwachsenen
Die Wissenschaftler*innen rekrutierten 167 handy-affine junge Erwachsene (71 Prozent Frauen) im Alter von 18 bis 24 Jahren. Diese wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste durfte mit Nachtmodus ins Bett, die zweite musste das klassische blaue Licht anlassen, die dritte musste das Smartphone komplett aus dem Schlafzimmer verbannen. Sie alle wurden gebeten, mindestens acht Stunden im Bett zu verbringen. Dabei trugen sie ein Messgerät am Handgelenk, das ihre Schlafaktivität aufzuzeichnete. Außerdem wurde das Nutzverhalten auf dem Telefon genau überwacht.
Die gemessenen Schlafergebnisse umfassten
- die Gesamt-Schlafdauer,
- die Schlaf-Qualität,
- das zwischenzeitliche Aufwachen während der Nachtruhe und
- die Zeit, die zum Einschlafen benötigt wurde.
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Keine Unterschiede zwischen den Gruppen im ersten Versuch
Ob im Nachtmodus, Tagmodus oder ohne Handy – die Forschenden konnten beim ersten Durchlauf keine Schlaf-Auffälligkeiten entdecken. „In der gesamten Stichprobe gab es keine Unterschiede zwischen den drei Gruppen“, erklärt Studienleiter Chad Jensen in der Universitätveröffentlichung. Im Klartext: „Der Nachtmodus ist in keinem Fall überlegen.“
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Unterteilung in zwei neue Gruppen
Das eher unbefriedigende Ergebnis wollten die Forschenden nicht auf sich sitzen lassen. Also wurde die Gruppe erneut eingeteilt. Diesmal in Wenigschläfer (unter sechs Stunden) und Normal- beziehungsweise Vielschläfer (sieben Stunden und mehr). Hier zeigte sich: Die Schlafqualität bei den Langschläfern verbesserte sich tatsächlich, sobald sie ihr Handy aus dem Schlafzimmer draußen ließen. Bei den Nachteulen zeigte sich wieder kein Unterschied. „Dies deutet darauf hin, dass Sie, wenn Sie super müde sind, einschlafen. Der Schlafdruck ist so hoch, dass es völlig egal ist, was vor dem Schlafengehen passiert ist.“
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Nicht nur das blaue Licht stört den Schlaf
Müde Gehirne fallen so oder so in den Schlaf, so die Schlussfolgerung der Studienautor*innen. Wer dagegen noch auf die Müdigkeit wartet, sollte dabei nicht am Smartphone daddeln. Der Nachtmodus ist dem blauen Tagmodus nicht überlegen hinsichtlich positiver Einflüsse auf den Schlaf. Was laut Studienleiter Jensen vermutlich wirklich wach hält, sind Chatten, aufreibende News lesen, Spielen oder sich durch die Profile anderer klicken.
Fazit: Der Nachtmodus macht den Bildschirm zwar etwas dunkler, beschert aber keineswegs einen besseren Schlaf.