14. März 2021, 19:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Während die einen schon früh am Morgen Höchstleistungen bringen, schälen sich die anderen am liebsten erst nach Mittag aus dem Bett. Bis sie dann wirklich produktiv sind, können auch noch ein paar Stunden vergehen. Wovon es abhängt, was für ein Schlaftyp wir sind, und ob man sich in dieser Hinsicht vielleicht umerziehen kann? Alles dazu lesen Sie bei FITBOOK.
Die Chronobiologie beschäftigt sich mit dem natürlichen Rhythmus, in dem der Körper verschiedene Prozesse und Handlungen organisiert. Sie entscheidet darüber, ob unsere geistige und körperliche Leistungsfähigkeit bspw. morgens oder abends am besten ist. Ebenso ist der persönliche Schlaftyp eine Frage der Chronobiologie. Aber wovon hängt ab, welcher Schlaftyp wir sind? Und lässt er sich ändern?
Übersicht
Schlaftyp – was bedeutet das überhaupt?
Die Einteilung in Chronotypen bzw. Schlaftypen ist nicht neu. Schon seit hunderten von Jahren unterscheidet man Menschen je nach ihrem entsprechenden Biorhythmus in die Hauptkategorien Lerchen und Eulen (sowie einige Unterordnungen).
Der Typ Lerche ist von Natur aus ein Frühaufsteher. In der Regel ist er nach dem Wachwerden recht bald fit, also leistungsfähig, und wird dafür am Abend entsprechend früher müde. Die Eule hingegen erlebt ihren Leistungs-Peak erst im späteren Tages- oder Abendverlauf. Sie schläft gern länger und geht eher spät ins Bett.
Chronotyp in Genen veranlagt
Laut Schlafmediziner Dr. med. Michael Feld ist unser Chronotyp in erster Linie genetisch bedingt. Dabei greife die strenge Unterteilung in Lerche und Eule tatsächlich eher selten. „Die meisten Menschen sind leichte Früh- oder leichte Spättypen, also Mischformen“, berichtet der Experte.
Es dauere ein wenig, bis sich der persönliche Chronotyp herauskristallisiert. So könne man am Schlafverhalten von Kindern nur schwer ablesen, ob sie eher zur Lerche oder Eule tendieren.
Bestimmte Lebensphasen sind Sonderfälle
„Eine spannende Ausnahme ist die Pubertät“, weiß Dr. Feld. So würden alle Jugendlichen – auch solche, die als Kind auffällig früh aufgestanden sind – in dieser prägenden Lebensphase zumindest temporär zu Eulen.
Der Grund: „In der Pubertät findet ein aufwendiger Umbau verschiedener Hirnverknüpfungen statt.“ Für diesen Prozess benötige der Körper besonders viel REM-Schlaf (= die Schlafphase, in der wir besonders viele Informationen und emotionale Eindrücke verarbeiten). Und dieser REM-Schlaf findet vordergründig in den Morgenstunden statt.
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Im Alter werde der Mensch wieder zum „Frühtypen“. Sprich: am Morgen früher wach und am Abend früher müde. Dahinter stecken verschiedene, ganz natürliche Veränderungen der Schlafstruktur, aber auch die Tatsache, dass der Nachtschlaf weniger erholsam ausfällt.
Übrigens: Sie können Ihren Chronotypen ermitteln lassen! Verschiedene Schlafforschungseinrichtungen bieten wissenschaftlich fundierte Fragebögen an, die inzwischen kommerzialisiert sind. Diese kann man teilweise online beantworten oder per Post einsenden und erhält eine schriftliche Beurteilung.
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Kann man seinen Schlaftypen ändern?
Ob man seinen Schlaftyp ändern kann, würde Dr. Feld verhalten mit „ja“ beantworten. Aber: nur in bestimmten Grenzen.
„Unsere inneren Uhren sind relativ flexibel anpassbar“, sagt Feld. Das habe die Natur so eingerichtet, damit wir uns zu einem gewissen Grad an unsere Umgebung anpassen können. Geringfügige Verschiebungen um jeweils etwa eine Stunde am Morgen bzw. Abend seien problemlos machbar. Übertreiben sollte man es keinesfalls.
Extreme Umprogrammierung NICHT möglich
Aus dem einen den anderen Extrem-Typen machen, das sei nicht möglich – und der Versuch allenfalls ungesund. Das kann man etwa an Menschen beobachten, die in Schichtarbeit entgegen ihrer inneren Uhr arbeiten müssen. Das Immunsystem leidet, die Betroffenen sind krankheitsanfälliger.
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Tipp: Arbeiten Sie mit Ihrer inneren Uhr!
Viel sinnvoller, als den Schlaftyp ändern zu wollen, wäre das Gegenteil: sich so gut wie möglich nach ihm zu richten. Davon ist Dr. Feld überzeugt.
Versuchen Sie, Ihre Abläufe (z. B. Aufsteh-, Arbeits- und Zubettgehzeiten) an Ihren genetisch veranlagten Chronotypen anzupassen. Diese Empfehlung richtet sich natürlich vor allem an Selbstständige – in einem Angestelltenverhältnis sind derart flexible Arbeitszeiten natürlich nicht immer möglich. Noch nicht.
„In den USA gibt es bereits Firmen, die ihre Mitarbeiter anhand ihres Chronotyps arbeiten lassen“, berichtet der Schlafmediziner. Von dieser „individualisierten Gleitzeit“ profitiere die Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers – und in der logischen Konsequenz natürlich auch der Arbeitgeber.