4. Dezember 2024, 4:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Serotonin ist ein zentraler Neurotransmitter, welcher eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Appetit, Stimmung und Schlaf sowie sozialem Verhalten einnimmt. Liegt ein Mangel des Hormons vor, können Angststörungen, zwanghaftes Verhalten oder Schlaflosigkeit die Folge sein. FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger erklärt, warum das Hormon so wichtig ist und wie man einen Serotoninmangel erkennt.
Da Serotonin die Stimmung beeinflussen kann, wird es im Volksmund auch als „Glückshormon“ bezeichnet – doch damit ist sein Aufgabenbereich längst noch nicht abgedeckt. Serotinin spielt eine Rolle bei der Blutgerinnung und fördert die Wundheilung. Weiterhin beeinflusst es das Herz-Kreislauf-System und den Tag-Nacht-Rhythmus. Ein ausgeglichener Serotoninspiegel ist daher wichtig für die Gesundheit des gesamten Körpers.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Übersicht
Was ist Serotonin?
Unter Serotonin versteht man einen sogenannten Neurotransmitter – ein Botenstoff, der dafür zuständig ist im menschlichen Nervensystem Informationen zwischen Nervenzellen weiterzugeben. Die korrekte biochemische Bezeichnung des Hormons lautet „5-Hydroxy-Tryptamin“, auch kurz 5-HT genannt. Zu den wichtigen Funktionen des Stoffes zählen Gedächtnisleistung, Schmerzempfindung, das Ess- und Sexualverhalten, die Thermoregulation sowie verschiedene Prozesse, die die inneren Organe beeinflussen. Serotonin ist zudem für die Empfindung von Glück verantwortlich, allerdings nicht alleine: Auch andere Neurotransmitter wie Endorphine, Oxytocin und Dopamin beeinflussen die Gefühlslage des Menschen.1
Wie wird Serotonin gebildet?
Ein Großteil des Serotonins bildet sich im Darm, genauer gesagt in enterochromaffinen Zellen, die sich im Gewebe des Verdauungstrakts befinden. Ein weiterer kleiner Teil entsteht in den Nervenzellen des Gehirns. Das Serotonin selbst wird aus der Aminosäure Tryptophan produziert.
Wo befindet sich das Hormon?
Im Körper befindet sich Serotonin zu etwa 95 Prozent im Gastrointestinaltrakt, wo es für die Steuerung der Darmbewegung verantwortlich ist und die Verdauung unterstützt. Davon befinden sich ungefähr 90 Prozent in der Darmschleimhaut und weitere 10 Prozent im peripheren und zentralen Nervensystem des Menschen. Im Gehirn befindet sich der größte Teil des Serotonins in bestimmten Bereichen des Hirnstamms, den sogenannten „Raphe-Kernen“. Insgesamt enthält der menschliche Körper etwa 10 Milligramm Serotonin.2
Auch interessant: Testosteron hat keinen Einfluss auf das Sexualverhalten von Männern
Wirkung von Serotonin
Indem Serotonin an unterschiedliche Rezeptoren auf der Zelloberfläche im Körper bindet, löst jeder Rezeptor bestimmte Reaktionen aus. Dadurch kann das Hormon eine Vielzahl von Prozessen beeinflussen. So wirkt es u. a. im zentralen Nervensystem als essenzieller Botenstoff und ist für die Steuerung von folgenden Prozessen verantwortlich:
- den Appetit,
- die Körpertemperatur,
- Emotionen,
- Stimmung und Antrieb,
- das zentrale Belohnungssystem,
- die Bewusstseinslage und den Schlaf-Wach-Rhythmus,
- und die Schmerzbewertung
Aber auch außerhalb des Gehirns fallen wichtige Funktionen an. So reguliert Serotonin unter anderem die Weite von Blutgefäßen, den Darm, Bronchien, stimuliert die Blutplättchen (Thrombozyten) und nimmt eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung ein.
Abbau des Hormons
In der Regel wird Serotonin nach seiner Freisetzung aus dem synaptischen Spalt durch eine Wiederaufnahme in die freisetzende Zelle abgebaut. Jedoch ist es auch möglich, diesen Prozess zu hemmen: Bestimmte Psychopharmaka wie MDMA (Ecstasy), Kokain, Amphetamine oder Antidepressiva können diese Wiederaufnahme blockieren und die Wirkung des Serotonins verstärken.
