5. März 2024, 17:46 Uhr | Read time: 4 minutes
Besonders in den sozialen Medien werden gewisse Schönheitsideale nach außen getragen, welche den Wunsch in den Nutzern hervorrufen, genauso aussehen zu wollen. Manche entwickeln dadurch eine Essstörung in Form einer Magersucht, andere wiederum geraten in eine Muskeldysmorphie – sprich: eine Muskelsucht. Eine Studie zeigte nun, dass Schlafmangel diese Störung begünstigen kann. FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle erklärt die Einzelheiten.
Durchtrainierte Arme, stählernes Sixpack und muskulöse Beine – davon träumen viele. Dafür suchen viele regelmäßig das Fitnessstudio auf. Aber was, wenn das Training Überhand nimmt und in krankhaftes, massives Sporttreiben ausartet? Dann spricht man von der sogenannten Muskelsucht, die in Fachkreisen Muskeldysmorphie genannt wird. Diese Wahrnehmungsstörung ähnelt der Magersucht, nur dass Betroffene ihre Muskeln nicht als ausreichend empfinden und deshalb immer weiter trainieren.1 Doch was beeinflusst eine solche Störung? Eine Studie beobachtete, dass Schlafmangel eine Muskeldysmorphie begünstigen kann.
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Übersicht
Ermittlung eines Zusammenhangs zwischen Schlafmangel und einer Muskeldysmorphie
Forscher der Fakultät für Sozialarbeit der Universität Toronto untersuchten einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Schlaf und einer Selbstwahrnehmungsstörung in Bezug auf das Muskelwachstum.2 Dafür bezogen die Wissenschaftler Daten aus der Canadian Study of Adolescent Health Behaviors, die von derselben Universität 2021 (erste Welle) und 2022 (zweite Welle) durchgeführt worden war und Angaben zu sportlichen Aktivitäten und Lebensstil enthält. So gelangte das Team an über 900 Jugendliche und Erwachsene im Alter von 16 bis 30 Jahren, die sich für ihre Untersuchungen eigneten.
Mithilfe von Regressionsanalysen ermittelte man den Zusammenhang zwischen der Muskeldysmorphie-Symptomatik und der durchschnittlichen Schlafdauer.
Zu den Symptomen einer solchen Selbstwahrnehmungsstörung zählte man:
- eine Intoleranz gegenüber dem eigenen Aussehen
- Größenwahn
- funktionelle Beeinträchtigungen
Die Schlafdauer unterteilte man wie folgt:
- Fünf Stunden oder weniger Schlaf
- Sechs Stunden
- Sieben Stunden
- Acht Stunden oder mehr Schlaf
Außerdem erfragte man bei den Teilnehmern, ob Ein- und/oder Durchschlafprobleme existieren.
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Schlafmangel kann offenbar Muskeldysmorphie verschlimmern
Die Forscher beobachteten, dass die Symptome einer Muskeldysmorphie oftmals mit einem Schlafmangel gekoppelt waren. „Schlechter Schlaf kann erhebliche negative Auswirkungen auf Jugendliche und junge Erwachsene haben, einschließlich einer Zunahme negativer psychischer Symptome“, erklärte Hauptautor Kyle T. Ganson in einer Pressemitteilung.3 „Schlechter Schlaf bei Menschen, die unter Muskeldysmorphie-Symptomen leiden, ist besorgniserregend, da er die funktionellen und sozialen Beeinträchtigungen, über die diese Menschen häufig berichten, noch verschlimmern und Suizidgedanken und -verhaltensweisen verstärken kann.“
Muskeldysmorphie kann umgekehrt Schlafqualität und -quantität negativ beeinflussen
Aber nicht nur die geringe Schlafdauer brachte man mit der Selbstwahrnehmungsstörung in Verbindung, sondern auch die Schlafqualität: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer mit einer Muskeldysmorphie berichteten, über einen Zeitraum von zwei Wochen Probleme beim Ein- und/oder Durchschlafen zu haben.
Die Wissenschaftler vermuten dahinter aber nicht nur psychologische Gründe, sondern auch den Zeitpunkt, zu dem viele trainierten: Viel der Teilnehmer betrieben in den Abendstunden intensives Krafttraining, was auch zu Schlafproblemen führen kann. Aber auch Supplements können in Bezug auf den Schlaf negative Folgen haben. „Personen mit Muskeldysmorphie-Symptomen greifen möglicherweise eher zu Nahrungsergänzungsmitteln, die zur Verbesserung des Trainings, zur Erhöhung der Muskelmasse und zur Beschleunigung der Muskelerholung beitragen sollen“, erläuterte Ganson. „Diese Produkte enthalten in der Regel einen hohen Anteil an Koffein oder anderen Stimulanzien, die sich negativ auf den Schlaf auswirken können. Darüber hinaus haben anabol-androgene Steroide, die häufig von Menschen mit Muskeldysmorphie eingenommen werden, ebenfalls negative Auswirkungen auf den Schlaf.“
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Einordnung der Studie
Die Ergebnisse machen den Zusammenhang zwischen einer Muskeldysmorphie und Schlafmangel sowie Schlafproblemen deutlich. Deshalb soll die Studie als Möglichkeit gesehen werden, um dahingehend das Personal der Sportzentren und das Gesundheitswesen zu sensibilisieren. Dennoch müsste man weitere Forschungen durchführen, welche die Kausalitäten dieses Zusammenhangs erklären. So beschränkt sich die vorliegende Studie auf subjektiven Angaben und Erinnerungen der Teilnehmer, was den Wahrheitsgehalt der Daten nicht gewährleistet. Zudem waren alle Probanden in Kanada wohnhaft, weshalb es noch weiterer Untersuchungen anderer Ethnien bedarf.