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Techniken, Übungen, Studien

Die Wirkungen von Qigong auf die Gesundheit

Qigong
Qigong kann zur Entspannung von Körper und Geist beitragen. Dafür werden bestimmte Meditations- und Atmungsübungen durchgeführt. Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

9. Dezember 2023, 7:47 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Bewegungen, die langsam ineinander fließen, und die richtige Atmung: Qigong mag auf den ersten Blick leicht aussehen, fast wie eine Meditation. Doch in Wahrheit steckt sehr viel Disziplin und Durchhaltevermögen dahinter. FITBOOK erklärt, welche Techniken es gibt, wie die Grundübungen aussehen und für Qigong geeignet ist.

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Qigong vereint zwar Bewegungen des Kampfsports miteinander, diese jedoch sehr langsam ausgeführt werden. Deswegen spricht man auch oft von einer meditativen Bewegungsform. Traditionell übt man Qigong in China an öffentlichen Orten aus.

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Was ist Qigong?

Qigong („Qi“ wird wie „tschi“ ausgesprochen) lässt sich als Überbegriff für viele verschiedene Bewegungs-, Meditations- und Atemübungen betrachten. Es ist keine Kampfkunst, sondern stellt mit seiner Ausführung einen wichtigen Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dar. Das „Qi“ steht für die Lebensenergie, wohingegen der Begriff „Gong“ übersetzt „ständige Arbeit“ oder „Übung“ bedeutet.

Die chinesische Medizin besagt, dass das Qi entlang bestimmter Körperlinien (Meridiane) strömt. Hat man Unstimmigkeiten im Muskel, wie beispielsweise Verspannungen, blockiert man diesen Energiefluss und es entstehen Krankheiten beim Menschen. Sportarten wie Tai-Chi und Qigong haben eine harmonisierende und heilende Wirkung, weil sie in der Lage sind, diese inneren Blockaden zu lösen.

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Herkunft von Qigong

Qigong stammt ursprünglich aus China und ist eine fast 2000 Jahre alte Bewegungsform. Die Übungen werden bis heute praktiziert und gehören fest zur staatlichen chinesischen Gesundheitsmedizin. Qigong hat sich darauf spezialisiert, den Energiefluss des Menschen wieder anzuregen und zu stabilisieren.

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Wie praktiziert man Qigong?

Qigong kann man fast jederzeit und überall praktizieren – im Liegen, Sitzen oder Stehen. Hierbei ist es wichtig, die Atmung und Konzentration auf bestimmte Körperbereiche oder Organe zu lenken (dort, wo Beschwerden auftreten). Das bedeutet, dass man die Bewegungsabläufe genau lernen und gleichzeitig auf die Atmung achten muss. Ein ruhiger Ort mit einer angenehmen Atmosphäre ist ebenfalls eine gute Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung der Übungen.

Das Ziel der Übungen ist es, mithilfe der Vorstellungskraft die Lebensenergie (Qi) frei fließen zu lassen. Dabei muss man sie fühlen und die Strömung mit langsamen, sanften Bewegungen durch den Körper leiten. Äußere Bewegungen verschmelzen mit der inneren Ruhe – wie das Prinzip von Yin und Yang. In der Mediation stellen die beiden jeweils einen Gegenpart des anderen dar und stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Dass man sich mit den Polaritäten auseinandersetzt, gehört zu der grundlegenden Arbeit des Qigong. So zeigen sich Yin und Yang nämlich im Einatmen und Ausatmen oder im Steigen und Sinken der Übungen – also in den Bereichen, in denen die Kräfte ineinander übergehen. Beim Qigong ist es wichtig, diese Momente bewusst wahrzunehmen, denn sie bringen eine harmonisierende Wirkung mit sich.

