Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Selbstgespräche

Warum wir mit uns selbst reden – und was das über uns verrät

Eine Frau, die nachdenklich nach vorne schaut
Selbstgespräche können dabei unterstützen, Klarheit in die Gedanken zu bringen und Emotionen zu steuern. Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

7. Februar 2025, 19:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Laut mit sich selbst zu sprechen, mag für Außenstehende vielleicht seltsam wirken – doch es ist keineswegs ein Zeichen für eine psychische Störung. Tatsächlich können Selbstgespräche dabei helfen, Gedanken zu ordnen und Emotionen zu regulieren. Doch wann sind sie hilfreich, und wann könnten sie eher hinderlich sein?

Artikel teilen

Ob laut oder leise, bewusst oder unbewusst – fast jeder Mensch spricht mit sich selbst. Forschende sehen darin einen natürlichen Mechanismus zur Selbstregulation, der sich bereits in der Kindheit entwickelt. Psychologin Stefanie Stahl erklärt in der „Apotheken Umschau“ (02/2025), dass Selbstgespräche helfen können, Gedanken zu ordnen und Emotionen zu steuern.

Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!

Diese Formen von Selbstgesprächen gibt es

In der Regel gibt es zwei Kategorien:

  • Leise Selbstgespräche: z. B. innere Dialoge oder gedankliche Reflexionen.
  • Laute Selbstgespräche: z. B. hörbare Äußerungen wie gemurmelte Sätze oder Wörter, ohne direkte Gesprächspartner.

Fast alle Menschen führen Selbstgespräche. Dass die eigenen Gedanken von manchen laut ausgesprochen werden, ist ebenfalls völlig normal. Forschende gehen davon aus, dass Selbstgespräche eng mit dem Erlernen des Sprechens verbunden sind. Besonders zwischen dem fünften und siebten Lebensjahr reden Kinder häufig hörbar mit sich selbst, beispielsweise beim Spielen. Nach und nach findet das Selbstgespräch zunehmend im Kopf statt und wandelt sich dann in die sogenannte „innere Stimme“.

Selbstgespräche als Strategie zur Selbstregulation

Sich selbst laut Gedanken oder Gefühle mitzuteilen, kann in schwierigen Situationen hilfreich sein. „Wir können damit unsere Gedanken sortieren und Gefühle regulieren. In kniffligen Situationen helfen sie uns, den Überblick zu behalten“, erläutert Stefanie Stahl. Dieses Verhalten dient also nicht nur der Reflexion, sondern auch der Beruhigung in Stressmomenten.

Auch interessant: Wie sich die Anzahl der Schritte auf die Psyche auswirkt

Warum reden Erwachsene mit sich selbst?

Es gibt auch bei Erwachsenen einige Faktoren, die das Entstehen von Selbstgesprächen begünstigen:

  • Selbstbewusstsein: Menschen, die ein geringes Selbstwertgefühl oder negativen Gedanken über sich selbst haben, neigen verstärkt zu Selbstgesprächen.
  • Abgeschiedenheit: Hat man wenige oder unbefriedigende soziale Kontakte hat, neigt man ebenfalls eher zu hörbaren Selbstgesprächen.
  • Kindheitserfahrungen: Einzelkinder oder Menschen, die in ihrer Kindheit viel allein gespielt haben, führen oft auch als Erwachsene mehr Selbstgespräche. Häufig ist das bei Personen der Fall, die als Kinder imaginäre Freunde hatten.
  • Persönlichkeitsmerkmale: Menschen, die angeben, oft mit sich selbst zu sprechen, berichten auch häufiger, dass sie Spaß an abstrakten Denkaufgaben haben. Allerdings ist der weitverbreitete Glaube, dass Selbstgespräche ein Zeichen von Intelligenz sind, bisher wissenschaftlich nicht belegt worden. Zudem zeigen Menschen, die mit sich selbst sprechen, oft eine ausgeprägte Gewissenhaftigkeit – in manchen Fällen sogar mit Tendenzen zu zwanghaftem Verhalten.1

Gesellschaftliche Wahrnehmung: Peinlich oder normal?

Trotz der positiven Effekte reagieren Außenstehende oft mit Verwunderung auf Selbstgespräche. Das kann für Betroffene unangenehm sein. „Wer das nicht gut aushalten kann, sollte es besser vermeiden, denn durch Aufregung und Peinlichkeitsgefühle kann die angestrebte Beruhigung verloren gehen“, so Stahl.

Die Vorteile des Selbstgesprächs

Selbstgespräche können verschiedene Funktionen erfüllen:

  • Gedächtnis: Inhalte laut auszusprechen (etwa Vokabeln oder Zahlen) kann helfen, sie besser zu verinnerlichen.
  • Problemanalyse und Lösung: Das laute Formulieren von Gedanken ist hilfreich bei einer Problemanalyse und hilft dabei, strukturierte Lösungsansätze zu finden.
  • Aufmerksamkeit: Besonders bei komplexen Aufgaben hilft es, sich verbal an wichtige Schritte zu erinnern.
  • Stressbewältigung: Durch innere Monologe lässt sich in unerwarteten Situationen besser Ruhe bewahren.
  • Motivation: Positive Selbstgespräche können helfen, sich selbst zu ermutigen.

Wann ist Selbstbeobachtung sinnvoll?

Die Psychologin rät dazu, sich bewusst zu machen, in welchen Momenten man mit sich selbst spricht. Ist es eine Methode zur Konzentration, ein Mechanismus zur Stressbewältigung oder eine Form der Selbstberuhigung? Falls Selbstgespräche zum unverzichtbaren Begleiter werden, kann es hilfreich sein, dieses Verhalten genauer zu untersuchen.

Negative Selbstgespräche: Gefahr für das Selbstwertgefühl

Während bewusst eingesetztes Sprechen mit sich selbst eine unterstützende Funktion haben, kann eine negative innere Stimme belastend sein. Wer sich häufig selbst kritisiert oder abwertet kann im schlimmsten Fall in einen Teufelskreis aus Selbstzweifeln geraten. Negative Selbstgespräche stehen in Zusammenhang mit Depressionen, Angststörungen und einem niedrigen Selbstwertgefühl.2

Mehr zum Thema

Fazit

Selbstgespräche sind weit mehr als nur ein seltsames Phänomen – sie können eine wertvolle Strategie sein, um innere Prozesse zu steuern. Entscheidend ist, wie sie erlebt werden: als hilfreiche Unterstützung oder als unverzichtbare Gewohnheit, die möglicherweise einer tieferen Reflexion bedarf.

*Mit Material von dpa.

Themen Psychologie

Quellen

  1. AOK. Selbstgespräche können gesund sein. (aufgerufen am 06.02.2025) ↩︎
  2. Palverlag. 5 Selbstgespräche, die Sie nicht führen sollten. (aufgerufen am 06.02.2025) ↩︎
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Güngstige Flüge buchen
Anzeige
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.