Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Angststörung

Studie zeigt, was bei einer Spinnen- oder Schlangenphobie helfen könnte

Spinne auf dem Boden
Viele Menschen haben panische Angst vor Spinnen. Es gibt aber einige Ansätze, um die Phobie zu besiegen. Foto: Getty Images
Nadja Demel Redakteurin

28. Juli 2024, 7:26 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Gehören Sie auch zu den Menschen, die beim Anblick einer Spinne oder Schlange quasi erstarren oder direkt in Panik verfallen? Dann gibt es gute Nachrichten: Ihre Angst kann geheilt werden. Forscher aus Ungarn haben den Faktor entdeckt, der bei einer Spinnen- oder Schlangenphobie helfen könnte.

Artikel teilen

Von panischer Angst bis Ekel: Wer unter Arachnaphobie (Angst vor Spinnen) oder Ophidiophobie (Angst vor Schlangen) leidet, durchlebt beim Anblick der Tiere den blanken Horror. Oft meiden Betroffene Orte, an denen ihnen ein solches Tier begegnen könnte. Doch die Angst kann sogar so weit gehen, dass Betroffene sich in ihrem Alltag eingeschränkt fühlen und der Leidensdruck extrem groß wird. Bei manchen reicht nur ein Foto einer Spinne oder Schlange, um in Panik zu verfallen.1 Ungarische Wissenschaftler haben nun herausgefunden, was bei einer Spinnen- oder Schlangenphobie helfen könnte.

Woher kommt die Angst vor Spinnen und Schlangen?

Obwohl die meisten Spinnen und Schlangen hierzulande keine ernsthafte Gefahr darstellen, haben Menschen, die an einer Arachnaphobie beziehungsweise Ophidiophobie leiden, eine übermäßige Angst vor diesen Tieren. Diese Angst dient zunächst als Schutzmechanismus, der uns vor Gefahrensituationen bewahren soll.

Es gibt verschiedene Theorien zur Herkunft der Angst vor Spinnen und Schlangen. So vermuten manche, dass die Angst vor Spinnen und Schlangen ein Überbleibsel aus unserer evolutionären Vergangenheit ist, weil diese Tiere in grauer Vorzeit möglicherweise gefährlich und die Furcht vor ihnen für uns überlebenswichtig war. Diese Theorie kann jedoch nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Es ist aber unwahrscheinlich, dass eine angeborene Angst existiert.

Der Reflex, ein auf uns herumkrabbelndes Tier, wie eine Spinne oder ein Insekt, abzuschütteln, ist hingegen tief in uns verankert. Es kann somit von einer angeborenen Scheu gesprochen werden. Diese ist bereits bei Kleinkindern ausgeprägt.

Aus dieser natürlichen Angst kann eine Phobie werden, wenn eine schlimme Erfahrung gemacht wird. Oft übernehmen Kinder jedoch auch die Ängste ihrer Vorbilder: Haben die Eltern eine Spinnen- oder Schlangenphobie, so entwickeln ihre Kinder diese höchstwahrscheinlich auch.2

Um eine Phobie zu behandeln, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten: Bewährt haben sich vor allem psychotherapeutische Methoden wie eine Verhaltenstherapie, manchmal kommen auch Medikamente und Entspannungstechniken zum Einsatz.

Studie ermittelt entscheidende Faktoren beim Auftreten einer Phobie

Was wirklich gegen eine Spinnen- und Schlangenphobie helfen könnte, will eine Studie aus Ungarn herausgefunden haben. Dort untersuchte ein Forscherteam den Zusammenhang zwischen der Entstehung von Phobien, dem Wohnort und der damit einhergehenden Naturverbundenheit.3

An der Studie nahmen insgesamt 1071 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren teil. Zunächst erfassten die Wissenschaftler die demografischen Daten der Probanden. Dann sollten sich diese innerhalb einer Naturverbundenheitsskala einordnen, die aus drei Komponenten besteht:

  1. Das Gefühl der Verbundenheit von Mensch, Natur und allen Lebewesen sowie die Sorge um die Natur, Umweltprobleme und Tierleid.
  2. Haltung zu Naturschutz, Tierrecht und der Nutzung natürlicher Ressourcen.
  3. Persönliche Erfahrungen, sowie der Wunsch, fernab der Zivilisation zu sein, sich in der Natur aufzuhalten und wilde Tiere zu sehen.

Im Anschluss mussten sich die Teilnehmer Bilder von Schlangen und Spinnen ansehen und einen Fragebogen ausfüllen, der Aufschluss über Gefühle wie Verbundenheit, Aufregung und Dominanz gegenüber dem Tier, aber auch das Maß dieser Gefühle gab.

Naturverbundene Menschen leiden seltener an Spinnen- und Schlangenphobie

Es stellte sich heraus, dass Personen, die älter waren und an weniger urbanen Orten lebten, seltener Angst vor Spinnen und Schlangen hatten. Wer eine Sehnsucht nach der Natur verspürte, sich ihr zugehörig fühlte oder sogar für den Naturschutz engagierte, litt seltener an einer Phobie.