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Die Techniken des Qigong

Grundsätzlich unterscheidet man drei Arten von Qigong:

  • Stilles Qigong: Bei dieser Methode finden nach außen hin kaum oder sehr kleine Bewegungen statt. Die Konzentration liegt darauf, das Qi durch bestimmte Atemtechniken und mit seiner Vorstellung an den gewünschten Ort seines Körpers zu lenken.
  • Bewegtes Qigong: Hier werden zusätzlich noch äußere, runde, ruhige und gleichmäßige Bewegungen durchgeführt. Die Übungen sind im Gegensatz zum stillen Qigong von außen erkennbar. Allerdings lässt sich hier in harte und weiche Übungen unterscheiden. Die weichen Übungen verlaufen eher langsam, fließend und meditativ. Die harten Übungen sind häufig diejenigen, die auch in der Kampfkunst Kung Fu angewendet werden.
  • Spontanes Qigong: Es gibt keinen vorgegebenen Ablauf der Übungen. Die Bewegungen erfolgen frei und aus dem eigenen Instinkt heraus. Durch den spontanen und freien Energiefluss können Meridianblockaden gelöst werden.

Ablauf der Übungen

Die Grundübungen des Qigong können in der Regel schnell erlernt werden. Auch hier gilt wieder die richtige Haltung, Atmung und Konzentration zu bewahren. Die ausgeführten Übungen orientieren sich sehr an der Natur und an Tieren. Deswegen heißen die Übungen teilweise „Spiel der fünf Tiere“ oder „Der Kranich“. Einige beliebte Übungen wären:

Acht Brokate

Die Acht Brokate sind Übungen, die dabei helfen den Menschen durch sanfte Bewegungen in den Ruhezustand zu versetzen. Dabei unterliegen die Übungen einer langen Tradition und sprechen gezielt bestimmte Körperregionen an, wie zum Beispiel den Bauch oder das Knie.

Zwischen Himmel und Erde

Diese Übung zeichnet sich durch fließende Bewegungen aus, die die Lebensenergie anhand der Meridiane wieder ins Gleichgewicht bringen soll. Man erreicht diesen Zustand, indem man das Qi sammelt, vermehrt und erhalten muss. Wie dieser Prozess erfolgt, wird vom Kursleiter erklärt. Bewegungen, die hier ausgeführt werden, sind beispielsweise die Anspannung von Muskeln oder das Heben der Arme.

Spiel der fünf Tiere

Zu den fünf Tieren gehören: der Hirsch, Vogel, Bär, Affe und der Tiger. Charakteristisch für die Übungen sind, dass Tierbewegungen nachgeahmt werden, die die Organe stärken sollen, indem sie mit Qi versorgt werden.

Der breite Hüftstand

Diese Grundübung hilft sich auf die Meditation einzustimmen. Dabei steht man hüftbreit mit gebeugten Füßen, die parallel zueinander gerichtet sind. Ziel ist es, sein Körpergewicht gleichmäßig zu verteilen und sich vorzustellen, dass der Kopf Richtung Himmel gezogen wird, während die Beine in den Boden sinken.

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Welche Wirkungen hat Qigong auf den Körper?

Die Wirkungen lassen sich nicht nur auf eine besser fließende Lebensenergie beschränken. Qigong soll neben der Entspannung des Geistes und der Vertreibung von negativen Gedanken, auch viele Vorteile für den Körper haben. Einige davon wären:

  • Stärkung des Immunsystems und des Kreislaufs
  • Auflösung von Muskelverspannung und bessere Durchblutung
  • Reduzierung von Rückenschmerzen (aufgrund einer aufrechten Körperhaltung)
  • Verbesserung der Beweglichkeit und der Konzentration
  • Emotionale Stabilisierung
  • Entspannung

Des Weiteren werden die Gelenke mit sanften und leichten Bewegungen trainiert, sodass es zu keiner Überbelastung durch zu schnelle Bewegungen kommen kann. Qigong führt zu einer besseren Sauerstoffversorgung wegen der vielen Atemübungen. Auch sollen sich die meditativen Elemente positiv auf das vegetative Nervensystem auswirken.

