3. Oktober 2023, 9:17 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz simpel. Shiatsu bedeutet übersetzt: Man nimmt seine Finger und drückt zu. Die Massageform aus Japan wird oft als „Heilung mit den Händen“ bezeichnet. Was genau es damit auf sich hat und warum die Shiatsu-Massage immer mehr an Beliebtheit gewinnt, erfahren Sie hier.
Kann eine Massage nicht nur entspannen, sondern auch vor Krankheiten schützen? Neben dem Lösen von Verspannungen soll die Shiatsu-Massage Depressionen und Burnouts nicht nur vorbeugen, sondern komplett heilen. Zudem verspricht die Anwendung auch, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Dabei bedeutet „Shi“: Finger und „Atsu“: Druck. Doch was kann die Massage wirklich? Wir haben uns die Studienlage angeschaut.
Übersicht
Was genau ist Shiatsu?
Shiatsu ist eine relativ junge japanische Form der Massage, die auf den Grundlagen der chinesischen Medizin basiert. Ziel ist es, blockierte Energien im Körper wieder zu lösen und stattdessen eigene, schon im Körper enthaltene Heilungskräfte zu aktivieren. Hierbei arbeitet man mithilfe von Druck durch Handflächen, Fingern, Daumen, Ellbogen und manchmal sogar Füßen an bestimmten Bereichen des Körpers entlang. Sie werden auch als Energielinien (Meridiane) bezeichnet.
Was passiert durch den Druck?
Der Druck, der auf den Körper ausgeübt wird, ist zwar sanft, aber tief. Mit gezielten Griffen soll dabei geholfen werden, nicht nur die Verspannungen zu lösen, sondern auch die Energieströme des Menschen wieder freizusetzen. Weitere positive Effekte sind: eine bessere Blutzirkulation, die Reduktion von Stress, Müdigkeit sowie eine bessere Wahrnehmung des eigenen Körpers.
Hintergrund von Shiatsu
Gerade in der Traditionellen Chinesischen Medizin spielt die Lebensenergie Qi eine wichtige Rolle. Die Lehre besagt, dass das Qi in jedem Menschen entlang der Energiebahnen (Meridiane) fließt. Ist man gesund, strömt dieses ungehindert durch den gesamten Körper und versorgt alle Organe gleichmäßig. Ist dies nicht der Fall, kann es an bestimmten Stellen des Körpers zu Energiestau kommen, die zu körperlichen und seelischen Beschwerden führen können, beispielsweise zu Kopfschmerzen oder Verdauungsproblemen. Die Shiatsu-Massage soll dabei helfen, Energie fließen zu lassen und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.
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Ablauf der Shiatsu-Massage
Vor der eigentlichen Behandlung kommt es zuerst zu einem Gespräch zwischen dem Patienten und dem Therapeuten. Dieser muss sich nämlich ein genaues Bild über die Symptome und Beschwerden machen. Anschließend findet die Massage auf einer Futon-Matte auf dem Boden statt. Für gewöhnlich ist man während der Massage angezogen und wird auch nicht mit Öl eingecremt.
Stattdessen beginnt der Therapeut von der Erdmitte des Menschen (Hara genannt) zu arbeiten. Durch diesen Vorgang lässt sich individuell vom Patienten festlegen, wie stark der ausgeübte Druck sein darf. Somit kann sich die Shiatsu-Massage auch leicht auf die jeweiligen Bedürfnisse abstimmen.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass man bei Shiatsu nicht nur mit der Ausübung von Druck arbeitet, sondern zusätzlich auch Muskelgruppen dehnt. Sie erreicht tiefe Gewebsschichten, Lymphgefäße, Faszien, Muskeln und Sehnen. Zusätzlich dazu werden die Beine und Arme rotiert, was die Beweglichkeit verbessert. Zudem sollen die Energiebahnen gereinigt, Blockaden gelöst und ein entspannendes Gefühl erzeugt werden. So, dass die Lebensenergie (Qi) wieder ungehindert durch den Körper fließen kann.
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Was bewirkt die Massage?
Der Shiatsu-Massage werden viele Wirkungen auf den Körper nachgesagt: Neben dem Minimieren von Verspannungen, gibt es einen positiven Effekt auf das Nervensystem des Menschen. Es kommt zur Befreiung der Energieflüsse, Aktivierung der Selbstheilungskräfte und zu einer Förderung der Durchblutung. Gleichzeitig lässt sich Stress leichter abbauen und auch Verletzungen sollen geheilt werden.
Und wann wendet man sie an?
