19. April 2021, 14:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer es noch nicht getan hat, sollte sich unbedingt Zeit für den jährlichen Frühjahrsputz im Terminkalender schaffen. Denn die Belohnung ist nicht nur eine saubere, hygienische und aufgeräumte Wohnung, sondern auch ein voluminöseres Gehirn. Zu dieser Erkenntnis kommt eine aktuelle Studie aus Kanada.
Wenn das mal keine Motivation zum Putzen ist: Hausarbeit vergrößert die graue Masse im Gehirn. „Die Wissenschaft wusste bereits, dass Bewegung einen positiven Effekt auf das Gehirn hat, aber unsere Studie ist die erste, die zeigt, dass dasselbe auch für Hausarbeit gelten könnte“, fasst Noah Koblinsky, einer der Studienautoren, vom Baycrest’s Rotman Research Institute in Toronto (Kanada) zusammen.
Wer viel Hausarbeit erledigt, hat ein größeres Gehirn-Volumen
Für seine Studie rekrutierte das Forschungsteam 66 ältere Menschen (Durchschnittsalter: 71 Jahre), die geistig nicht beeinträchtigt waren. Sie alle wurden einer gesundheitlichen und kognitiven Einschätzung sowie Hirnscans unterzogen. Bei letzterem wurde unter anderem das Volumen des gesamten Gehirns, der grauen Masse und der weißen Masse bestimmt. Die kognitive Einschätzung beurteilte das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Ausführungsfunktion. Zudem wurde die körperliche Aktivität der Proband*innen anhand von Fragebögen festgehalten. Dabei wurde zwischen Bewegung im Haushalt und in der Freizeit unterschieden.
In der Auswertung der Daten zeigte sich, dass Senior*innen, die mehr Zeit mit Hausarbeit – wie Putzen, der Zubereitung von Essen oder Gartenarbeit – verbrachten, ein größeres Gehirn-Volumen hatten. Dieser Effekt war unabhängig davon, wie viel Sport sie trieben. „Zu verstehen, wie sich verschiedene Formen der körperlichen Aktivität auf die Gesundheit des Gehirns auswirken, ist unheimlich wichtig für Strategien, um das Risiko für altersbedingten Abbau und Demenz zu reduzieren“, erklärt Koblinsky in einer Pressemitteilung.
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Mehrere Erklärungen für größeres Gehirn-Volumen
Warum das Volumen der grauen Masse im Gehirn durch Putzen oder Essenszubereitung steigt, könnte laut dem Forschungsteam mehrere Gründe haben. Zum einen habe Hausarbeit einen ähnlichen Effekt auf das Herz und die Blutgefäße wie Sport mit geringer Intensität. Da einige Erkrankungen im Gehirn auf eine schlechte Herzgesundheit zurückzuführen sind, sei Bewegung indirekt für ein fitteres Gehirn verantwortlich. Eine zweite mögliche Erklärung beschäftigt sich mit der Hausarbeit an sich. Sie erfordere Planung und Organisation, wodurch im Gehirn neue neurologische Verbindungen entstehen würden, auch noch im höheren Alter.
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Bereits in früheren Forschungsarbeiten wurde das Sitzen mit negativen Folgen für die Gesundheit – u. a. für die des Gehirns – in Verbindung gebracht. Die dritte Erklärung der Studie dafür, warum sich Hausarbeit positiv auf die graue Masse auswirke, lautet daher: weil die Senior*innen durch diese Tätigkeiten weniger sitzen würden. „Die Ergebnisse motivieren vielleicht einige Menschen, aktiver zu bleiben, da das Arbeiten im Haushalt ein natürlicher und erforderlicher Aspekt des alltäglichen Lebens ist und daher leichter zu erreichen scheint“, kommentiert Studienautorin Dr. Nicole Anderson die Ergebnisse.