Maca Kapseln

Maca Extrakt schwarz ohne Zusätze

Wie die Studienleiter Andras N. Zsido, Carlos M. Coelho und Jakub Polák erklären, „ist unsere Studie die erste, die zeigt, dass Naturverbundenheit – insbesondere frühere Erfahrungen mit der Natur und eine proökologische Denkweise – als Schutzfaktor gegen Spinnen- und Schlangenphobie dienen kann. Es ist noch unklar, ob der Kontakt mit der Natur selbst oder der Kontakt mit Schlangen und Spinnen in der Natur vor dem Erwerb bestimmter Ängste schützt oder ob Schlangen und Spinnen in diesen Umgebungen weniger bedrohlich sind.“ Die Studie sei demnach ein weiterer Beweis für die positive Wirkung von Naturnähe. Aufenthalte in der Natur könnten somit dabei helfen, gegen eine Spinnen- und Schlangenphobie anzukämpfen.

Sie wollen jetzt untersuchen, ob ihre Ergebnisse auch für andere Tierphobien gelten und ob sich diese auf andere Kulturen übertragen lassen.

Auch interessant: Wie Höhenangst entsteht und wie man sie überwinden kann

Noch mehr Studien, um Spinnenphobie zu besiegen

In den letzten Jahren ist die Anzahl der Studien zur Behandlung von Spinnenphobie gestiegen. Dabei werden sowohl innovative als auch konventionelle Ansätze gewählt, um den Betroffenen zu helfen. Einige dieser Studien befinden sich derzeit in der Auswertungsphase, während andere noch durchgeführt werden.

Beispielsweise bietet die Universität des Saarlandes im Rahmen einer Studie eine kostenlose Therapie an. Um die Angststörung zu bewältigen, suchen Moritz Braun und Johanna Lass-Hennemann neue Ansätze in der Therapie von Spinnenangst. Für ihre Studie suchen die beiden Fachleute vom Lehrstuhl der Professorin für Klinische Psychologie, Tanja Michael, Freiwillige, die ihre Spinnenphobie bekämpfen möchten. Geplant ist eine Konfrontationstherapie in einer kontrollierten Umgebung.4

Auch die Universität Würzburg führt eine Studie durch, um die Spinnenphobie bei Betroffenen zu bekämpfen. Hierbei möchten die Forschenden die „Angst vor Spinnen aus dem Gedächtnis entfernen“. Der Ansatz klingt durchaus interessant und innovativ. Die Universität schreibt: „Dabei wird das Angstgedächtnis zunächst kurz aktiviert, um dann mit dem Verfahren der Transkraniellen Magnetstimulation (TMS), einer nicht-invasiven, nebenwirkungsarmen Form der Hirnstimulation, die Wiederabspeicherung zu unterbrechen.“5

Mehr zum Thema

Was man sonst gegen Phobien tun kann

Es gibt verschiedene Ansätze zur Behandlung und Bewältigung von Phobien. Einer davon ist die kognitive Verhaltenstherapie (CBT). „Grundsätzlich lassen sich Phobien gut behandeln. Die kognitive Verhaltenstherapie unterstützt Betroffene dabei, ihre Gedankenmuster zu verstehen und zu verändern“, sagt Prof. Petra Beschoner, Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin sowie ärztliche Leiterin der Akutklinik Bad Saulgau.

Auch sie erwähnt die Konfrontation mit der Angst. Durch Expositionsübungen, bei denen sich Patienten schrittweise ihrer spezifischen Angst stellen, erleben sie, wie diese mit der Zeit abnimmt. Laut Beschoner reichen oft schon wenige Therapiesitzungen aus, um eine Phobie erfolgreich zu behandeln. Selbstverständlich kann der Heilungsprozess jedoch auch deutlich länger dauern.

Mit Material von dpa

Themen #AmazonNutrition Psychologie

Quellen

  1. Uniklinik Freiburg. Die Angst vor Spinnen in den Griff kriegen. (aufgerufen am 24.07.2024) ↩︎
  2. Apotheken Umschau. Phobien (Phobische Störung). (aufgerufen am 24.07.2024) ↩︎
  3. Zsido, A. N., Coelho, C. M., Polák, J. (2022). Nature relatedness: A protective factor for snake and spider fears and phobias. People and Nature. ↩︎
  4. Universität Saarland. Spinnenangst: Psychologen suchen Freiwillige für kostenlose Therapie im Rahmen einer Studie. (aufgerufen am 24.07.2024) ↩︎
  5. Universität Würzburg. Kann Angst vor Spinnen aus dem Gedächtnis entfernt werden? (aufgerufen am 24.07.2024) ↩︎

Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung unseres Angebots mit Tracking und Cookies widerrufen. Damit entfallen alle Einwilligungen, die Sie zuvor über den (Cookie-) Einwilligungsbanner bzw. über den Privacy-Manager erteilt haben. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit Tracking und Cookies entscheiden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Widerruf aus technischen Gründen keine Wirksamkeit für sonstige Einwilligungen (z.B. in den Empfang von Newslettern) entfalten kann. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an datenschutz@axelspringer.de.