Eigentlich, wann immer einem danach ist. Man braucht nicht unbedingt verspannt zu sein, damit man eine Shiatsu-Massage machen kann. Folgende Symptome soll Shiatsu lösen können:
- Kopf-, Gelenk- und Rückenschmerzen
- Tinnitus
- Menstruationsschmerzen
- Blasenentzündung
- Verdauungsprobleme
- Schlafprobleme
- Asthma
- Heuschnupfen
- Bronchitis
Des Weiteren soll Shiatsu auch bei psychischen Problemen hilfreich sein:
- Ängste
- Traumen
- Burnout
- Depressionen
Natürlich darf man hierbei aber nicht vergessen, dass eine Shiatsu-Massage keinen Arztbesuch ersetzt. Es stellt nur eine zusätzliche Ergänzung zur Medizin dar.
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Wissenschaftlich belegte Wirkungen
Behandlung von Rückenschmerzen
Eine Studie untersuchte eine Standardbehandlung von Rückenschmerzen in Kombination mit Shiatsu.1 Die Ergebnisse ergaben, dass die Shiatsu-Therapie sowohl die Symptome als auch die Lebensqualität der getesteten Gruppen verbesserte.
Weheneinleitung bei der Geburt
In dieser Studie wurde festgestellt, dass die Shiatsu-Technik als eine erfolgreiche, ergänzende Methode zur Einleitung von Wehen während einer Geburt darstellen kann.2
Förderung des Schlafs
Eine andere Studie untersuchte die Wirksamkeit von Shiatsu zur Förderung des Schlafs bei jungen Menschen, die chronische Schmerzen haben.3 Allerdings in Form einer Selbstmassage. Die Ergebnisse ergaben, dass die Schlaflosigkeit nicht komplett mithilfe der Shiatsu-Massage geheilt werden kann, allerdings hat es bei den untersuchten Menschen eine Verbesserung des Schlafs gegeben.
Hierzu lassen sich zwei weitere Studien anführen, die einmal die Schlaflosigkeit in Verbindung mit Shiatsu bei jungen Athleten nach einer Gehirnerschütterung und bei Veteranen mit ihren Familien untersuchte.4,5 Bei beiden Studien war nach dem Selbst-Praktizieren von der Shiatsu-Massage eine kleine Verbesserung des Schlafs zu beobachten.
Bedeutet das, dass Shiatsu doch Erkrankungen heilen kann?
Nein, leider nicht. Zwar haben die Studien gezeigt, dass Shiatsu in der Lage ist bestimmte Probleme, wie zum Beispiels Schlaflosigkeit zu verbessern – jedoch schafft sie die Beschwerden nicht komplett aus der Welt. Gerade bei den bereits angesprochenen körperlichen oder auch psychischen Beschwerden, gibt es keine Aufzeichnungen darüber, dass die Massage in der Lage ist, Menschen in dieser Hinsicht zu heilen.
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Welche Arten gibt es?
Bei der Shiatsu-Massage gibt es zwei Arten, die angewendet werden können.
- Variante nach Namikoshi: in dieser werden die Reflexpunkte des zentralen Nervensystems besonders stark gedrückt und massiert.
- Variante nach Masunga: Hier liegt der Fokus eher auf den Energiebahnen des Körpers. Sie werden mit den Händen stimuliert.
Unterschied zu anderen Massagen
Einer der Hauptunterschiede ist es, dass die Shiatsu-Techniken sehr stark an Methoden innerhalb einer Physiotherapie erinnern. Bei Shiatus wird die körperliche Gesundheit mit dem Energiefluss des Menschen in Verbindung gesetzt. Auch die Behandlung der Beschwerden (die mit einem Vorgespräch einhergehen) unterscheidet sich von der anderer Massageformen. Der sanfte und tiefe Druck führt dazu, dass die Behandlung den Menschen positiv beeinflusst und ihm gleichzeitig auch eine bessere Selbstwahrnehmung gibt.
Ebenfalls anders: Man befindet sich oft auf einer großen Massagematte und nicht ausgezogen auf einem Massagebett. Dabei trägt man bequeme Kleidung. Der Therapeut arbeitet mit seinem gesamten Körpergewicht, statt mit reiner Muskelkraft Druck auszuüben. Im Gegensatz zu der klassischen Massage (schwedische Massage), bei welcher sanft und parallel zu den Muskelfasern massiert wird, geht Shiatsu sehr in die Tiefe: Neben Muskeln und Faszien werden auch die Meridiane und Akupunkturpunkte behandelt. Alles mit dem Ziel, den natürlichen Energiefluss wiederherzustellen.
Sind Shiatsu-Geräte sinnvoll?
