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Studie

Schlechtes Gedächtnis? Vielleicht liegt’s an diesem Persönlichkeitsmerkmal

schlechtes Gedächtnis persönlichkeit: Vergessliche Frau
Menschen, die zu Nervosität und Ängsten neigen, haben oft auch ein schlechtes Gedächtnis – so eine der Erkenntnisse einer aktuellen Studie Foto: Getty Images
Laura Pomer

21. November 2022, 11:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Menschen, die sich nur schwer Namen oder Begriffe behalten können, weisen oft neurotische Persönlichkeitsmerkmale auf. So lautet nur eine der Beobachtungen einer aktuellen Studie zu den möglichen Ursachen für ein schlechtes Gedächtnis.

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Womöglich ist ihr Kopf zu voll mit irrationalen Ängsten. Das könnte zumindest ein vereinfachter, laienhafter Erklärungsansatz dafür sein, warum sich einer aktuellen Studie zufolge neurotische Menschen öfter weniger gut an Erlebtes erinnern können. Die Persönlichkeit ist demnach ursächlich für ein schlechtes Gedächtnis. Zur Datenlage.

Studie zu Persönlichkeitsmerkmalen und Vergesslichkeit

Dr. Weixi Kang, Hirnforscher und Psychologe vom Londoner Imperial College, hat sich im Rahmen einer Studie mit den möglichen persönlichkeitsbezogenen Ursachen für die Neigung zu einem schlechten Gedächtnis auseinandergesetzt.1 Dabei habe er das „episodische Gedächtnis“ von Probanden analysiert. Dieses beschreibt die Fähigkeit, sich an Erlebtes (z. B. Gesagtes) aus der einerseits jüngeren und andererseits weiter zurück liegenden Vergangenheit zu erinnern. Kang setzte seine Untersuchungen in Bezug zu den fünf wesentlichen, durch die Wissenschaft definierten Persönlichkeitsmerkmalen – die sogenannten „Big Five“.2

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„Das Big-Five-Persönlichkeitsmodell wird in der Literatur oft herangezogen“, heißt es dazu in der Dokumentation der Studie. Es gelte als „allgemein anerkannt, dass die fünf Bereiche die wichtigsten grundlegenden individuellen Unterschiede in zwischenmenschlich funktionierenden Persönlichkeitsmerkmalen erfassen“.

Big-Five-Persönlichkeitsmodell

  • Neurotizismus (steht für die Tendenz zu u. a. Unsicherheit, Verlegenheit und Nervosität sowie ein kontrolliertes Empfinden und Demonstrieren von Emotionen)
  • Offenheit (die Gemeinten sind gemeinhin einfallsreich, kreativ und offen für Neues, haben Interesse an Ästhetik und Lyrik)
  • Verträglichkeit (Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft und Empathie, die Gemeinten gelten als kooperativ und nachsichtig)
  • Gewissenhaftigkeit (steht für ein hohes Maß an Selbstkontrolle, Zielstrebigkeit und Akkuratesse)
  • Extraversion (nach außen gewandt, gesprächig, dominant, oft enthusiastisch und abenteuerlustig)

Vorgehen der Untersuchung

Teilnehmer für seine Untersuchung fand der Londoner Forscher in der UK Household Longitudinal Study (UKHLS), einer seit 1991 geführten Sozial- und Wirtschaftsstudie mit per Zufallsprinzip rekrutierten britischen Bürgern. Kang teilte die Probanden in drei ungefähr gleich große Gruppen auf:

  1. Junge Personen im Alter zwischen 16 und 35
  2. Menschen mittleren Alters von 35 bis 55 und 3. Ältere (über 55).

Um sie jeweils den einzelnen Persönlichkeitsmerkmalen zuordnen zu können, erstellte er Fragebögen, die sich an offiziellen Maßstäben aus dem offiziellen „Big Five Inventory“ orientierten. Daraufhin bekamen die Probanden Denkaufgaben gestellt, bei denen jeweils sofortige als auch verzögerte Worterinnerungen gefordert waren.

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Ergebnisse

Laut der Studiendokumentationen haben in allen Altersgruppen die Personen mit Merkmalen einer „offenen“ Persönlichkeit besonders gut abgeschnitten. Ebenso mit Extraversion assoziierte Kang eine vergleichsweise gute episodische Gedächtnisleistung, zumindest bei den jungen Probanden und denen mittleren Alters. Dagegen seien Neurozismus und Verträglichkeit insbesondere bei den beiden älteren Altersgruppen weniger positiv aufgefallen. Es scheint also klare Merkmale einer Persönlichkeit zu geben, die ein schlechtes Gedächtnis begünstigen können.

Mögliche Erklärung für Zusammenhang von Persönlichkeit und schlechtem Gedächtnis

„Neurotizismus steht typischerweise im Zusammenhang mit mehr psychologischem Leid“, erklärt der Forscher. Und dieses könnte seiner Annahme nach diejenigen Teile des Nervensystems belasten, die für die episodische Gedächtnisleistung zuständig sind. Die guten Ergebnisse bei der Extraversion-Gruppe könnten dagegen mit derer Bereitschaft zu sozialer Interaktion zusammenhängen. Dies wäre tatsächlich nicht allzu überraschend. FITBOOK berichtete bereits häufiger von Untersuchungen, die zwischenmenschlichen Kontakten einen positiven Einfluss auf die geistige Gesundheit attestieren. Auf der anderen Seite werden Einsamkeit und ein vorzeitiger Abbau der Gedächtnisleistung in Verbindung gebracht.

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Quelle

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