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Nicht erst seit Corona schlecht

Warum fassen wir uns so oft ins Gesicht – und wie kann man es vermeiden?

Ständig ins Gesicht fassen: Eine Frau stützt sich mit dem Kinn auf die Hand
Einfallstor für Keime: Hände wandern ständig und zumeist unbewusst in Richtung Gesicht Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

21. Juli 2021, 11:37 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Auch wenn wir nicht wollen, wir fassen uns ständig ins Gesicht. Warum tun wir das – und ist eine Kontrolle über die Selbstberührung sinnvoll?

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Bis zu unfassbaren 800 Mal fassen wir uns täglich ins Gesicht. Sich nicht selbst zu berühren, ist fast unmöglich. Denn dass wir uns ständig ins Gesicht fassen, geschieht überwiegend unkontrolliert, unbemerkt und unbewusst. Woran liegt das – und was kann helfen, es zu kontrollieren?

Bevorzugtes Ziel der Hände

Bevorzugtes Ziel der Hände sind dabei nicht Stirn oder Kinn, sondern interessanterweise Mund, Nase und Augen. Also da, wo die Schleimhäute nicht weit weg sind. Wissenschaftler sehen darin ein ernstes Problem. Denn das ist geradezu ein Einfallstor für Keime und Krankheitserreger.

Haptikforscher erklärt, warum wir uns ins Gesicht fassen

Aber warum wandern die Hände ständig in Richtung Gesicht? Die Forschung ist sich da nicht ganz einig, die Studienlage zu dem Thema ist dünn. Klar ist, dass sich schon Embryos im Bauch der Mutter mit dem Finger am Mund berühren. Das sogar öfter, wenn die Mutter sich in einer Stresssituation befindet. Womöglich hat die spontane Selbstberührung eine beruhigende Wirkung.

So sieht das auch Martin Grunwald. Der Psychologe und Haptikforscher hat zwei Studien über Gesichtsberührungen durchgeführt.12 Selbstberührungen seien der Versuch des Organismus, nach oder während einer psychischen Irritation wieder einen Zustand der psychischen Balance herzustellen, erklärt der Leiter des Haptik-Labors am Paul-Flechsing-Instituts für Brainresearch an der Universität Leipzig (Sachsen). Mit anderen Worten: Wir berühren uns selbst, um eine Stresssituation psychisch auszubalancieren. So kann bei großer Freude oder Trauer eine spontane Selbstberührung neurobiologisch ein Gleichgewicht wieder hergestellt werden.

Ein alter Trick der Natur?

Wer sich in einer stressigen Situation bewusst Nase reibt oder Wange streichelt, hat mitunter nicht viel davon. Martin Grundwald betont, dass das „Sich-ins-Gesicht-fassen“ auf Anweisung und unter Laborbedingungen nicht den gleichen Effekt erziele. Denn eine spontane Selbstberührung könne man nicht simulieren. Bei dieser verbrauche der Organismus weniger Aufmerksamkeitsressourcen. Womöglich ist das ein alter Trick der Natur: Die körperlichen und psychischen Kräfte sind frei für andere, mitunter überlebenswichtige Handlungen.

Experte hält nichts von Maßnahmen, die Gesichtsberührungen unterbinden sollen

Nicht nur Ärzte, auch Kosmetikerinnen raten: Finger weg aus dem Gesicht! Neben Krankheitserregern haben sonst auch Hautreizungen und Pickel leichtes Spiel. Das ist jedoch leichter gesagt, als getan. Wer Unterstützung benötigt, um seine Hände vom Gesicht zu lassen, wird im Internet fündig. Die Webseite „donottochyourface“ gibt ein Warnsignal, sobald man sich im Gesicht berührt. So funktioniert’s: Man aktiviert die Kamera des Computers oder Handys und nimmt zunächst ein kurzes Video auf, bei dem man sein Gesicht nicht berührt – dann wird man aufgefordert, dasselbe mit Gesichtsberührung zu tun. Anschließend ertönt (Aktivierung von Kamera und Laufsprecher vorausgesetzt) ein „No“, sobald man sich im Gesicht berührt.

Tipp: Vermeiden, was Stress verursacht und auf Hygiene achten

Der Haken: Die Kontrolle über das sich „Ständig ins Gesicht fassen“, verursacht wiederum Stress. Und dann wandern die Finger mitunter verstärkt in Richtung Gesicht – ein Teufelskreis. Martin Grunwald rät, alles zu vermeiden, was Stress verursacht. Pickel, Reizungen, Viren und Bakterien kann man locker vom Gesicht fernhalten. Und zwar mit Hygiene. Grundwald: „Mentale Kontrolle sollte man besser für das aktive und intensive Händewaschen nutzen.“

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Quellen

Themen Psychologie
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