6. April 2021, 19:54 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es ist schon länger bekannt, dass rothaarige Menschen auf Schmerzen anders reagieren. Jetzt haben Forschende mithilfe von rothaarigen Mäusen auch den Grund dafür gefunden: ein inaktiver Rezeptor namens Melanocortin-1.
Neue Forschungsergebnisse von Wissenschaftler*innen des Massachusetts General Hospital (MGH) liefern Erkenntnisse darüber, warum rothaarige Menschen eine veränderte Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Arten von Schmerzen aufweisen. Dieses „Schicksal“ teilen sie sich übrigens mit allen rotfelligen Lebewesen, wie z. B. Füchsen, roten Pandas und rothaarigen Mäusen. Letztere halfen übrigens – wie so oft – bei der aktuellen Erkenntnisgewinnung.
Wie inaktive Hautrezeptoren rothaarige Menschen das Sonnenbad vermiesen
Wir alle verfügen über pigmentproduzierende Hautzellen – Melanozyten genannt. Einer dieser Rezeptoren heißt Melanocortin-1. Bestimmte Hormone haben die Eigenschaft, Melanocortin-1 zu aktivieren, was die zuvor helleren Pigmente dazu veranlasst, auf dunkel „umzuschalten“. So läuft das in der Regel bei den meisten Menschen ab, wenn sie beispielsweise ein Sonnenbad nehmen. Was durch frühere Forschungen schon bekannt ist: Bei rothaarigen Menschen ist besagter Rezeptor inaktiv, was dazu führt, dass sie in der Sonne nur schwer oder gar nicht braun werden. Zu langes Ausharren in der prallen Sonne kann für sie erfahrungsgemäß sogar sehr unangenehm werden.
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Wie Melanocortin-1 und Schmerzempfinden miteinander zusammenhängen
Da auch bei rothaarigen Mäusen die Melanocortin-1-Rezeptorfunktion inaktiv sind, haben die Forschenden ihr Schmerzempfinden genauer untersucht, um mögliche Zusammenhänge zu entdecken. Laut ihrer im Fachmagazin „Science Advances“ veröffentlichten Studie machten sie eine interessante Entdeckung: Die Tiere wiesen einen niedrigeren Spiegel eines Moleküls namens POMC (Proopiomelanocortin) auf. Dieses wird wiederum in unterschiedliche Hormone zerlegt. Darunter eines, das Schmerzen blockiert und eines, das für Schmerzen sensibilisiert. Es scheinen also Schmerzen teilweise gehemmt, aber andere Schmerzen auch verstärkt zu werden.
Bei rothaarigen Mäusen (und daher wahrscheinlich auch bei rothaarigen Menschen) würden sich beide Hormone in geringen Mengen scheinbar gegenseitig aufheben. Dennoch scheint der Nettoeffekt für Menschen mit roten Haaren eine leichte Erhöhung der Schmerzschwelle zu bedeuten.
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Laut den Forschenden sind die Ergebnisse von Bedeutung. Sie trügen dazu bei, anzuerkennen, dass bestimmte Menschen – speziell rothaarige – Schmerzen anders wahrnehmen und verarbeiten. Auf Grundlage der Forschungsergebnisse können beispielsweise bessere Medikamente entwickelt werden, welche besagte Rezeptoren hemmen, die an der Schmerzentwicklung betroffener Patienten beteiligt sind. „Unsere laufende Arbeit konzentriert sich auf die Aufklärung, wie zusätzliche Hautsignale Schmerzen und Opioidsignale regulieren“, heißt es im Studienbericht. „Das eingehende Verständnis dieser Wege kann zur Identifizierung neuartiger schmerzmodulierender Strategien führen.“