Shiatsu-Kissen
Massage für zu Hause klingt immer verlockend. Aber können Shiatsu-Geräte in diesem Fall auch wirklich sinnvoll sein? Es gibt viele Spitzenreiter, wenn es darum geht einen geeigneten Minimasseur für die eigenen vier Wände zu finden. Äußerst beliebt ist dabei das Shiatsu-Kissen. Durch ein einfaches Auflegen auf die betroffene Stelle kann das Kissen durchaus leichte Verspannungen lösen: In ihm befinden sich nämlich rotierende Massageknöpfe, die die Druck- sowie Knetbewegungen einer Shiatsu-Massage nachahmen. Eine kleine Entspannung ist also mit Sicherheit möglich.
Shiatsu-Massageauflagen
Als Nächstes kann man sich noch Shiatsu-Massageauflagen anschauen. Sie versprechen nämlich auf fast jedem Stuhl oder anderen Sitzmöglichkeiten das ganze Massage-Erlebnis aus dem Studio zu einem nach Hause zu bringen. Auch hier gibt es Regler mit integrierter Wärmefunktion, die nicht nur Momente der Entspannung schaffen, sondern auch gleichzeitig Verspannungen lösen und für spürbare Besserung sorgen.
Shiatsu-Massagesessel
Die dritte Möglichkeit wäre, sich einen Shiatsu-Massagesessel anzulegen, der unter anderem über verschiedene Massagetechniken verfügt und auch andere Körperregionen, wie Fuß oder Wade, behandeln kann. Jedoch ist diese Anschaffung mit sehr hohen Kosten verbunden.
Generell können Massage-Geräte niemals einen erfahrenen Therapeuten ersetzen, der professionell Verklebungen oder Verspannungen ertasten kann. Sie können nur an den Stellen drücken, auf die sie auch angesetzt werden. Im schlimmsten Fall können diese Geräte sogar einen Schaden verursachen: Ist der Druck, der auf das Gewebe ausgeführt wird, nämlich zu stark, kann es anfangen zu bluten. Besonders gefährlich wird es hier für Menschen, die Medikamente mit einem blutverdünnenden Effekt einnehmen. So können Blutergüsse in dem Gewebe entstehen.
Ist die Massage für jeden geeignet?
Leider nein. Die Massage sollte unter keinen Umständen bei geschädigter Muskulatur oder geschädigten Knochen angewendet werden! Menschen, die schwere Herz-Kreislauf-Probleme haben, sollten ebenfalls vorsichtig sein. Bei Schwangeren sollte darauf geachtet werden, keine Punkte zu massieren, die im Zusammenhang mit dem Unterleib stehen. Am besten ist es immer, das Vorhaben mit einem Arzt zu besprechen, der die Situation für den eigenen individuellen Zweck einschätzen kann.
Trotzdem – die Shiatsu-Massage stellt eine sehr beliebte Behandlung dar. Gerade im Sinne der alten Tradition dieser Heilmethode ist das Besondere daran auch, dass die gesamte Lebensweise des Klienten einbezogen wird. Damit ist gemeint, dass man versucht, die körperliche und geistige Beweglichkeit des Menschen zu erhalten. Die Massage ist nicht nur eine Entspannung für den Körper, sondern ebenso für den Geist. Sie vermittelt Nähe, kann helfen, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten und Depressionen zu lindern – vorausgesetzt man vertritt die Glaubenswerte der Traditionellen Chinesischen Medizin. Aus ihrer Sicht ist Depression nämlich ein Mangel an Energie, die sich dann in unterschiedlichen Formen äußert. Mithilfe der Massage jedoch hat man die Möglichkeit, die Energiebahnen des Körpers zu aktivieren und positiven Gedanken Raum zu geben.
Bei der Shiatsu-Massage geht es nie darum, ein einzelnes Symptom zu heilen, sondern immer ein Gleichgewicht im Körper herzustellen.
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Quellen
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- 3. Brown, CA., Rivard, A., Reid, K. et al. (2020). Effectiveness of Hand Self-Shiatsu to Promote Sleep in Young People with Chronic Pain: a Case Series Design. Int J Ther Massage Bodywork.
- 4. Pei, Qin., Bruce, D, Dick., Ada, Leung. et al. (2018). Effectiveness of hand self-shiatsu to improve sleep following sport-related concussion in young athletes: a proof-of-concept study. Science Direct.
- 5. Cary, A, Brown., Annette, Rivard., Leisa, Bellmore. et al. (2021). Hand self-shiatsu to promote sleep among Veterans and their family members: A non-randomized, multiple-methods study. JMVFH.
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