Welche Wirkungen durch Studienlage belegt sind

Positive Wirkung auf Behandlung von Diabetes Typ 2

Eine chinesische Studie konnte zeigen, dass Qigong den Blutzuckerstatus und die Behandlung von Patienten mit Diabetes Typ 2 verbesserte.1

Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität

Für eine Studie aus Taiwan wurden zwei Gruppen miteinander verglichen: Die eine Gruppe, bestehend aus 165 Menschen, praktizierte Wai Tan Kung (eine besondere Form von Qigong), während sich die zweite Gruppe als Kontrollgruppe mit 660 Menschen der normalen Bevölkerung zusammensetzte. Die Studie zeigte, dass Qigong mit einer Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität für Menschen mittleren und höheren Alters einhergeht.2

Linderung der Nebenwirkungen von Krebsbehandlungen

Im Rahmen einer australischen Studie wurden die Auswirkungen von Qigong auf 126 Krebspatienten untersucht. Es zeigte sich, dass Qigong die Lebensqualität und den Stimmungszustand verbessern und sogar die Nebenwirkungen der Behandlung der Patienten lindern konnte. Zudem wurde eine Verringerung von Entzündungen festgestellt.3

Besseres Gleichgewicht

In einer Pilotstudie wurden die Auswirkungen einer achtwöchigen Praxis von Qigong auf junge Frauen untersucht. Es wurde eine Verbesserung des Gleichgewichts festgestellt.4

Weitere Untersuchungen und Tests sind nötig, um allgemeingültige Aussagen zur Wirkung von Qigong auf die Gesundheit zu belegen. Fest steht jedoch, dass man sich mit Qigong eine kleine Auszeit aus dem stressigen Alltag nehmen kann und deshalb kleinere positive Effekte auf seine Gesundheit zu erwarten sind.

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Für wen ist Qigong geeignet?

Ähnlich wie beim Tai-Chi sind beim Qigong keine Grundkenntnisse vorausgesetzt, die man beherrschen muss. Jeder, der Interesse am Erlernen der Meditationsübungen hat, kann in die Kurse einsteigen.

Es ist aber ratsam, sich als Anfänger Kurse auszusuchen, die einem die Grundlagen erklären. Schließlich gibt es viele Bewegungs- und Atmungsabläufe, die man verinnerlichen muss, damit man die Übungen auch richtig durchführen kann. Qigong ist für alle geeignet, die einen inneren Ausgleich anstreben und aus Stresssituationen entfliehen wollen. Auch Schwangere oder ältere Menschen können ohne Probleme an den Übungen teilnehmen. Allerdings sollte man vorsichtig sein, wenn man sich unwohl oder erschöpft fühlt, körperlich stark beeinträchtigt ist oder blutdrucksenkende Medikamente einnimmt. In diesen Fällen sollten Sie ärztlichen Rat einholen, um mögliche Gefahren auszuschließen.

Auch wenn Qigong einige Elemente oder Bewegungsabfolgen aus Kampfkünsten enthält, ist es keine offizielle Sportart. Körper, Geist und die Gesundheit des Menschen, trainiert Qigong trotzdem.

Quellen

Weitere Quellen:

Themen Meditation und Achtsamkeit

Quellen

  1. Meng, D., Chunyan, W. et al. (2018). The Effects of Qigong on Type 2 Diabetes Mellitus: A Systematic Review and Meta-Analysis. Evidence-based Complementary and Alternative Medicine. ↩︎
  2. Ho, TJ., Christiani, DC., Ma, TC. et al. (2011). Effect of Qigong on quality of life: a cross-sectional population-based comparison study in Taiwan. BMC Public Health. ↩︎
  3. Oh, B., Butow, P., Mullan, B. et al. (2010). Impact of medical Qigong on quality of life, fatigue, mood and inflammation in cancer patients: a randomized controlled trial. Annals of Oncology.  ↩︎
  4. González, López-Arza, MV., Varela-Donoso, E. et al. (2013). Qigong improves balance in young women: a pilot study. Journal of Integrative Medicine. ↩︎
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