Lebensmittel, die den Serotoninspiegel beeinflussen
Es gibt einige Lebensmittel wie Bananen, Walnüsse und Kiwi, die Serotonin enthalten, welches allerdings nicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann. Eine direkte Aufnahme aus der Nahrung ins Gehirn ist somit nicht möglich. Tatsächlich handelt es sich bei dem Glücksgefühl, das nach dem Verzehr bestimmter Speisen auftritt, um einen psychologischen „Placebo-Effekt“.
Da Serotinin aus der Aminosäure Tryptophan gebildet wird, kann auch der Konsum von tryptophanhaltigen Lebensmitteln den Serotoninspiegel positiv beeinflussen. Beispiele für solche Lebensmittel sind:
- Pflaumen
- Ananas
- Datteln
- Feigen
- Schokolade
- Käse
- Eier
- Fisch
- Hülsenfrüchte
- Nüsse3
Wann kann man Serotonin bestimmen?
Allgemein misst man den Serotoninspiegel, falls der untersuchende Arzt den Verdacht auf einen krankheitsbedingten Überschuss hat, der durch einen hormonproduzierenden Tumor verursacht wird. Diese Tumore werden auch als sogenannte „Karzinoide“ bezeichnet und entwickeln sich meistens im Magen-Darm-Trakt eines Menschen. Es ist aber auch möglich, dass sie sich in anderen Körperregionen entwickeln. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Gesichtsrötung und Hitzegefühl
- Verkrampfungen der Atemwege
- Herzrasen
- wässrige Durchfälle
Referenzwerte
Serotonin kann direkt aus dem Blutserum oder aus einem 24-Stunden-Sammelurin bestimmt werden. Eine weitere Bestimmung kann indirekt durch das Hauptabbauprodukt des Serotonins erfolgen. Genauer gesagt, über das Hauptabbauprodukt des Serotonins – die Hydroxyindolessigsäure (HIES). Die Messung erfolgt im 24-Stunden-Sammelurin, wobei der Normalwert der HIES bis zu 9,0 Milligramm in 24 Stunden betragen sollte.4
Vorstufe des Glückshormons Serotonin 5-HTP – Wirkung und Dosierung bei depressiven Verstimmungen
Aminosäure Tryptophan – Vorkommen, Supplementierung, Risiken
Mäuse-Studie liefert Hinweise Was passiert im Gehirn, wenn wir uns übergeben?
Symptome eines Mangels
Serotoninmangel steht im Zusammenhang mit der Entstehung unterschiedlicher psychischer Erkrankungen, wie beispielsweise Zwangsstörungen und Angsterkrankungen. Zusätzlich kann ein niedriger Serotoninspiegel Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und Schlaflosigkeit verursachen. Ein Mangel des Hormons entsteht, wenn bestimmte Stoffe (die an der Herstellung des Serotonins beteiligt sind) in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Beispielsweise können ein Mangel an Vitamin B6, Krebserkrankungen oder lang anhaltender Stress dafür verantwortlich sein. Auch chronische Infektionen oder Autoimmunerkrankungen sind in der Lage, den Serotoninspiegel im Körper aus dem Gleichgewicht zu bringen.5
Wie lässt sich der Mangel wieder ausgleichen?
Mithilfe sogenannter „Serotonin-Wiederaufnahmehemmer“ (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors, SSRI genannt), ist es möglich, den Serotoninspiegel im Gehirn zu erhöhen. Dies geschieht, indem die Medikamente die Wiederaufnahme von Serotonin in die Nervenzellen hemmen. Das Serotonin bleibt dadurch länger im synaptischen Spalt und kann länger wirken. In der Regel werden solche Medikamente zur Behandlung von Angststörungen oder Depressionen eingesetzt – allerdings sollte die Einnahme dieser Medikamente mit dem zuständigen Arzt abgesprochen werden.6
Kann man zu viel Serotonin im Körper haben?
Tatsächlich ist es auch möglich, zu viel von dem „Glückshormon“ zu besitzen. So kann ein Überschuss an Serotonin zu einem sogenannten „Serotonin-Syndrom“ führen, was für die Betroffenen gefährlich werden kann. Er entsteht unter anderem, wenn man mehrere serotoninerhöhende Medikamente gleichzeitig einnimmt. Mögliche Symptome des Zustands sind: erhöhter Puls, hoher Blutdruck, Unruhe, Verwirrtheit und Krampfanfälle. In schlimmen Fällen kann der Zustand lebensbedrohlich werden und benötigt sofort medizinische Behandlung.